Schon seit 1994 existiert der Kirgisische Deutschlehrerverband (KDLV). Welchen Tätigkeiten er nachgeht und wie es um die deutsche Sprache vor Ort steht, darüber erzählt uns seine Präsidentin Zamira Mambetowa im zweiten Teil unserer Serie „Deutsch in Zentralasien“.

Frau Mambetowa, erzählen Sie bitte etwas über sich. Wie kamen Sie zur Deutschen Sprache und zu Ihrer Position als Präsidentin des Kirgisischen Deutschlehrerverbands?

Deutsch war schon damals mein Lieblingsfach in der Schule. Nach meinem Abschluss entschied ich mich dazu, die deutsche Sprache an der Hochschule fortzusetzen. Auf diese Weise begann meine Studienzeit. Seit 1994 arbeite ich an der Kirgisischen Nationalen J. Balasagyn Universität. Heute unterrichte ich die Fächer Deutsch als Zweitsprache, Landeskunde, deutsche Literatur und Methodik des Fremdsprachenunterrichts.

Dank der deutschen Sprache konnte ich verschiedene methodisch-didaktische Seminare, Webinare und Fortbildungskurse in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und in der Schweiz mithilfe des Goethe-Instituts und des Internationalen Deutschlehrerverbandes besuchen. In dieser Zeit konnte ich sehr gut mit deutschsprachigen Professoren Erfahrungen austauschen. Die erworbenen Kenntnisse versuche ich, in Kirgisistan an die Studierenden sowie an Kollegen und Kolleginnen weiterzugeben. Die Deutschlehrkräfte Kirgisistans vertrauen mir in meiner Position als Präsidentin. Wir versuchen oft, die methodisch-didaktischen Seminare für Schullehrerinnen und -lehrer sowie Hochschullehrerinnen und -lehrer durchzuführen.

Wie würden sie den aktuellen Status der deutschen Sprache in Ihrem Land beschreiben?

Der KDLV versucht immer, für die deutsche Sprache in den Schulen und Hochschulen Werbung zu machen. Wir möchten den Eltern diese Sprache näherbringen; darüber erzählen, welche Vorteile diese Sprache hat; und auch die Kontakte zu den Deutschlehrkräften knüpfen. Der Deutschlehrerverband Kirgisistans unterstützt besonders die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen, außerdem arbeiten wir eng mit dem Bildungsministerium der kirgisischen Republik, mit Bildungsabteilungen in der Stadt und in den Regionen und deutschen Organisationen wie dem DAAD oder der österreichischen Bibliothek zusammen. Den Status der deutschen Sprache in Kirgisistan würde ich als ausbaufähig bezeichnen.

Wie viele Schulen und Universitäten gibt es in Kirgisistan, an denen Deutsch unterrichtet wird?

Gemäß unseren Teilmengen lernt man Deutsch in 45 Schulen und in ungefähr
40 Hochschulen und Universitäten des Landes.

Kennen Sie die aktuellen Zahlen der Deutschlernenden in Kirgisistan?

Nach der von uns erhobenen Statistik sind es ungefähr 12.000 Schülerinnen und Schüler an kirgisischen Schulen, die aktuell Deutsch als zweite Fremdsprache lernen. In unseren Hochschulen und Universitäten zählen wir beachtliche 30.000 Studierende, die Deutsch entweder als erste oder zweite Fremdsprache lernen.

Wie viele Mitglieder zählt der Deutschlehrerverband Kirgisistan aktuell und wie sieht seine Tätigkeit im Allgemeinen aus?

Der Verband der Deutschlehrer Kirgisistans wurde 1994 zum ersten Mal als DIK (Deutsch in Kirgisistan) gegründet. Das Ziel der Gründung bestand darin, enge Beziehungen zwischen Deutschland und Kirgisistan aufzubauen. Diese sollten durch die gemeinsame Arbeit bei der Entwicklung der deutschen Sprache, Kultur und der Bildung vertieft und den Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern sollte bei den methodisch-didaktischen Ansätzen Hilfe geleistet werden. Damit konnte der KDLV die Fortsetzungsseminare bei den Ministerien Kirgisistans durchführen. Bei diesen Seminaren erhielten die Lehrkräfte methodisch-didaktische Materialien und neue Informationen nach kommunikativer Methodik.

Während der Pandemiezeit versuchte auch der KDLV Online-Seminare und Videounterricht zu organisieren und die aufkommenden technischen, organisatorischen Probleme zu besprechen und sie zu lösen. 2022 nahm der Kirgisische Deutschlehrerverband an der XVII. Internationalen Tagung mit 16 Delegierten aktiv teil. Von ihnen hielten sechs Deutschlehrerinnen Beiträge zu aktuellen Themen in verschiedenen Sektionen und konnten eine Ausstellung über Kirgisistan organisieren. Unser Deutschlehrerverband zählt heute 80 aktive Mitglieder.

Welche Unterstützung erhalten Sie dabei von Ihrer sowie von der deutschen Regierung?

Leider erhalten wir in unserem Land fast keine Unterstützung. Wir werden aber vom Goethe-Institut Kasachstan durch Online-Seminare und Fortbildungskurse unterstützt und weitergebildet. Der DAAD unterstützt finanziell die Veranstaltung der Deutschlehrertagung in Kirgisistan.

Sind die benötigten Ressourcen für einen erfolgreichen Deutschunterricht (Lehrpersonal, Schulbücher) ausreichend gegeben?

Nein, leider haben wir immer materielle Probleme mit Lehr- und Schulbüchern. Jede Schule und Hochschule, die Lehrmaterial bestellt, erhält dieses vom Goethe-Institut Kirgisistan über eine Spende in Höhe von 200 Euro pro Jahr.

Worin sehen Sie die Chancen, wenn die Menschen in Ihrem Land Deutsch können?

Es gibt heute viele Programme für Jugendliche, wie zum Beispiel eine Ausbildung, einen Ferienjob oder das Au-Pair-Programm. Daher erhöht sich von Jahr zu Jahr die Zahl der Deutschlerner, besonders in den Deutschkursen.

Was muss Ihrer Meinung nach getan werden, damit Deutsch als Fremdsprache in Kirgisistan ähnlich beliebt wird wie Englisch?

Es ist schwer, diese Frage zu beantworten. Das benötigt viel Zeit, auch sollte diese Frage vom Bildungsministerium und von der kirgisischen Regierung beantwortet werden. Es hängt auch von den Eltern ab; diese müssen ausführliche Informationen über die deutsche Sprache erhalten. Man muss in den Schulen gute Werbung für die deutsche Sprache machen und auch neue Lehrbücher herstellen. Die Lehrkräfte sollen bei Studierenden das Interesse für diese Sprache erwecken und sie dazu motivieren, sie zu lernen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Annabel Rosin.

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia