Vielleicht haben Sie schon davon gehört oder besitzen einige in Ihrer Wallet: Bitcoin. Was es damit auf sich hat und welche Rolle er in einem Anlegerportfolio einnehmen kann – darum geht es in unserer neuen Finanzkolumne.

Wer sich hinter Satoshi Nakamoto, dem Erfinder von Bitcoin versteckt, ist bis heute unbekannt. Ob 2007 eine Einzelperson oder eine Gruppe von Entwicklern diese Kryptowährung erfunden hat, ist für unsere Zwecke allerdings zweitrangig. Viel interessanter ist ein grundsätzliches Verständnis der dahinter stehenden Mechanismen. Heute gibt es mehrere tausend Kryptowährungen, von denen Bitcoin die bekannteste und eine der ältesten ist.

Der kasachische Tenge wird, wie alle Fiat-Währungen, von der Nationalbank gedruckt und von den Geschäftsbanken kreiert und ist eine zentral regulierte und kontrollierte Währung. Die Attraktivität von Bitcoin rührt unter anderem daher, dass es eine technisch dezentralisierte Währung ist, die jeder schürfen (engl. „to mine“) kann.

Zum digitalen Schürfen bedarf es eines spezialisierten Computers, auf dem die Bitcoin-Software komplizierte mathematische Berechnungen durchführt. Nur wer die richtige Lösung findet, erhält dafür Bitcoins, deren Menge mit jedem sog. Halving abnimmt. Im April 2024 steht ein weiteres Halving an und ab dann erhält man anstelle von 6,25 nur noch 3,125 Bitcoin für die richtige Lösung. Die Zahl der Bitcoins ist aktuell auf knapp 21 Millionen begrenzt, von denen ca. 19,7 Mio. bereits geschürft wurden.

Bitcoins kann man auf Börsen direkt halten, in software- oder hardwarebasierten sog. Wallets und seit Anfang 2024 auch über Bitcoin-ETFs, die an US-Börsen gelistet sind.

Besonderheiten von Bitcoin

In den Anfangsjahren des Bitcoins waren für viele die Ideen der Dezentralität und der Kontrolle durch alle Bitcoin-Eigentümer attraktiv, weil das herkömmliche Geldsystem seit der Finanzkrise Mitte der 2000-er Jahre stark in der Kritik steht und Nationalbanken Vertrauen eingebüßt haben. Transaktionen zwischen Bitcoin-Eigentümern werden auf der Blockchain – einer Transaktionsliste, die in Blöcke aufgeteilt ist – fixiert, die für jeden öffentlich einsehbar ist.

Allerdings sind die dort fixierten Transaktionen aufgrund der verschlüsselten Adressen, die aus Zahlen und Buchstaben bestehen, nur mit größerem Aufwand einzelnen Personen zuordenbar. Es besteht eine gewisse Anonymität, welche Bitcoins wem gehören. Diese Anonymität, die Unabhängigkeit von Zentralbanken und die Idee der limitierten Verfügbarkeit machen Bitcoin auch heute für viele attraktiv.

Bitcoin ist jedoch als Technologie und Instrument nicht unumstritten. Zentralbanken wollen ungern ihr Geldmonopol verlieren und sehen in ihm mindestens eine Konkurrenz, häufig aber auch eine Gefahr für die Stabilität der nationalen Währung. Zudem kostet das Schürfen von Bitcoin sehr viel Energie, was z.B. in Kasachstan Anfang 2022 dazu geführt hat, dass großen Miningunternehmen aufgrund von Knappheit der Strom abgestellt und Energiepreise erhöht wurden.

Die Dezentralität wird aus praktischen Gründen aufgehoben: So finden die meisten Transaktionen an zentralen Börsen statt, neben großen Mining-Unternehmen schließen sich viele kleinere Miner zu Miningpools zusammen. Nicht zuletzt entwickelt eine sehr kleine Gruppe von Programmierern den Quellcode von Bitcoin weiter.

Einige Länder, z.B. China und in Nordafrika, haben Bitcoin verboten. In Zentralasien stellen Banken ihren Kunden Fragen und können Konten schließen, wenn ihnen die Transaktionen von und zu Kryptobörsen verdächtig vorkommen – mit Kryptowährung können illegale Käufe getätigt, Gelder ohne Kontrolle zwischen Ländern verschoben oder an Erpresser gezahlt werden. Neben den absoluten Fans gibt es daher auch solche, die Bitcoin wie andere digitale Assets auch für ein gefährliches Schneeballsystem halten.

Bitcoin als Zahlungsmittel

In den Wirtschaftswissenschaften weist man Geld eine ganze Reihe von Funktionen zu, von denen die für uns heute wichtigsten Wertspeicher und Zahlungsmittel sind. Gesetzliches Zahlungsmittel sind die nationalen Währungen, also kasachische Tenge oder kirgisische und usbekische Som.

Als gesetzliches Zahlungsmittel wird Bitcoin nur in einigen Ländern neben den nationalen Währungen akzeptiert. Das bekannteste Experiment in El Salvador, wo jeder Einwohner 30 US-Dollar in Bitcoin geschenkt bekommen hat, um es als Zahlungsmittel einzuführen, war nicht erfolgreich. Zumeist wird Bitcoin als Commodity, also als Ware, angesehen und kann entsprechend geschürft, gekauft und verkauft werden – z.B. in Kirgisistan und Usbekistan.

