Fortführung der Wasserinitiative des Auswärtigen Amtes

In Zusammenarbeit mit dem Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, dem Auswärtigen Amt, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) und dem Tashkent Institute of Irrigation and Agricultural Mechanization Engineers Institute (TIIAME) fand in der Botschaft der Republik Usbekistan eine internationale Wasserkonferenz statt.

Die Veranstaltung wurde organisiert im Rahmen des Projekts „Green Central Asia“, das im Januar 2020 ins Leben gerufen wurde. Deutschlands damaliger Außenminister Heiko Maas hatte seinerzeit mit seinen zentralasiatischen Amtskollegen im Rahmen einer Konferenz eine gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit im Bereich Klima und Sicherheit unterzeichnet.

Zur Wasserkonferenz in der usbekischen Botschaft waren zahlreiche Experten aus Forschung und Wissenschaft eingeladen. Anwesend waren zudem der Vizeminister Kasachstans für Wasserressourcen und Bewässerung, S. E. Aslan Abdraimov, sowie der Botschafter der Republik Usbekistan, S. E. Dilshod Akhatov, der die Veranstaltung eröffnete und die Teilnehmer begrüßte. Ebenfalls anwesend waren S. E. Omurbek Tekebaev, Botschafter der Republik Kirgistan, S. E. Ovez Jumanazarov, der Botschafter Turkmenistans, und S. E. Imomudin Sattorov, der Botschafter Tadschikistans.

In Fachvorträgen befassten sich die Konferenzteilnehmer mit den globalen klimatischen Veränderungen, die gleichzeitig eine sehr große Bedeutung für die zentralasiatische Region haben.

Konferenzteilnehmer

Einig waren sich die Referenten darin, dass die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wasserforschung und den damit verbundenen Herausforderungen in Zentralasien vertieft und intensiviert werden muss. Auch betonten sie gemeinsam, dass Wasser ein kostbares Gut für die Region ist. Das wiederum bringe große Aufgaben mit sich, um das vorhandene Wasser entsprechend zu nutzen – Stichwort Wassermanagement.

Eine immer größere Bedeutung spielten dabei neue Technologien, etwa bei der Bewässerung von Obst- oder Baumwollplantagen. Hier sind bereits hochtechnisierte Bewässerungssysteme im Einsatz, die den Wasserverbrauch auf den Plantagen teilweise bis zu 50 Prozent reduziert haben.

Der Aralsee – Beispiel für Missmanagement von Wasser

Was der Verlust von Wasser bedeutet, ist besonders in der Region Usbekistans und Kasachstans zu erkennen, in der sich der einst viertgrößte Binnensee der Welt befindet. Jener Aralsee trocknet seit 1960 zunehmend aus und stellt damit weltweit eine der größten vom Menschen verursachten Umweltkatastrophen dar. Ursprünglich hatte der Aralsee eine Ausdehnung von rund 68.000 Quadratkilometern, was der Fläche Bayerns entspricht. Übrig geblieben sind circa zehn Prozent.

Aralkum mit Aralsee

Durch die massive Verschwendung des Wassers bzw. Entnahme aus den Hauptzuflüssen Amudarja und Syrdarja ist der Wasserspiegel des Aralsees kontinuierlich gesunken. Beiden Flüssen wurden seit der Stalinära große Wassermengen für die künstliche Bewässerung riesiger Anbauflächen für Baumwolle in Kasachstan und Usbekistan entnommen. Unendlich große Wassermengen sind im Boden versickert. Die neue Wüste Aralkum ist auf dem trockengefallenen Seegrund entstanden. Die Wüste Kyzylkum hat sich mittlerweile bis zum Aralsee ausgebreitet. Durch diese neuen geologischen Formationen hat diese Entwicklung einen massiven Einfluss auf das Wasserklima – nicht nur in der Region an sich, sondern weit darüber hinaus.

Um jedoch das geringe Wasser bzw. die in der Luft vorhandene Luftfeuchtigkeit und auch den Wüstenstaub zu binden, der teilweise mit Pestiziden und  anderen Chemikalien kontaminiert ist, gibt es sowohl seitens der kasachischen als auch der usbekischen Regierung groß angelegte Programme, um die Pflanze Saxaul, die in Zentralasien beheimatet ist, zielgenau in den Wüstenregionen anzusiedeln.

Der Saxaul ist ein Strauch bzw. niedriger Baum der ariden Steppen und Wüsten Zentralasiens. Er wird in ganz Zentralasien zur Bodenbefestigung gepflanzt, um die fortschreitende Desertifikation zu stoppen. Die Pflanze gilt als genügsam, speichert Wasser und schützt vor den Auswirkungen von Sand- und Salzstürmen. Vor allem ist der Saxaul salztolerant. Die Wurzeln gehen tief in die Erde, stabilisieren leicht erodierte Böden und reichern sie mit Phytomasse und Humus an.

Warum der Gletscherschutz in Tadschikistan so wichtig ist

Jede Region in Zentralasien hat ihre besonderen klimatischen und geologischen Eigenschaften. Tadschikistan ist daher nicht von solchen Umweltsünden betroffen. Das Land selbst besteht zu 93 Prozent aus Bergen und Gebirgsmassiven. Diese speziellen geologischen Konstellationen erlauben es Tadschikistan, seine Energie zu 100 Prozent aus Wasserenergie zu gewinnen. Mit den beiden Staudämmen „Rogun“ und „Nurek“, die mit zu den höchsten Staudämmen der Welt gehören, ist es im Besitz großer Wasserressourcen. Doch auch hier gibt es Herausforderungen zu meistern.

