Zwei Studentinnen aus Kasachstan besuchen Deutschland. Dabei staunen sie über deutsche Väter und knüpfen Freundschaften mit Brasilianern und Taiwanesen.
Im August veranstaltete der DAAD einen Feriensprachkurs in Trier. Für uns bedeutete das die Gelegenheit, die älteste römische Stadt Deutschlands kennenzulernen und viele Eindrücke zu sammeln. Diese Eindrücke beschränkten sich aber nicht allein auf Trier: Das Programm war prall gefüllt, und neben weiteren deutschen Städten besuchten wir auch Frankreich, Belgien und Luxemburg.
Es war unsere erste Reise nach Europa. Natürlich hatten wir eine Vorstellung von Deutschland mitgebracht, aber einiges überraschte uns dann doch. Zunächst bemerkten wir, dass die Kinder öfter mit ihren Vätern als mit den Müttern unterwegs sind. Das kam uns komisch vor, war aber gleichzeitig süß und schön zu sehen. Besonders hat uns folgendes Bild gerührt: der Vater auf dem Fahrrad, hinten gibt es einen kleinen Lehnsitz – dort sitzt sein ältester Sohn, der ungefähr drei bis vier Jahre alt ist. Am Fahrrad hängt ein Wagen, eine kleine Kabine, wo ein Baby drinsitzt. Hoffentlich werden unsere zukünftigen Ehemänner auch so fürsorglich sein.
Freundliche, ruhige Hunde
Doch dann stellten wir fest, dass die Deutschen noch lieber als Kinder Hunde haben – so viele Hunde und so viele Schönheitssalons für sie! Und die Hunde sind so liebevoll und freundlich. Vielleicht weil die Atmosphäre in der Stadt so freundschaftlich und ruhig ist – schließlich fühlen die Tiere alles stärker als wir.
Wir lebten im Erdgeschoss eines Wohnheims. Häufig grüßte uns jemand von der Straße durch das Fenster. Zunächst war das merkwürdig für uns, aber dann verstanden wir, dass dies ein Ausdruck der Freundschaft der Deutschen und ihres guten Sinns für Humor ist.
Freundlich waren nicht nur die Deutschen, sondern auch die anderen Studenten aus den unterschiedlichsten Ländern, die mit uns den Sprachkurs besuchten. Sie kamen aus mehr als 100 Ländern der Welt: aus Italien, Finnland, der Türkei, Rumänien, Serbien, Russland, Armenien, Kirgisistan, China, Japan, den USA und vielen, vielen anderen Staaten. Wir freundeten uns schnell mit den Mädchen und Jungen aus Portugal, Frankreich, Polen, Taiwan, Usbekistan und Brasilien an. Es war für uns ungewöhnlich, dass unsere „Bande“ so international war. Gleichzeitig war es aber auch interessant und spannend, weil wir auf diese Weise von unseren Freunden etwas über die verschiedensten Länder lernten. Und natürlich erzählten wir auch über Kasachstan. Für die Brasilianer war es eine große Überraschung, dass man in Kasachstan brasilianische Serien kennt. Wir dagegen erfuhren, dass die Portugiesen zwar die Brasilianer verstehen, die Brasilianer aber kaum das in Portugal gesprochene Portugiesisch.
Ein Mädchen aus Taiwan sah wie eine Kasachin aus, sodass wir zunächst dachten, sie sei unsere Landsmännin. Für sie war das unverständlich, da sie sich sehr von uns unterschied. Aber wir haben ihr erklärt, dass sich Kasachen untereinander nicht sehr ähnlich sehen.
„Ist Kasachstan ein Paradies?“
Auf dem Abend des Internationalen Kochens hatte unsere frittierte Teigsreise Baursak so einen Erfolg, dass ein paar Mädchen aus Polen sogar nach dem Rezept fragten. Ihr Gericht, welches „Kopytka“ hieß, war auch sehr lecker, wie auch die süddeutschen Kartoffeln unserer Deutschlehrerin.
Fast alle waren überrascht zu erfahren, wie viele Nationen es in Kasachstan gibt. „Ist das ein Paradies?“, wurden wir gefragt. „Das ist einfach die Geschichte“, haben wir geantwortet.
Hoffentlich ist es nicht unser letztes Mal in Deutschland, und hoffentlich wird uns der Traum eines Stipendiums für ein Masterstudium in Deutschland erfüllt. Aber auf jeden Fall wird dieser Kurs immer etwas Besonderes für uns bleiben. Wir danken dem Deutschen Akademischen Austauschdienst, der Universität Trier und allen Veranstaltern, sowie den Lehrern und Tutoren der internationalen Ferienkurse in Trier. Herzlichen Dank auch unseren kasachischen Professoren der deutschen Sprache an der DKU, ohne deren Unterricht wir kaum die tolle Möglichkeit, nach Deutschland zu fahren, bekommen hätten. Nun sind wir uns sicher: Die Sprache ist eines der Hauptinstrumente neuer Möglichkeiten und um neue Freundschaften zu knüpfen.