Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich den Einwohnern der Stadt Pawlodar im Norden Kasachstans in den ersten Frühlingstagen: Bäume in den Straßen waren plötzlich bunt „angezogen“. Das Projekt „Pawlodar strickt – Guerilla Knitting“ geht zurück auf die Initiative einer deutschen Sprachassistentin.

Guerilla Knitting („Guerilla-Stricken“) oder auch „Urban Knitting“ („Städtisches Stricken“) – hinter diesen englischen Begriffen verbirgt sich eine spezielle Kunstform, bei der Gegenstände im öffentlichen Raum durch Stricken ein neues Gesicht bekommen. Erstmals fand ein entsprechendes Projekt 2005 in den USA statt.

Auf Initiative der deutschen Goethe-Sprachassistentin Tanja Walow erreichte die Bewegung nun auch den Norden Kasachstans. Vom 16.März bis zum 5.Mai lief ihr Projekt „Pawlodar strickt – Guerilla Knitting“, in dessen Rahmen die Einwohner Pawlodars die Bäume ihrer Stadt durch Stricken verschönern konnten. Walow ging es nach eigenen Angaben nicht nur darum, etwas Schönheit und Farbe in den grauen Alltag zu bringen: auch auf die große Bedeutung von Bäumen für die Umwelt sollte das Projekt aufmerksam machen.

Das Strick-Projekt in Pawlodar war offen für alle Interessenten: der älteste Teilnehmer war 80 Jahre alt, der jüngste zwölf. Vor allem jedoch rekrutierten sich die Teilnehmer aus Sprachschülern und Mitarbeitern des Sprachlernzentrums, Studenten der Innovativen Eurasischen Universität, der Schule Nr. 36, dem Deutschen Jugendclub „Lenz“, der kasachischen Pfadfinderbewegung sowie Freunden und Familien der Deutschlerner.

Zum Stricken in die Straßenbahn

Für alle, die nicht stricken konnten, gab es wöchentliche Strickkurse. Im Rahmen des Projekts fand auch ein Strick-Flashmob im öffentlichen Nahverkehr statt: die Beteiligten trafen sich in einer Straßenbahn, um dort gemeinsam zu stricken.

Mehr als 70 Stricker brachten insgesamt 200.000 Maschen, 300 Quadrate und 100 Kreise zustande. Dabei bestand die Möglichkeit, beim Stricken einen Wunsch zu „schreiben“, der später an Fähren im schweizerischen Basel und später an einem Baum in Velbert in Nordrhein-Westfalen angebracht wird.

Die Pawlodarer haben sich offenbar schnell an die bunten Bäume im Stadtbild gewöhnt: „Leider nimmt man sie schon als etwas Selbstverständliches wahr“, erzählt Tanja Walow. Das Projekt habe aber hoffentlich geholfen, an einige sehr einfache, aber wichtige Dinge zu erinnern, darunter vor allem an die große Rolle von Bäumen für unsere Gesundheit, an Klima-Wandel und Umweltschutz. Außerdem haben die bunten Bäume sicher die Stimmung den Stadtbewohner gehoben. Bleibt zu hoffen, dass auch andere Städte in Kasachstan die Möglichkeit bekommen, auf diese Art ihr Leben etwas bunter zu machen.

Von Nurgul Zhazykbayeva

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