Nurek-Staudamm, Tadschikistan

Viel Wasser kommt von den Bergen und wird in den Stauseen gespeist. Aber auch die Gletscher, die in Tadschikistan und im Pamir eine wichtige Rolle spielen, sind eine große Wasserquelle. Laut Experten gibt es in Tadschikistan mehr als 13.000 Gletscher mit einem Gesamtvolumen von 850 Kubikkilometern. Bis 2050 könnte dieses sich aber um die Hälfte reduzieren.

Daher wurde 2018 das Zentrum für Gletscherforschung eingerichtet. Seine Aufgabe sind Forschungen sowie die Durchführung eines Monitorings zu den Gletschern und anderen Wasserressourcen Tadschikistans.

Die Beobachtung von Gletschern spielt auch hinsichtlich der Prävention von Umweltkatastrophen eine wichtige Rolle. Durch massive Tauprozesse können Gletscher unterspült werden, so dass sich bei bestimmten geologischen Formationen mit entsprechenden Temperaturschwankungen große Gletscherzungen abspalten können. Diese wiederum können Ortschaften oder auch Flussmündungen blockieren, was zu nicht vorhersehbaren Katastrophen führen kann. Daher ist der Gletscherschutz ein wichtiger Bestandteil in der Wasserpolitik von Tadschikistan.

Welchen enorm wichtigen Stellenwert das Thema „Wasser“ hat, konnte man im Juni 2024 feststellen. In der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe fand die dritte internationale Konferenz zur internationalen Aktionsdekade „Wasser für nachhaltige Entwicklung“ 2018-2028 statt, die vom Präsidenten des Landes, Emomali Rahmon, initiiert wurde.

Hochwasser in Kasachstan und deren Folgen

Durch die klimatischen Veränderungen finden immer mehr extreme Wetterveränderungen statt – so geschehen in diesem Jahr in Kasachstan.

Vize-Minister Aslan Abdraimov wies daher in seinen Ausführungen auf die Naturkatastrophe hin, die als die schlimmste seit 80 Jahren gilt. In 10 von 17 Regionen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Mehr als 114.000 Menschen, darunter 40.000 Kinder wurden evakuiert, und mehr als 107.000 Nutztiere wurden an sichere Orte gebracht.

Diskussionspanel (v.l.n.r): A. Shamirov (Botschaft Kirgistan), I. Sattorov (Botschafter der Republik Tadschikistan), B. Wetzel (Journalistin), D. Akhatov (Botschafter der Republik Usbekistan, A. Abdraimov (Vizeminister aus Kasachstan für Wasserressourcen und Bewässerung)

Vorangegangen war dem Katastrophenszenario die alljährliche Schneeschmelze, die durch starke Regenfälle und steigende Temperaturen verstärkt wurden. In der Folge war Kasachstan seit dem 25. März mit einer Reihe von Hochwassern beispiellosen Ausmaßes konfrontiert, die Brücken, Dämme und Teile von Autobahnen zerstörten. Der plötzliche Anstieg des Wassers brachte zudem viele Staudämme in Schwierigkeiten.

Weiter führte Abdraimov aus, dass daraus konsequente Schlussfolgerungen folgen müssten, insbesondere bei der Prävention künftiger Ereignisse. Hier müssten international, aber auch lokal gemeinsame Anstrengungen unternommen werden, um besser vorbereitet zu sein. Es müssten Synergien geschaffen und Expertise aus verschiedenen Bereichen zusammengeführt werden, sowohl national als auch international.

Auswirkungen auf Außen- und Sicherheitspolitik

Insgesamt war die Wasserkonferenz für alle Teilnehmer ein voller Erfolg. Viele Aspekte wurden intensiv diskutiert. Dazu gehörten Ernährungs- und Energiesicherheit, Biodiversität, Wasser- und Landmanagement, Katastrophenschutz, verbesserter Informationsaustausch, die Vernetzung mit Wissenschaft und Zivilgesellschaft, Aufklärung, Abfallwirtschaft und internationale Umweltinstrumente, Umweltmigration, Umweltbewusstsein und Erziehung sowie viele weitere Themen.

Aslan Abdraimov, Vizeminister Kasachstans für Wasserressourcen und Bewässerung, und Christian Grosse, Präsident Open International Dialogue

Der Klimawandel hat vielfältige Auswirkungen auf die Außen- und Sicherheitspolitik. Steigende Meeresspiegel, Wüstenbildung und die Zerstörung von Ökosystemen entziehen Menschen weltweit zunehmend die Lebensgrundlage und gefährden so die Stabilität von Staaten und Gesellschaften. Die Länder Zentralasiens zählen zu den „Hotspots“ des globalen Klimawandels. Die Auswirkungen werden dort künftig noch deutlicher spürbar sein. Daher ist es unabdingbar, alles Erdenkliche zu tun, um dem Phänomen Klimawandel gegenüber besser gewappnet zu sein.

Christian Grosse

Teilen mit: