Duschen ist gar nicht so einfach. Und da man es fast ständig, zumindest regelmäßig, betreibt, kann sich das Duschen ganz schön ärgerlich gestalten. Jedenfalls scheint es schwer, eine Dusche zu bauen, in der das Duschen auch wirklich Spaß macht, zumindest reibungslos verläuft.

Meist sind die Duschkabinen zu klein, so dass man sich kaum rühren kann. Dreht man sich ein wenig hin oder her, klebt einem prompt der Duschvorhang am Po. Oder man stupst mit dem Ellbogen gegen den Mischhahn, so dass das Wasser abrupt auf viel zu heiß oder viel zu kalt umspringt. Mischhähne sollten sowieso verboten werden, zumindest mit Grobmotorik kommt man da nicht wirklich auf die Temperatur, die haargenau dem individuellen Wasserwärmebedürfnis entspricht. Dass das gelingt, ist so selten der Fall, dass jedes Mal, wenn es dann doch gelingt, ein Glücksgefühl in mir aufkommt. Und gar nicht wieder abflauen will, wenn – Achtung, jetzt kommt der wirklich springende Punkt, der das Duscherlebnis zum perfekten Duscherlebnis macht – die Wassertemperatur die ganze lange Zeit bleibt, im Idealfall während des ganzen Duschvorgangs. So was habe ich bislang eigentlich nur in Saunen oder Schwimmbädern erlebt. Zudem erübrigt sich dort das Ein- und Aussteigen aus der Badewanne oder Duschkabine, man geht einfach drunter und los geht’s! Zudem stimmt in solchen Einrichtungen der Wasserdruck – ein warmer satter Strahl, der einen im Nullkommanix so richtig nass macht, herrlich! Und da muss man auch nichts umständlich nachbereiten – danebengegangenes Wasser aufwischen sowie auch auf Belüftung und Beheizung achten, damit nichts schimmelt und dergleichen.

Aber bei allem bleibt das allerschlimmste für mich: Kalt duschen. Das ist nur noch zu toppen durch früh morgens kalt duschen. Da hatte ich natürlich im Studentenwohnheim in Russland schlechte Karten! Ich entschied mich für die Alternative: Kaltes Wasser stundenlang in großen Kochtöpfen erhitzen, dann mit kaltem Wasser auf die richtige Temperatur mischen und mit einem Stieltopf über sich gießen, super!

Was die Bewegungsfreiheit anbelangt, ist Indien super, allerdings setzt man dort kurzerhand das komplette Bad unter Wasser. Was das Duschen einerseits schön, andererseits lästig macht – weil man ja jedes Mal das Bad ein- und ausräumen muss, jedenfalls die Dinge, die nicht nass werden sollen. In der Türkei hätte ich mir fast mal einen Hexenschuss zugezogen, weil das heiße Wasser es nicht bis in den Duschschlauch geschafft hat, sondern nur aus dem Wasserhahn auf Bauchnabelhöhe kommen wollte, worunter ich mich dann verrenken musste.
Tückisch sind Heißwasserboiler, damit muss man taktisch klug umgehen, damit einem nicht gerade dann das heiße Wasser ausgeht, wenn man schön eingeschäumt dasteht. Ich habe mal meinem damaligen Freund eine schlimme Szene gemacht, als er vor mir rücksichtslos den Boiler leer geduscht hat und mir nur noch kaltes Wasser hinterließ. Da verstehe ich einfach keinen Spaß! Und auch hinterhältig ist, wenn verschiedene Räume an dasselbe Wassersystem gekoppelt sind. Einmal horizontal, das heißt wenn jemand meint, spülen zu müssen, während man duscht und sich einem damit saublöd in das Mischverhältnis einmischt. Noch schlimmer ist es allerdings vertikal, wenn man oben nicht genügend Wasserdruck hat, weil die Nachbarn unter einem schon die Leitungen belegen!

Und darum bade ich am liebsten. Auch wenn es hygienetechnisch nicht das A und O ist, wie wir von den Türken lernen müssen. Stimmt ja irgendwie, im eigenen Sud zu hocken, macht nicht wirklich rein. Wenigstens sind wir aus dem Familienbad raus, als wir hintereinander weg – der Größe nach von oben nach unten – durch ein- und dasselbe Badewasser gezuppt sind. Für die türkischen Gastarbeiter damals ohne Worte. Drum duschen wir uns nach dem Baden noch mal ab, was auf den ersten Blick doppelt gemoppelt erscheint, jedoch ist das Baden für die Entspannung zuständig, das Duschen zum Sauberwerden, sozusagen ein interkultureller Kompromiss. Aber sowieso entdecken wir für uns das stundenlange Geplantsche und abwechselnde Rumgehocke in verschiedenen Saunen, Whirlpools, sonstigen Wasserbädern, Dampfbädern. Man wandelt und plätschert und dämmert und döst in japanischem Ambiente auf finnische oder türkische Weise aber nach deutschem System: systematisch, geplant und nach vielen Regeln; auf 10er- oder Jahreskarte; und manch einer reserviert sich seinen Platz mit seinem Handtuch. Aber bitte, wenns doch gut tut und friedlich stimmt! Und das tut es.

Julia Siebert

27/06/08

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