Der erste „Internationale Runde Tisch für Frauen in Politik und Medien“ in Almaty brachte zwar keine konkreten Entwicklungskonzepte für das zentralasiatische Frauenbild hervor. Aber er gab einen Anstoß zur Bildung wichtiger Netzwerke in der Region


„Manchmal ist es ganz gut, eine schwache Frau zu sein“ – dieser lediglich ironisch gemeinte Satz der Organisatorin Elvira Pak war keineswegs Programm für die etwa 50 Frauen aus ganz Zentralasien, die am 10. Februar auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum ersten „Internationalen Runden Tisch für Frauen in Politik und Medien“ ins Hotel Hyatt in Almaty gekommen waren.

Denn bei dem Gespräch herrschte Einverständnis darüber, dass sich Frauen in Politik, Medien oder Wirtschaft noch immer grundsätzlich schwerer durchsetzen können als Männer. Doch weil sich auch die Frauen in Zentralasien mit dieser Situation nicht abfinden wollen, waren Vertreterinnen aus Medien, Politik, Recht, Wissenschaft und Kultur zahlreich zu dem Treffen erschienen.

Auch Hedi Wegener, SPD-Mitglied, Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Parlamentsgruppe für Zentralasien im Deutschen Bundestag hatte anlässlich ihrer diesjährigen Reise nach Tadschikistan und Kasachstan die Gelegenheit genutzt und war zu einer Stippvisite ins Hotel Hyatt vorbeigekommen. Sie lobte die Leistung der Kasachstaner, die aus ihrem Land einen eigenständigen und aufstrebenden Staat gemacht hätten, und freute sich vor allem über die Anwesenheit so zahlreicher junger Frauen, die sich für Politik interessierten. Wegener berichtete von ihren Erfahrungen als Politikerin in Deutschland und wies darauf hin, dass es auch in ihrer Heimat keineswegs selbstverständlich sei, Beruf und Familie erfolgreich unter einen Hut zu bekommen. Obwohl die Bundesrepublik als westliches Land gemeinhin als Vorbild für die Frauen in Zentralasien gelte, gäbe es noch immer Gleichstellungsprobleme zwischen Männern und Frauen, so die Bundestagsabgeordnete. „Es fehlen Frauen als Entscheidungsträger, einzelne Frauen an der Spitze reichen nicht“, kritisierte Wegener die Situation in Deutschland.

Obwohl die einheimischen Frauen auch daran interessiert waren, wie die deutsche Berufspolitikerin die Entwicklungschancen für Frauen in Zentralasien sieht, kam ein echter Dialog bei dem Treffen nicht zustande. Noch ehe die Diskussion mit den Teilnehmerinnen begann, war der Gast aus Deutschland schon wieder verschwunden.

Unter Regie der Gastgeberin Elvira Pak kam es dann aber doch noch zu einem regen Meinungsaustausch, der nahezu alle Facetten zentralasiatischer Ansichten zur Rolle der Frau in der Gesellschaft aufzeigte: Alle Menschen, auch Frauen, hätten immer die Wahl zwischen Politik, Beruf und Familie, meinte zum Beispiel die Vertreterin der NGO „Orleo“ aus Kasachstan. „Wir dürfen nicht immer sagen, Frauen können nicht“, so die politisch engagierte Wissenschaftlerin. Gleichzeitig griff sie die Medien an, unbequeme Themen oft auszulassen und so zu verhindern, dass beispielsweise frauenrelevante Themen überhaupt wahrgenommen würden. Das, so konterte die Juristin Sofiya Issenova vom Journalisten-Netzwerk Internews in Almaty, läge aber daran, dass die Themen oft von männlichen Redaktionsleitern bestimmt würden. Fähige und kritische Nachwuchs-Journalisten, übrigens Männer und Frauen, bekämen oft keine Chance, ihre Themen unterzubringen. „Frauen können schon deshalb keine Entscheidungen treffen, weil sie nicht mit in die Sauna gehen“, zitierte Issenova die ihrer Meinung nach typische Haltung russischsprachiger männlicher Entscheidungsträger.

Doch auch eher gemäßigte Stimmen waren zu hören. So sah eine Studentin vom KIMEP in Almaty sehr wohl Möglichkeiten für Frauen, in Kasachstan Politik mitzubestimmen. Als Beispiel führte sie Dariga Nasarbajewa, die Tochter des kasachstanischen Staatspräsidenten und Vorsitzende der ASAR-Partei ins Feld, was ihr jedoch wenig Beifall einbrachte. Eine andere Teilnehmerin berief sich auf die traditionelle, zurückgenommene Mentalität der Asiatinnen. Man solle sich nicht ausschließlich an europäischen Frauen orientieren, sondern ein eigenes modernes Frauenbild entwerfen, so ihre Forderung.

Das Resümee des Treffens ging über eine bloße Absichtserklärung nicht hinaus. An konkreten Vorschlägen für Entwicklungskonzepte mangelte es. Doch ging es bei dem Treffen wohl eher darum, Netzwerke von Frauen für Frauen aufzubauen. Diesbezüglich war der „Runde Tisch“ ein voller Erfolg. Denn ein zweites Treffen dieser Art wurde von den Frauen ausdrücklich gewünscht und eingefordert.

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