Die Länder Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan tauschten zu Sowjetzeiten Wasser und Energie untereinander aus. Doch das System der Wasserlieferungen an die Steppenstaaten einerseits und Energielieferungen an die Bergrepubliken andererseits funktioniert nicht mehr. Mit deutscher Hilfe soll jetzt ein modernes grenzüberschreitendes Wassermanagement in Gang kommen.

/Bild: Edda Schlager. ‚Das Wasserkraftwerk Nurek in Tadschikistan. Die einen brauchen das Wasser im Winter zur Energieerzeugung, die anderen im Sommer zur Bewässerung.’/

Der Aralsee versiegt, schuld ist die Baumwolle – soweit nichts Neues. Die Wasserprobleme in Zentralasien gehen jedoch weit über den Aralsee hinaus. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion können sich die fünf Ex-Sowjetrepubliken nicht über die Nutzung der Zuflüsse des Aralsees einigen. Im Rahmen der Zentralasienstrategie will sich Deutschland nun als Konfliktmanager profilieren. Im Auftrag des Auswärtigen Amtes wird die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ab kommendem Jahr ein Projekt für grenzüberschreitendes Wassermanagement umsetzen und die fünf zentralasiatischen GUS-Republiken sowie Afghanistan an einen Tisch holen.

Ein GTZ-Programmentwurf wurde Mitte November in Almaty im Rahmen der Konferenz „Water Unites – Strengthening Regional Cooperation on Water Management in Central Asia“ mit Teilnehmern aus allen fünf zentralasiatischen Ländern sowie aus Deutschland vorgestellt. Das Projekt ist der erste konkrete Schritt der deutschen Initiative „Water Unites“, die im April dieses Jahres vom deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier initiiert worden ist.
„Wir wollen ein Katalysator sein, um die Wasserprobleme in Zentralasien langfristig zu lösen“, so die deutsche Bundestagsabgeordnete Hedi Wegener auf der Konferenz. Man wolle jedoch keine politischen Lösungen von außen diktieren. Diese müssten die Länder in gemeinsamer Arbeit selbst finden.

Im Rahmen der Wasserinitiative werden neben der GTZ auch das Deutsche Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) Aufgaben übernehmen.
Die Energiekrise in Tadschikistan im vergangenen Winter, die große Trockenheit in ganz Zentralasien in diesem Jahr und die weltweite Lebensmittelkrise haben die Wasserkonflikte in der Region noch weiter verschärft.

Unterschiedliche Interessen

Die Staaten am Unterlauf der zentralasiatischen Flüsse, Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan, benötigen das Wasser im Sommer für die Landwirtschaft. Baumwolle, Weizen und Reis, die wichtigsten Anbaukulturen dieser Länder, müssen bewässert werden. Tadschikistan und Kirgisistan dagegen, die Staaten an den Oberläufen der Flüsse, brauchen das Wasser im Winter zur Energiegewinnung.

Zu Sowjetzeiten waren die fünf Länder eng aneinander gebunden. Dafür, dass Kirgisistan und Tadschikistan das Wasser je nach benötigtem Bewässerungsregime in Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan abließen, wurden sie im Gegenzug im Winter mit ausreichend Öl, Gas und Kohle versorgt. Nach der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Staaten brach die verordnete Abhängigkeit auf. Vor allem die beiden Bergländer Kirgisistan und Tadschikistan, ohne nennenswerte eigene fossile Brennstoffvorkommen, bekamen Probleme mit der Energieversorgung.

Um die eigenen Ressourcen möglichst effektiv zu nutzen, setzen Kirgisistan und Tadschikistan auf Wasserkraft. Das bedeutet, dass Wasserkraftwerke das Wasser im Winter ablassen. So fehlt es dann aber im Sommer zur Bewässerung an den Unterläufen. Außerdem kommt es im Winter verstärkt zu Hochwässern.

Obwohl es bereits seit Jahren eine Reihe von Vereinbarungen und Institutionen zur Lösung der Wasserkonflikte in Zentralasien gibt – so die Anfang der 90er Jahre gegründete Zwischenstaatliche Kommission für Wasserkoordination (ICWC) und der Internationale Fonds zur Rettung des Aralsees, (IFAS) ,

konnten sich die fünf Staaten bis heute nicht einigen. „Es ist Zeit für eine Inventur und einen Neuanfang“, betonte Baratali Koshmatow, Sprecher der kirgisischen Delegation. Das lässt hoffen!

Von Edda Schlager

21/11/08

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