Der Leiter der Abteilung Osteuropa und Zentralasien vom Goethe-Institut Dr. Rüdiger Bolz war anlässlich der regionalen Arbeitsgespräche in Almaty. Mit der DAZ sprach er über aktuelle Herausforderungen der Kulturarbeit des Goethe-Instituts.

Herr Dr. Bolz, wie kommt es, dass die Arbeitsbesprechungen dieses Jahr in Almaty stattfinden?

Die Sitzungen legt man ziemlich lang fest, nämlich ein Jahr im Voraus. Das Goethe-Institut feiert hier sein 20 Jähriges Bestehen, und dann wurde im letzten Jahr auch noch das neue Gebäude bezogen, das wollten wir natürlich alle sehen und haben die Einladung von Frau Fraenkel-Thonet gerne angenommen. Ich war schon einmal hier zur Eröffnung des Gletscherprojektes und als es darum ging, den Neubau zu strukturieren und neu zu planen.

Vor kurzem hat der Generalsekretär des Goethe-Instituts Johannes Ebert verkündet, das Personal und die Aktivitäten in der Ukraine aufzustocken. Welche Perspektiven und Ziele haben Sie sich nun gesetzt?

Wir richten unsere Konzepte nach den Erfordernissen aus, das heißt das, was unsere Partner uns vor Ort melden, was sie brauchen, was benötigt wird. Das, was die Ukraine jetzt braucht ist Unterstützung bei dem umfassenden Transformationsprozess, den das Land gerade durchmacht. Ich war selbst ein paarmal dort. Da gibt es ganz verschiedene Ansätze von der Bildung bis zur Umwandlung aller Kultureinrichtungen, denen das staatliche Geld nicht mehr zur Verfügung steht: Etwas, was wir auch aus dem Osten Deutschlands kannten. Also bei all diesen Prozessen versuchen wir Unterstützung zu leisten mit Stipendienprogrammen, Volontariaten und so weiter.

Wie sieht die Lage hier in Kasachstan aus, wird sich hier auch einiges verändern? Wird es den Karikaturenwettbewerb noch geben?

Also den Kariktaurenansatz finden wir sehr interessant. Den werden wir erweitern und fortführen und auch mit internationalen Künstlern. Ein wichtiger Ansatz wird die Filmförderung sein. Ich darf daran erinnern, dass nur im Goethe-Institut die ungekürzte Fassung des Films „Uroki-Garmonii“ liegt. Also für das zivilgesellschaftliche Engagement wird das Goethe-Institut sicherlich noch stärker an Profil gewinnen, als es bisher der Fall war.

Das sind alles so Ansätze, die auch kompatibel sind mit dem Auftrag des Goethe-Institutes, zu dem es dazugehört, immer Neues zu fördern, immer Innovatives zu unterstützen, im Sprachbereich ohnehin und im Kulturbereich auch. Sinn der Sache ist, die innovativen Kräfte im Gastland zu unterstützen und kooperativ etwas zu erreichen.

Stoßen Sie bei Ihrer Arbeit, im Besonderen beim zivilgesellschaftlichen Engagement, auch an Grenzen, zum Beispiel in Form von Zensur?

Ich glaube nicht, dass wir Narrenfreiheit haben, und ich denke, dass es zur Natur unserer Aufgabenstellung gehört, immer wieder Grenzen auszuloten. Ich kann mich persönlich in den letzten zwei Jahren nicht erinnern, dass Zensur ausgeübt worden wäre. Natürlich haben wir die Fälle mitbekommen, wo Restriktionen ausgeübt wurden und ganz deutlich wurde, wo wir hier leben. Der Fall Atabajew hat dies zum Beispiel deutlich gezeigt. Mein Arbeitscredo lautet „Kultur um der Freiheit willen“, das sind für mich zwei kollidierende Begriffe – und die muss man halt mit Leben füllen.

Herr Dr. Bolz, vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Dominik Vorhölter

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