Eindrücke vom 25. Tag der deutschen Wirtschaft in Almaty
Der Tag der deutschen Wirtschaft hat sich in Kasachstan traditionell zu einem Ereignis entwickelt, bei dem Unternehmensvertreter aus Kasachstan und Deutschland Kontakte knüpfen und Netzwerke ausbauen können. Mitunter gibt er auch Regierungsvertretern und Parlamentsabgeordneten beider Länder ein Podium, um aktuelle Wirtschaftsthemen sowie damit verbundene Probleme und Chancen zu adressieren. An diesem Dienstag fand die Konferenz, organisiert von der Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien und dem Verband der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan, zum 25. Mal statt. Dieses Jubiläum nutzte auch eine hochrangige Wirtschaftsdelegation aus Deutschland, die aktuell Zentralasien mit Vertretern von etwa 40 Unternehmen bereist, für einen Besuch.
Mehr Diversifizierung, mehr Chancen
Die in diesem Jahr außergewöhnlich hohe Zahl an Besuchen deutscher Wirtschaftsdelegationen (bislang sechs Stück an der Zahl) führte Hovsep Voskanyan in seiner Begrüßung als Beleg für das gestiegene Interesse Deutschlands an Kasachstan an. Der Vorsitzende des Verbands der Deutschen Wirtschaft in Kasachstan und Leiter der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Zentralasien führte die rund 300 Teilnehmer im Konferenzsaal des Hotels Intercontinental durch das Programm des Tages.
Dr. Volker Treier, Außenwirtschaftschef und Mitglied der Geschäftsführung der Deutschen Industrie- und Handelskammer, lobte in seinem anschließenden Redebeitrag überschwänglich die deutsch-kasachischen Wirtschaftsbeziehungen und betonte das Potential für deren weiteren Ausbau. „Kasachstan und Deutschland passen perfekt zusammen“, so Dr. Treier. Die deutsche Volkswirtschaft sei international orientiert und strebe angesichts der jüngsten geopolitischen Verwerfungen nach mehr Diversifizierung. Kasachstan mit seiner zentralen strategischen Rolle sowie seinem Reichtum an Energie und Rohstoffen sei daher ein wichtiger Partner. Deutschland wiederum könne im Gegenzug der kasachischen Seite mit fortgeschrittenen Technologien helfen, Wertschöpfung zu schaffen.
Kasachstan als Alternative für deutsche Unternehmen
Im Namen des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sprach Gerlind Heckmann, die dort als Unterabteilungsleiterin Außenwirtschaftsförderung und –finanzierung tätig ist und unter anderem die Region Zentralasien betreut. Heckmann zeigte sich in ihrer Rede erfreut darüber, wie resilient sich die kasachische Wirtschaft angesichts der Folgen von kriegerischen Konflikten, Sanktionen und Inflation gezeigt hat. „Kasachstan etabliert sich als alternativer Standort für deutsche Unternehmen, die nach dem 24. Februar Russland verlassen haben“, so die Ministeriumsvertreterin. Obwohl es in den vergangenen Jahren bereits zum größten Handelspartner Deutschlands in der Region aufgestiegen sei, gebe es noch viel Potential – vor allem im Bereich der Erneuerbaren Energien. Für die Bundesregierung sei es jedoch wichtig, dass ein Ausbau der Beziehungen in Form einer echten Partnerschaft geschehe.
Einen wichtigen Impuls für einen solchen Ausbau der Beziehungen dürfte derweil der bevorstehende Besuch von Kasachstan Präsident Kassym-Schomart Tokajew in Berlin Ende September geben. Auf dieses Ereignis ging Klaus Zillikens, Ständiger Vertreter an der Deutschen Botschaft in Kasachstan, ein. Er nannte die aktuellen Reise der deutschen Delegation in Kasachstan eine wichtige Hilfe, um den Besuch Tokajews vorzubereiten. Dieser zeige zudem, wie wichtig Kasachstan inzwischen für Deutschland geworden sei. Die Vertreter der deutschen Wirtschaft hätten die Chance, diese Beziehungen mitzugestalten – und könnten dabei jederzeit auf Unterstützung durch die Botschaft und das Generalkonsulat in Almaty zählen. „Kommen Sie zu uns, suchen Sie den Kontakt! Wir helfen gern!“, so Zillikens.
Lage von kleinen Unternehmen soll sich bessern
Mit den aktuellen wirtschaftspolitischen Prioritäten Kasachstans befasste sich schließlich Yevgeniy Bolgert, der als Abgeordneter im Senat des kasachischen Parlaments sitzt und als Aufsichtsratsvorsitzender die Stiftung „Wiedergeburt“ vertritt. Bolgert knüpfte dabei an die Rede an, die Präsident Tokajew vor wenigen Tagen vor der Volksversammlung Kasachstans gehalten hatte, und ging dabei auf das Konzept der Nutzung der inneren Werte des Landes ein. „Wir haben Firmen, die in der Lage sind, technologisch hochwertig zu produzieren“, so Bolgert. „Aber es fehlt der Zugang zu Ressourcen.“ Ein weiteres wichtiges Ziel sei es, kleine und mittelständische Unternehmen besser zu fördern, um ihre Stellung im kasachischen Wirtschaftssystem zu stärken. Nicht zuletzt solle eine Steuerbefreiung für drei Jahre mehr Investoren nach Kasachstan locken.
Neues von der „Neuen Seidenstraße“
In einer anschließenden Plenarsitzung hatten die Vertreter verschiedener Unternehmen die Gelegenheit, ihre eigenen Erfahrungen auf dem kasachischen Markt mit den Anwesenden zu teilen. Der Fokus lag dabei insbesondere auf den Folgen des Kriegsbeginns in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland. Im zweiten Teil erfuhren die Besucher von neuen Entwicklungen in den Bereichen Logistik und infrastrukturelle Entwicklung sowie mit Blick auf die Zusammenarbeit in den Bereichen Medizintechnik und Pharma.