Eine große kasachische Bank hatte 2022 angekündigt, Bankkarten mit einer Verknüpfung zu einem Kryptowährungskonto einzuführen. Eine Umsetzung dieser Ankündigung hat sich allerdings nicht finden lassen. Wir können also festhalten, dass Bitcoin in der Regel weder gesetzliches Zahlungsmittel ist noch regelmäßig zur Bezahlung von Waren und Dienstleistungen eingesetzt werden kann.

Digitales Gold – Bitcoin als Wertspeicher

Manche bezeichnen Bitcoin als digitales Gold und stellen dabei auf die begrenzte Zahl von Bitcoins ab. Untersuchungen gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent aller geschürften Bitcoins bereits verloren gegangen sind und die Begrenztheit noch größer ist. Bitcoins gelten als verloren, wenn von/zur Wallet mehr als fünf Jahre nichts transferiert wurde. Dies ist z.B. der Fall, wenn der Zugriff auf die Wallet, in der sich die Bitcoins befinden, verloren geht – hier besteht für den Bitcoin-Eigentümer ein Risiko. Bei rund 60 Prozent aller Bitcoins wird davon ausgegangen, dass sie tatsächlich länger gehalten werden sollen.

Ein Vermögensgegenstand ist dann ein Wertspeicher, wenn er heutige Kaufkraft in die Zukunft transferiert. Erhält man später eine Gegenleistung, die der heutigen vergleichbar ist, wird Inflation vermieden oder gemildert. Ändert sich der Preis eines Assets in sehr kurzer Zeit stark, ist unklar, ob dieser Vermögensgegenstand als Wertspeicher taugt. Da der Kurs von Bitcoin stark schwankt, ist offen, ob sich Bitcoin zu einem guten Wertspeicher entwickeln kann. Im Gegensatz zu Gold, welches eine Anwendung in der Industrie und bei persönlichen Schmuck hat, fehlt diese Option bei Bitcoin, so dass der Vergleich mit digitalem Gold nicht ganz passt.

Funktion des Bitcoin im Anlegerportfolio

Investitionen in Vermögenswerte können zwei grundsätzliche Ziele verfolgen. Einerseits kann der Vermögenswert selber etwas produzieren. Dies ist bei einem Unternehmen der Fall, welches ein Produkt herstellt oder eine Dienstleistung anbietet. Bei z.B. einem Café wird eine Räumlichkeit angemietet, mit Technik und Möbeln ausgestattet, Personal an- und Kaffee und Kuchen hergestellt. Die Geschäftsidee ist, dass der erzielte Erlös größer ist als das, was vorher investiert wurde.

Da zur Eröffnung eines Cafés Investitionen notwendig sind, gibt es Investoren – bei kleinen Unternehmen ist es häufig der Betreiber mit eigenen Mitteln – und bei großen Projekten wird Geld über Banken oder Börsen zur Verfügung gestellt. Investoren stellen Kapital zur Verfügung, um in Zukunft an einem möglichen Gewinn teilzuhaben. Bei einer Investition in Unternehmen spricht man daher von produzierenden Assets.

Erwirbt man einen Vermögensgegenstand mit dem Ziel, ihn später zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen, dann kann es sich bei diesem Vermögensgegenstand um ein produzierendes Asset handeln, muss es aber nicht. Ein typisches Beispiel für nicht produzierende Assets ist Gold. Wenn man selbst kein Juwelier ist, dann erhofft man sich, das Gold in Zukunft zu einem Preis zu verkaufen, der – nach Abzug der Inflation – nicht niedriger ist als heute.

Historisch hat das über die letzten Jahrtausende ganz gut funktioniert. Ein heute erworbener Bitcoin wird auch in zehn oder 100 Jahren exakt ein Bitcoin sein. Er hat sich nicht vermehrt oder verändert, so dass es sich bei ihm um ein nicht-produzierendes Asset handelt.

Achtung, spekulativ!

Damit lässt sich die Frage, ob man Bitcoin in seinem Anlegerportfolio halten sollte, relativ einfach beantworten. Nicht-produzierende Assets können eine Funktion im Portfolio haben. Während Gold als wertstabil gilt, hat Bitcoin aktuell keinen werterhaltenden, stabilen Charakter und aufgrund der begrenzten Funktion kann er auch komplett wertlos werden.

Ob Bitcoin Kaufkraft in die Zukunft übertragen kann, ist offen. Seine Aufnahme ins Anlegerportfolio ist zuvorderst eine Spekulation in Form der Hoffnung, dass jemand in Zukunft nicht weniger als heute dafür bezahlen wird. Ob dies der Fall sein wird, wissen wir allerdings nicht, so dass sich jeder Investor diese Frage selbst beantworten muss. Wer sich dafür entscheidet, sollte sich allerdings im Klaren über den spekulativen Charakter sein.

Tobias Stüdemann

Über den Autor: Tobias Stüdemann interessiert sich, seit er im Alter von zehn Jahren ein Sparbuch eröffnet hat, für finanzielle Themen, investiert seit über 20 Jahren und engagiert sich für finanzielle Bildung mit Hilfe von Kolumnen, Kursen und Konsultationen. Dieser Artikel ist keine Investmentberatung. Fragen, Kritik, Anregungen: daz.finanzkolumne@gmx.de.

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