Die deutschstämmige Bevölkerungsgruppe Kasachstans ist ein festigender Anker in den deutsch-kasachischen Beziehungen. Alljährlich treffen sich Regierungsvertreter beider Länder, um Maßnahmen zur Unterstützung der Minderheit, aber auch anderer Menschen mit Interesse am Erlernen der deutschen Sprache zu erörtern.
In Berlin hat am Montag die Deutsch-Kasachische Regierungskommission zu Fragen der deutschen Minderheit in und aus Kasachstan zum 19. Mal getagt. Die Sitzung des Gremiums fand unter dem gemeinsamen Vorsitz des stellvertretenden kasachischen Außenministers Roman Vassilenko und der Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik statt.
Laut offiziellen Angaben leben heute noch rund 226.000 ethnische Deutsche in Kasachstan. Die jährlichen bilateralen Treffen von Regierungsmitgliedern beider Länder sollen dazu dienen, sie und andere Menschen mit Interesse an deutscher Sprache und Kultur zu unterstützen. Damit soll auch die oft beschworene „Brückenfunktion“ gestärkt werden, die diese Gruppe gemeinsam mit den etwa 800.000 Spätaussiedlern in Deutschland für beide Länder ausüben.
Gute Zukunftsperspektiven
Roman Vassilenko eröffnete das Treffen mit einem Exkurs in das multiethnische Gesellschaftsmodell Kasachstans. Er ging darauf ein, unter welchen Bedingungen das Zusammenleben der unterschiedlichen Völker gelinge, und äußerte sich darüber hinaus zu Möglichkeiten des gegenseitigen Lernens im Bildungsbereich. Dabei legte er den Fokus auf das deutsche Berufsbildungsmodell, das sich in Kasachstan großer Beliebtheit und Anerkennung erfreut, und machte Vorschläge zu dessen weiterer Einführung. Zudem regte er die Eröffnung von Zweigstellen deutscher technischer Universitäten in Kasachstan an.
„Die bewährten Maßnahmen der Regierungen zur Förderung im kulturellen, bildungs- und sozialpolitischen Bereich werden auch weiterhin dafür sorgen, dass ethnische Deutsche in Kasachstan gute Zukunftsperspektiven haben und damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung unserer Republik sowie guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten leisten können“, so der kasachische Regierungspolitiker.
Natalie Pawlik stellte ihrerseits fest, dass die Deutschen Kasachstans einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Kasachstan leisteten. Die Bundesregierung unterstütze die Bemühungen um eine Stärkung dieses Bereichs der gemeinsamen Beziehungen, so die Minderheiten- und Aussiedlerbeauftragte.
Weitere Maßnahmen zur Unterstützung vereinbart
Im Rahmen des Treffens fanden weitere thematische Vorträge statt. So äußerten sich unter anderem der frisch ernannte Abgeordnete des kasachischen Senats Yevgeniy Bolgert, der zugleich als Vorsitzender des Aufsichtsrats die Selbstorganisation der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ vertritt, sowie der stellvertretende Bürgermeister von Astana Eset Baiken und der Vorsitzende des Ausschusses für die Entwicklung interethnischer Beziehungen im kasachischen Informationsministerium Galym Schoikin.
Bolgert unterrichtete die deutsche Seite über die Aktivitäten der Stiftung „Wiedergeburt“, der Deutsch-Kasachischen Universität sowie der deutschen Kulturzentren und Schulen mit deutschsprachigem Profil in Kasachstan. Außerdem ging es in seinen Ausführungen um das Deutsche Theater in Almaty sowie die Deutsche Allgemeine Zeitung.
Als Ergebnis der Veranstaltung unterzeichneten die Parteien ein Kommuniqué, das weitere Maßnahmen der Regierungen beider Länder vorsieht, um die deutsche Minderheit Kasachstans umfassend zu unterstützen.