Es gibt sie wirklich, die Konflikte zwischen Nachbarn um über den Gartenzaun hängende Apfelbaumäste und zwischen Eheleuten um nicht sachgemäß ausgedrückte Zahnpastatuben. Wie albern, fand ich immer. Aber zu den größten Fehlern der Menschheit zählt der Gedanke, einem selbst würde irgendwas nie passieren und schwups bin ich selbst in so einen Konfliktfall geraten – von außen betrachtet lächerlich, von innen betrachtet ein Skandal.

 

Mein Vermieter hat mir einst eine Bank geschenkt. Jetzt hätte er sie selbst gern, wusste aber nicht, wie er sie zurückholen und das vor mir und sich vertreten soll. Eigentlich ganz einfach: „Julia, ich hätte gern die Bank. Kannst du sie entbehren?“ Klare Ansage. Friedliche Lösung. Aber klare Ansagen sind nicht so des Vermieters Ding, wenn er was haben will, lieber schlawenzelt und schlawinert er mit Ausreden und Umwegen um den heißen Brei herum, sieht sich als Meister der Manipulation und es darf auf gar keinen Fall so aussehen, als bräuchte er irgendwas. Diese Strategie scheint sich bislang bewährt zu haben.
Jetzt ist es aber so, dass ich es nicht leiden kann, wenn jemand die Tatsachen verdreht und verzerrt. Und es grenzt an eine Todsünde, mir nicht zuzuhören oder meine Aussagen nicht für bare Münze zu nehmen und sich darüber hinwegzusetzen, was ich will, denke, fühle, brauche. Ein bissl Respekt muss sein! Bei unserem nicht ganz so tapferen Helden habe ich schon X Mal die Augen zugedrückt, weil er eigentlich ein netter ist, es an sich gut meint, eher unbeholfen ist und zu alt, stur und schrullig, um sich noch zu ändern. Und so drückte ich auch bei diesem Banküberfall ein paar Augen zu, als er autistisch seine Rechtfertigungen anbrachte: Erstens benutze ich die Bank gar nicht. Zweitens sei die Bank aus dem Keller eh viel bequemer. Und drittens gehe die Bank draußen kaputt. Stur kann ich auch und wiederholte nimmermüd, dass ich erstens die Bank häufig benutze, zweitens die Bank im Keller eben nicht bequemer sei (sonst stünd sie ja nicht dort!) und drittens die Bank im Winter wetterfest gemacht werden könne. Ich befand: Er soll die Bank ruhig haben, aber bitteschön nicht unter Verfälschung der Tatsachen. So weit, so gut.
Nun hat er mir ohne Ankündigung und ohne Einhaltung unserer Absprachen die Bank unterm Hintern weggezogen. Da konnte mein Vermieter wieder mal nicht schnell genug an das Objekt seiner Begierde kommen, aber so isser er eben, mein Vermieter. Ich war nicht begeistert, sah die Sache aber sportlich, schleppte meine Küchenbank raus und die Kellerbank in die Küche und hielt die Sache für erledigt. Denkste! Mein Vermieter fragte in ermahnendem Ton, warum ich meine Küchenbank rausgestellt hätte, da ginge sie doch kaputt. WEIL DA JETZT KEINE BANK MEHR IST UND ICH EINE BRAUCHE! Das wäre der passende Augenblick für unseren Helden gewesen zuzugeben, dass die Aktion nicht so toll gelaufen ist – Variante A. Weil man dafür aber Größe und Stil braucht, hätte er sich alternativ dafür entscheiden können, nichts mehr zu sagen – Variante B. Er aber entschied sich für Variante C – mit haltlosen Argumenten rumzufuchteln: Ich würde die Bank ja eh nicht benutzen, da schließlich ER nicht gesehen hätte, dass ich die Bank benutzt hätte. Ich dachte, damit hätte er schon den Vogel abgeschossen. Aber gerade war ich im Garten und was sehe ich da?? Direkt VOR der Bank stehen zwei Plastikstühle. Sieht so aus, als benutze er die Bank gar nicht, weil er die Plastikstühle bequemer findet. Skandal!

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