Studenten aus über zehn verschiedenen Universitäten Almatys trafen sich Ende November im Kasachischen Institut für Management, Wirtschaft und Prognostik (KIMEP), um eine Generalversammlung der Vereinten Nationen (VN) zu simulieren. In der Rolle von Länderrepräsentanten diskutierten sie das Thema „Durch Annäherungen zum Kulturbund: Erhaltung des Weltkulturerbes“.
/Bild: Diplomatic Briefing Club. ‚Olga Mun (siebte von links) brachte über 80 Hobbydiplomaten zusammen. ‚/
Behutsam befestigen die jungen Studierenden kleine Papierschildchen am Revers ihrer Anzüge oder Kostüme. Auf ihnen steht United States of America, Thailand oder Germany geschrieben. Die Listen auf dem Registrierungstisch am Eingang der Great Hall der KIMEP Universität füllen sich mit Namen von almatynischen Universitäten. Die aufgeregten Studenten bilden Grüppchen zwischen den Sitzreihen und flüstern sich zu: „Na, hast du dich vorbereitet?“. Auf der Bühne werden noch die Mikrophone ausgerichtet, die Fahne der Vereinten Nationen am Rednerpult angebracht. In wenigen Minuten wird die Simulation einer Generalversammlung der VN, das Model United Nations (MUN), beginnen.
Zu einem Land werden
Lilia Kalbajewa geht noch einmal mit ihrem Partner die Rede durch, die sie in Kürze vor den etwa 80 Teilnehmern halten werden. Die beiden vertreten heute am Rednerpult den Staat Afghanistan und dessen Haltung zum Thema „Annäherung der Kulturen“. Sie hatten sich dafür in die Kulturpolitik des Landes eingearbeitet und sogar an einem von KIMEP organisierten Vorbereitungsseminar teilgenommen, auf dem sie lernten, wie man eine Resolution oder ein Positionpaper verfasst. „Ich fühle mich trotzdem nicht gut vorbereitet; schließlich hatten wir ja nur ein paar Tage Zeit, um unsere Positionen zu erarbeiten“, meint die 19-jährige Buchhaltungsstudentin.
Das MUN gewährt Studenten in Almaty seit drei Jahren die Möglichkeit, sich in die Situation eines Landes hineinzuversetzen, sich intensiv mit einem bestimmten Politikfeld zu befassen. Die Herausforderungen an die Teilnehmer sind dabei groß. Denn man muss die Positionen des zu vertretenden Landes in der Diskussion mit anderen Studenten durchzusetzen versuchen. Bei diesen Verhandlungen werden nicht nur rhetorische Fähigkeiten geschult. Die Teilnehmer lernen auch die diplomatische Etikette und das rechtliche Prozedere einer internationalen Konferenz kennen.
Vielfältige Unterstützung
Einen Monat lang hatte die Hochschulgruppe Diplomatic Briefing Club (DBC) an der KIMEP die Konferenz geplant. Olga Mun, Vizepräsidentin des DBC, erklärt, dass am Anfang die Themenfindung stand. Um der Konferenz internationales Flair zu verleihen, entschloss man sich für das Thema „Annäherung der Kulturen“, welches neben „Jugend“ und „Umwelt“ eines der UN-Themen des Jahres 2010 ist. Für die Durchführung der Konferenz haben Olga und ihr Team viel Unterstützung erhalten. „Finanzielle Hilfe bekamen wir vom kasachstanischen Jugendparlament und den Vereinten Nationen, die wir bei Fragen auch jederzeit konsultieren können. Ebenso stellte uns die Hochschulgruppe AISEC ihre Internetseite als Plattform für die Online-Bewerbungen zur Verfügung“, sagt die Studentin der Internationalen Beziehungen. Zudem wurde das MUN vom UNESCO-Büro, dem US-amerikanischen Konsulat in Almaty und von der Gesandten der Republik Kasachstan bei den Vereinten Nationen, Akmaral Arystanbekowa, unterstützt, die auch persönlich anwesend war.
Arystanbekowa bekleidet eine Position, von der wohl so manches Mitglied des DBC träumen dürfte. Denn schließlich erhoffen sich die meisten eine diplomatische Laufbahn. So auch Olga Mun. Denn es ist ein Kindheitstraum der 21-Jährige, für die UNESCO in Entwicklungsländern zu arbeiten. Vielleicht wird sie irgendwann einmal selbst Resolutionen der VN in ihrer Arbeit umsetzen.