Mit neuen Aufenthaltsoptionen reagiert die kasachische Regierung auf den globalen Trend zur ortsunabhängigen Arbeit. Zwei Visa wurden bereits vergeben – ein erster Praxistest für Kasachstans neue Migrationspolitik und das Bestreben, sich als ein Standort für globale Remote-Arbeit zu etablieren.

Kasachstan rückt zunehmend ins Blickfeld internationaler Fachkräfte – insbesondere jener, die ortsunabhängig in digitalen Berufen arbeiten. Mit seiner Lage im Herzen Eurasiens, mit modernen Städten sowie einer gut ausgebauten digitalen Infrastruktur bietet das Land zunehmend attraktive Rahmenbedingungen für Digital Nomads. Auch wirtschaftlich befindet sich Kasachstan auf stabilem Wachstumskurs: Zwischen 2023 und 2026 wird ein jährliches Plus von bis zu fünf Prozent prognostiziert – das sind durchaus gute Voraussetzungen für internationale Talente, die nach neuen beruflichen Standorten suchen.

Vor diesem Hintergrund hat die kasachische Regierung auf Vorschlag von PräsidentKassym-Schomart Tokajew im November 2024 ein umfassendes Maßnahmenpaket beschlossen, das drei neue Visa- und Aufenthaltsoptionen für digitale Nomaden einführte. Diese sind auf verschiedene Bedürfnisse und zeitliche Horizonte zugeschnitten. Für alle drei Programme gilt: Bewerber:innen müssen ein regelmäßiges Einkommen aus dem Ausland nachweisen können, in der Regel mindestens 3.000 US-Dollar pro Monat.

Vom digitalen Zwischenstopp zur festen Adresse

Das Neo Nomad Visum (B12-1) richtet sich an Fachkräfte, die temporär in Kasachstan leben und von hier aus für internationale Auftraggeber:innen oder Unternehmen arbeiten. Es erlaubt einen Aufenthalt von bis zu einem Jahr und kann einmalig um weitere zwölf Monate verlängert werden. Die Beantragung erfolgt online über das E-Visa-Portal, ohne dass eine Registrierung bei einem Technopark erforderlich ist. Das Verfahren ist vergleichsweise unkompliziert – eine langfristige Perspektive bietet dieses Visum jedoch nicht.

Für IT-Expert:innen, die eine engere Anbindung an Kasachstan suchen, wurde gleichzeitig das Digital Nomad Visum (B9-1) eingeführt. Es zielt auf Fachkräfte aus den Bereichen IT, Softwareentwicklung, Cybersicherheit und ähnlichen digitalen Branchen ab. Dieses Visum ist ebenfalls für zwölf Monate gültig und verlängerbar, kann aber – im Gegensatz zum B12-1 – unter bestimmten Voraussetzungen in eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis überführt werden. Eine Registrierung bei einem anerkannten Technopark wie dem Astana Hub ist empfohlen, aber nicht zwingend vorgeschrieben. Damit stellt dieses Visum eine Zwischenstufe dar: attraktiv für jene, die Kasachstan zunächst testen, aber längerfristig bleiben möchten.

Wer jedoch bereits bei der Einreise eine dauerhafte Perspektive anstrebt, kann sich seit März 2025 für das Digital Nomad Residency Programm bewerben. Dieses Pilotprogramm wurde vom kasachischen Ministerium für digitale Entwicklung, Innovation und Luft- und Raumfahrtindustrie ins Leben gerufen und bietet einen vereinfachten Weg zur permanenten Aufenthaltserlaubnis für hochqualifizierte IT-Fachkräfte. Ziel ist es, ausländische digitale Talente dauerhaft an das Land zu binden und sie in den Aufbau der lokalen digitalen Wirtschaft zu integrieren.

Zaghafter Start, hohe Nachfrage – trägt Kasachstans neues Visamodell?

Gemeinsam zeigen die Programme, dass Kasachstan die digitale Transformation konsequent verfolgt und sich als ein begehrtes Zielland für die globale Remote-Arbeitswelt zu positionieren versucht. Erste Zahlen belegen, dass das Angebot auf Interesse stößt. Laut Angaben des Pressedienstes des Premierministers seien bis zum 22. Juli bereits 204 Anträge auf Teilnahme an den Programmen eingegangen. Die ersten beiden Visa wurden an Staatsangehörige aus Algerien und Botswana ausgestellt.

Für Zhaslan Madiyev, Kasachstans Minister für digitale Entwicklung, Innovation und Luft- und Raumfahrtindustrie, sind die Programme ein bedeutender Schritt hin zu einer modernen, technologieorientierten Migrationspolitik. Kasachstan sendet damit ein klares Signal: In einer zunehmend global vernetzten Arbeitswelt versteht sich das Land nicht nur als Transitpunkt, sondern als aktiver Mitstreiter im Wettbewerb um internationale Fachkräfte.

Hanna Singer

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