2017 war ein erfolgreiches Jahr für die deutschen Unternehmen in Kasachstan und Usbekistan. 2018 soll noch besser werden. Das ergab eine jüngst veröffentlichte Umfrage zum Geschäftsklima in beiden Ländern. Doch bei allem Optimismus: Die Konkurrenz aus China wächst.

Deutsche Unternehmen erwarten, dass die Geschäfte in Kasachstan und Usbekistan weiter zunehmen werden. Vor allem die jüngsten Reformen in beiden Ländern, stimmt die Wirtschaft optimistisch. Das ergab die erste Umfrage zum Geschäftsklima in Kasachstan und Usbekistan, die von der Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien und dem Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft im ersten Quartal 2018 durchgeführt und am 10. April veröffentlicht wurde.

„Kasachstan steht als wichtigster Markt in Zentralasien traditionell im Fokus deutscher Unternehmen, gleichzeitig ist das Interesse an einem Einstieg auf den usbekischen Markt sprunghaft angestiegen“, kommentierte der Geschäftsführer des Ost-Ausschusses Michael Harms die Ergebnisse der Umfrage. „Usbekistan reformiert sich derzeit mit hohem Tempo, was von den deutschen Unternehmen einhellig positiv gesehen wird. Hier öffnet sich gerade ein chancenreicher Markt mit über 30 Millionen Einwohnern“, so Harms weiter.

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Positive Entwicklung erwartet

Befragt wurden 41 Unternehmen, die in beiden Ländern rund 5.000 Mitarbeiter beschäftigen und über 830 Millionen Euro umsetzen. Dabei stammen die meisten aus der Land- und Ernährungswirtschaft gefolgt von Maschinen- und Anlagenbauern. Ebenfalls vertreten waren Unternehmen der Bauwirtschaft, der chemischen Industrie und des Finanzsektors. Drei Viertel von ihnen sehen die Geschäftsentwicklung positiv.

Im vergangenen Jahr war der Handel zwischen Deutschland und der Region spürbar angestiegen: Das bilaterale Handelsvolumen mit Kasachstan wuchs um 23 Prozent auf rund fünf Milliarden Euro, der Handel mit Usbekistan kletterte um 32,5 Prozent auf 600 Millionen Euro. Und auch für 2018 erwarten die Unternehmen einen Zuwachs.

„2017 liefen die Geschäfte für die deutschen Firmen in Kasachstan und Usbekistan bereits besser als im Vorjahr“, sagte der designierte Delegierte der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien Robert Breitner. „2018 wird es nach Einschätzung der Unternehmen weiter bergauf gehen. 54 Prozent rechnen damit, dass sich die kasachische Wirtschaft positiv entwickelt. Für Usbekistan sind es sogar 84 Prozent der Befragten.”

Reformen beflügeln

Ausschlaggebend für den Optimismus sind vor allem die Entwicklungen in Usbekistan. Der 2016 ins Amt gekommene Präsident, Schawkat Mirsijojew, ergriff Maßnahmen gegen die ausufernde Bürokratie und gegen Korruption. Er sorgte durch eine Liberalisierung des Devisenhandels für das Ende des Schwarzmarktwechsels und richtete die Stelle eines Ombudsmanns für die Wirtschaft ein.

Insgesamt bewerten 68 Prozent der befragten Unternehmen ihre eigene Geschäftslage in Kasachstan mit gut oder sogar sehr gut, in Usbekistan sind es 66 Prozent. 23 Prozent sehen ihre Lage in Kasachstan als befriedigend an, 20 Prozent in Usbekistan. Nur neun Prozent in Kasachstan und 14 Prozent in Usbekistan sprechen von einer schlechten oder sehr schlechten Geschäftslage.

Doch vor allem Wechselkursschwankungen und die damit verbundene Inflation bereiten den Unternehmen Kopfzerbrechen. Außerdem erschweren Korruption und bürokratische Hürden die Geschäfte. Breitner erhofft sich durch die insbesondere in Kasachstan vorangetriebene Digitalisierung eine Verbesserung: „Eine höhere Transparenz durch die Digitalisierung der Verwaltung kann hier die Weichen in die richtige Richtung stellen.“

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Konkurrenz aus dem Osten wächst

Hindernisse bestehen jedoch nicht nur in den Ländern selbst. Auch die Konkurrenz von außen wächst, vor allem durch China. „Chinesische Staatsunternehmen agieren zunehmend selbstbewusst auf den zentralasiatischen Märkten, angetrieben durch die Seidenstraßen-Initiative der chinesischen Regierung“, so der Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Harms. Während mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen das Projekt „One Belt, One Road“ mit Sorge betrachten, sehen etwa 30 Prozent die Chance für eine engere Zusammenarbeit oder erhoffen sich gar einen eigenen Vorteil.

Weitaus positiver wird hingegen die von Russland initiierte Eurasische Wirtschaftsunion (EEU) gesehen, zu der Russland, Belarus, Kasachstan, Kirgisistan und Armenien gehören. Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen meint, das Kasachstan von seiner Mitgliedschaft profitiert habe. 42 Prozent sehen deshalb auch deutliche Vorteile für Usbekistan in einer EEU-Mitgliedschaft.

Als zukunftsfähig werden vor allem die Branchen Land- und Ernährungswirtschaft, Bauindustrie und Rohstoffe betrachtet. Mittlerweile werde auch mehr auf die „Wertschöpfung vor Ort“ gesetzt, so Breitner. Das eröffne vor allem für die deutschen Maschinen- und Anlagenbauern Chancen. Auch die Bereiche Digitalisierung, Logistik, regenerative Energien und Energieeffizienz bieten weitere Tätigkeitsfelder, meint Harms.

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