Die Kulturfabrik Moabit hat am 1. November wieder Gäste aus Zentralasien empfangen. Zwischen bunten Lichtern, traditionellen Mänteln – Schapans – und dem Duft von frisch gebratenem Plov hallt Gelächter wider. Es ist Samstagabend, und die berühmt-berüchtigte Berliner Zentralasienparty „Dance with the Stans“ geht in ihre zehnte Runde.
Diesmal steht die Veranstaltung unter dem augenzwinkernden Motto „Sie nennen es Networking, wir nennen es TANIŞ-BILIŞ“ – ein Ausdruck, der in vielen Turksprachen so viel wie „Kontakte knüpfen“ oder „Vitamin B nutzen“ bedeutet. Wer schon einmal längere Zeit im Ausland gelebt hat, weiß, wie wichtig solche Verbindungen sind: Plötzlich fehlt alles – der eigene Arzt, der gewohnte Friseur, Freunde oder Bekannte, mit denen man einfach ausgehen kann. Und wer an diesem Abend in Moabit dabei ist, merkt schnell: Es geht hier nicht um Businesskontakte oder Lebensläufe, sondern um das Gefühl, miteinander verbunden zu sein – jenseits von Grenzen, Pässen und Sprachen.
Viele Besucher:innen hatten auch internationale Freund:innen mitgebracht, die neugierig auf die zentralasiatische Kultur waren und einmal erleben wollten, wie so eine Party aussieht. Als „Eisbrecherin“ trat gleich zu Beginn die Comedienne Dinara Kerey auf die kleine Bühne. Ihre Witze über den Alltag zwischen Berlin und Almaty, über Kindheitserinnerungen, Sprachbarrieren und kulturelle Unterschiede brachten das Publikum zum Lachen – und führten zu neuen Gesprächen. Es war faszinierend zu sehen, wie schnell sich die Atmosphäre eines Comedy-Kellers in eine echte Feier verwandelte.
Ab 22 Uhr übernehmen die DJs das Programm. Zuerst legt Abror Hits aus Zentralasien auf, bevor Aya (ayacantstop) elektronische Beats mit arabischen und zentralasiatischen Rhythmen mischt. Später in der Nacht bringen Pavlik Enemy & Vignetta eine Mixtur aus Balkan-, Oriental- und Latin-Sounds auf die Tanzfläche. Das Publikum tanzt, lädt einander ein – und plötzlich scheint es keine Grenzen mehr zu geben. Musik und Energie verbinden alle. Mit ein paar Freund:innen, mit denen ich gekommen war, sprachen wir darüber, ob die Stimmung an das Clubbing in Taschkent erinnert. Wir waren uns einig: Novastan hat wieder einmal großartige Arbeit geleistet und eine wahrhaft authentische Atmosphäre geschaffen.
Schon am Eingang sorgte ein kleines Spiel für gute Laune: Jede:r durfte ein Stück Papier aus einem Korb ziehen und sollte dann die Person finden, die dasselbe hatte. Auf den Zetteln standen spannende Fakten über die Region, ihre Natur und Sehenswürdigkeiten. Meine Partnerin habe ich zwar nicht gefunden, aber trotzdem beim TANIŞ-BILIŞ mitgemacht – und habe so neue Menschen kennengelernt.
Seit einiger Zeit hat sich „Dance with the Stans“ zu einem festen Treffpunkt der zentralasiatischen Diaspora und ihrer Freund:innen in Berlin entwickelt. Novastan, das europäische Medium, das sich ausschließlich mit Zentralasien beschäftigt, war auch diesmal Initiator der Veranstaltung. Wie solche Abende überhaupt entstehen und welche Idee dahintersteht, haben wir bereits im Frühjahr im Gespräch mit Makhkam, einem der Organisatoren und aktiven Vereinsmitglieder, besprochen. Das Interview zeigte, wie viel ehrenamtliches Engagement, Netzwerkarbeit und Leidenschaft hinter jeder „Dance with the Stans“-Ausgabe stecken – und warum solche Begegnungen für die Community weit mehr sind als nur eine Party.
Mit der zehnten Ausgabe beweist Novastan erneut, dass kulturelle Begegnung, Musik und Gemeinschaft die lebendige Verbindung zwischen Berlin und Zentralasien weitertragen.























