Kasachstans Landwirtschaftssektor ist bereits seit längerem ein attraktiver Bereich für ausländische Investoren. Bei seinem Berlin-Besuch in der vergangenen Woche warb Landwirtschaftsminister Jerbol Karaschukejew für den Standort und diskutierte mit europäischen und zentralasiatischen Partnern Möglichkeiten für eine Vertiefung der Zusammenarbeit. Auch ein Gespräch mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir stand dabei auf der Agenda.
Kasachstans Landwirtschaftsminister Jerbol Karaschukejew hat in der vergangenen Woche an der Spitze einer kasachischen Delegation am Global Forum on Food and Agriculture (GFFA) und der Internationalen Grünen Woche in Berlin teilgenommen. Im Rahmen seines Berlin-Besuchs absolvierte er zudem bilaterale Treffen mit den Leitern der Agrarministerien Deutschlands, Polens und Usbekistans sowie mit Vertretern des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft und des DAX-Konzerns Bayer. In den Gesprächen ging es unter anderem um das landwirtschaftliche Potential Kasachstans und wie dieses ausgeschöpft werden kann.
So tauschte sich Jerbol Karaschukejew mit seinem deutschen Amtskollegen Cem Özdemir über eine mögliche Vertiefung der deutsch-kasachischen Zusammenarbeit im agroindustriellen Bereich aus. Mit Silvia Bender, Staatssekretärin im deutschen Landwirtschaftsministerium, besprach der Minister zudem die Umsetzung einer Reihe von Kooperationsprojekten. Konkret ging es um eine Fortsetzung der bewährten Projekte „Agrarpolitischer Dialog“ und „Verbesserung der Kompetenzen in der Milcherzeugung“. Als anschauliches Beispiel für eine fruchtbare Zusammenarbeit nannten beide Seiten die Eröffnung des CLAAS-Werks in der Region Nordkasachstan. Diese habe der technischen Modernisierung der kasachischen Landwirtschaftsindustrie einen wichtigen Impuls gegeben.
Investitionen aus Polen, weniger Zölle mit Usbekistan
Anschließend stand ein Treffen mit dem stellvertretenden Ministerpräsidenten und Minister für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung Polens Henryk Kowalczyk auf der Agenda. Dort besprachen beide Seiten, in welchen Bereichen die Gründung von Joint Ventures angestrebt werde, und wo gegenseitige Lieferungen von landwirtschaftlichen Produkten erweitert werden könnten. Karaschukejew legte besonderes Augenmerk darauf, polnische Investoren für die Verarbeitung landwirtschaftlicher Rohstoffe und die Zuckerproduktion zu gewinnen. Es sei von großer Bedeutung, so der Minister, die Zusammenarbeit zwischen kasachischen und polnischen Forschungsinstituten im Bereich der Landwirtschaft durch gemeinsame Forschung und Erfahrungsaustausch zu stärken.
Um eine Vertiefung der Zusammenarbeit ging es auch im Gespräch zwischen Karaschukejew und seinem usbekischen Amtskollegen Aziz Voitov. Wichtigster Punkt hier: die Umsetzung des Kooperationsprogramms zur Steigerung des gegenseitigen Handels und die Umsetzung gemeinsamer Projekte im Agrarsektor. Der kasachische Minister forderte dabei die schnellstmögliche Bildung einer gemeinsamen Bilanz für Weizen, Mehl, Fleisch, Sonnenblumenöl, Kartoffeln und andere Landwirtschaftsgüter. Außerdem erörterten beide Seiten, wie die gegenseitigen Geschäftsbedingungen verbessert werden könnten. Hierbei standen unter anderem Zollfragen beim Transit von kasachischem Mehl und Getreide im Vordergrund.
Tokajew will erhebliche Produktivitätssteigerung sehen
Bei einem Treffen mit dem geschäftsführenden Direktor des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft, Michael Harms, sprach der kasachische Landwirtschaftsminister über Pläne zur Weiterentwicklung des Agrarsektors, staatliche Unterstützungsmaßnahmen für landwirtschaftliche Erzeuger und das Investitionsklima in seinem Land. Es wurde an die Forderung von Präsident Kassym-Schomart Tokajew erinnert, die Arbeitsproduktivität im agroindustriellen Komplex innerhalb von fünf Jahren um das 2,5-fache zu steigern. Um diese Aufgabe zu erfüllen, unterstützt das Landwirtschaftsministerium aktuell gemeinsam mit der staatlichen Investitionsgesellschaft Kazakh Invest und den Akimaten 38 Projekte im mit Beteiligung ausländischer Investoren im Umfang von 3,6 Milliarden US-Dollar.
Wie viele andere deutsche Unternehmen sieht auch der Chemie- und Pharmakonzern Bayer gute Chancen im kasachischen Markt und erwägt eine Ausweitung seines dortigen Engagements. Insbesondere im Aufbau einer Produktion hochwertiger Pflanzenschutzmittel und der Entwicklung einer Saatgutproduktion in Kasachstan wird großes Potenzial gesehen, wie aus den Gesprächen zwischen Karaschukejew und Bayer-Vertreter Max Müller hervorging.
Nicht zuletzt nahm der Leiter des kasachischen Landwirtschaftsministeriums an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Technologie ist der Schlüssel: der Beitrag Osteuropas und Zentralasiens zur globalen Ernährungssicherung“ teil. Jerbol Karaschukejew sprach über die vorläufigen Ergebnisse der Entwicklung der Landwirtschaft in Kasachstan im vergangenen Jahr, die Investitionsförderung durch den Staat sowie die für das laufende Jahr geplante Modernisierung des agroindustriellen Bereichs.
Grüne Woche lockt seit 1926 Besucher aus aller Welt an
Das Global Forum on Food and Agriculture (GFFA) ist eine jährlich stattfindende internationale Konferenz in Berlin, die als weltweit führende Dialogplattform zu aktuellen Themen der Landwirtschaft und Ernährungssicherheit anerkannt ist. An ihr nehmen mehr als 70 Minister aus aller Welt sowie ranghohe Vertreter internationaler Organisationen teil.
Die „Grüne Woche“ ist die größte internationale Ausstellungsmesse im Bereich Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Gartenbau. Seit 1926 findet sie alljährlich in Berlin statt. Die Besucherzahlen der Ausstellung erreichen 400.000 Menschen. Auf einer Ausstellungsfläche von über 128.000 Quadratmetern findet die Grüne Woche in diesem Jahr zum 87. Mal statt. 1.880 Exponate aus 72 Ländern der Welt, darunter verschiedene Lebensmittelprodukte sowie Tausende von Haustier- und Rinderarten sowie Landmaschinen werden vom 20. Bis 29. Januar in Berlin präsentiert.