Im chinesischen Xi’an hat heute das Gipfeltreffen der zentralasiatischen Präsidenten mit Chinas Staatschef Xi Jinping begonnen. Bereits gestern traf Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew in der Seidenstraßen-Metropole ein und führte Gespräche mit seinem chinesischen Amtskollegen. 23 Dokumente wurden laut Tokajews Pressedienst im Zuge des Treffens unterzeichnet, wovon das wichtigste ein Abkommen zwischen den Regierungen beider Länder über Visafreiheit sein dürfte.

Bereits im April war bekannt geworden, dass Kasachstan und China die Visabestimmungen gegenseitig liberalisieren wollen. Erwartet worden war die Unterschrift im Zuge von Tokajews Staatsbesuch in Xi’an. Fortan sollen sich Bürger beider Länder mit dem jeweiligen Reisepass 30 Tage lang jenseits der gemeinsamen Grenze aufhalten dürfen. „Die Unterzeichnung des Abkommens liefert einen Impuls zur Festigung der engen Beziehungen zwischen der Republik Kasachstan und der Volksrepublik China“, heißt es im Text des Dokuments.

Durch die Einführung des visafreien Regimes könne Kasachstan künftig zu einem der beliebtesten Reiseziele für Touristen aus China werden, kommentierte Präsident Tokajew. „Dieser Schritt eröffnet Bürgern der Volksrepublik China eine riesige Vielzahl an Möglichkeiten, nach Kasachstan zu gelangen.“ Gemeinsam, so Tokajew weiter, könne man „der Weltöffentlichkeit eine touristische Route anbieten, die die Seidenstraße einschließt“.

Tokajew trifft Vertreter chinesischer Großkonzerne

Bei den Gesprächen mit Xi Jinping betonte Tokajew weiter die Bedeutung des Handels in den gemeinsamen Beziehungen. Das Handelsvolumen zwischen Kasachstan und China stieg im Vorjahr auf einen Rekordwert von 31 Milliarden US-Dollar. „Ich glaube, dass wir bei diesem Tempo in naher Zukunft das Ziel erreichen können, den Handel auf 35 Milliarden US-Dollar zu steigern“, zeigte sich Tokajew optimistisch. „Deshalb schlage ich vor, bis 2030 ein neues Ziel von 40 Milliarden US-Dollar festzulegen.“

Am Donnerstag traf Tokajew zudem eine Reihe von chinesischen Unternehmensleitern am Rande eines Runden Tisches zu Investitionsmöglichkeiten in Kasachstan. Das Branchenspektrum reichte dabei von fossilen und erneuerbare Energieträger über Bergbau, Transport und Logistik bis hin zum IT-Bereich. Bei einem Gespräch mit Huawei-Chef Liang Hua ging es um Investitionen in die digitale Infrastruktur Kasachstans. So plant das chinesische Telekommunikationsunternehmen etwa gemeinsam mit Kasachstans staatlicher Eisenbahngesellschaft „Kasachstan Temir Scholy“ ein Projekt zur Digitalisierung des Eisenbahnnetzes.

Zudem wurden am Donnerstag mehrere Abkommen zwischen Unternehmen des kasachischen Staatsfonds „Samruk-Kazyna“ und chinesischen Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche unterzeichnet. Konkret geht es dabei um die Erweiterung und den Ausbau bestehender Transportleitungen nach China und neue gemeinsame Explorationsvorhaben.

Kasachisches Logistikzentrum in Xi’an eröffnet

In einer Rede vor den Teilnehmern des Runden Tisches kündigte Tokajew weitere Vorhaben an – so etwa den Bau zweier neue Wasserkraftwerke am Fluss Turgusun sowie eines Windkraftwerks. Aktuell liege der Anteil erneuerbarer Energieträger am Energiemix Kasachstans bei gerade einmal 4,5 Prozent, so Tokajew. Bis 2030 solle dieser auf bis zu 15 Prozent erhöht werden – auch mithilfe chinesischer Investitionen.

Ein weiteres Ergebnis des Tages ist die von kasachischer Seite verkündete Übereinkunft, dass Chinas staatliche Entwicklungsbank das Kreditlimit für sein zentralasiatisches Nachbarland erhöht. Kasachstan soll demnach 300 Millionen US-Dollar mehr aufnehmen können als bislang, um Infrastrukturprojekte umzusetzen, sagte am Rande des China-Zentralasien-Gipfels der Vertreter einer kasachischen Staatsholding.

Präsident Tokajew nahm später an einer Zeremonie zum Beginn des Baus eines kasachischen Logistikzentrums in Xi’an teil. Sein Aufenthalt wird – wie der seiner zentralasiatischen Amtskollegen – noch bis zum morgigen Freitag andauern.

cstr.

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