Spekulationen über die Zukunft des Luftwaffenstützpunktes Manas in Kirgisistan sind dieser Tage ein beliebter Zeitvertreib in zentralasiatischen Hauptstädten.
/Bild: Manas Air Base. ‚In guten alten einträchtigen Zeiten ließen sich auch schon mal kirgisische Lokalpolitiker – wie hier Sergej Bachtin, der Bürgermeister von Manas – amerikanische Luftfahrttechnik erklären.’/
Einig ist man sich darüber, dass die kirgisische Führung um mehr Geld für die Pacht des strategisch wichtigen Flugplatzes pokert. Für die USA ist Manas indes nicht die einzige Option zur Versorgung ihrer Truppe in Afghanistan.
Der Luftwaffenstützpunkt Manas in Kirgisistan sei wichtig für den Weg nach Afghanistan, aber nicht alternativlos. Das erklärte US-Verteidigungsminister Robert Gates am 10. Februar, berichtet Lenta.ru mit Verweis auf AFP. „Manas ist nicht unersetzbar“, erklärte Gates und fügte hinzu, dass man bereits begonnen hätte, nach Alternativen zu suchen. Darüber hinaus würden die USA der Möglichkeit nicht vorweggreifen, dass der Stützpunkt am Ende doch weiter betrieben werden könnte.
Gates meinte, die US-Regierung denke darüber nach „ob es etwas bei der Art der Kompensation für Kirgisistan im Gegenzug zum Bleiberecht für den Stützpunkt zu ändern gäbe“. Ungeachtet dessen seien die USA „nicht gewillt, um jeden Preis zu bleiben“.
Der Gesetzentwurf zur Aufkündigung der Vereinbarung mit nur einem Staat – den USA – wurde zur Beratung an den kirgisischen parlamentarischen Verteidigungsausschuss weitergeleitet. Elf weitere Länder nutzen die Basis in Manas: Kanada, die Niederlande, Italien, die Türkei, Neuseeland, Dänemark, Spanien, Frankreich, Australien, Süd-Korea und Norwegen. Bischkek müsste vor der Schließung des Stützpunktes auch die mit diesen Ländern geschlossenen Vereinbarungen auflösen.
Bischkeks Pressesekretär Emil Nijasow zufolge wird der Gesetzgeber das Thema nicht vor Ende März erörtern, da man die Ergebnisse der russisch-amerikanischen Verhandlungen zum Thema abwarten wolle. Welche Verhandlungen Nijasow meint, ist nicht klar. Das erste Treffen zwischen den Präsidenten Obama und Medwedew ist für Anfang April in London, zum G-20-Gipfel geplant. Mittlerweile prüft das US-Außenministerium die Möglichkeit eines Russlandbesuchs von Außenministerin Clinton im März.
Der neue US-Geheimdienstchef Dennis Blair wirft Moskau direkt vor, es habe die USA vom Luftwaffenpunkt Manas in Kirgisistan verdrängt. „Ich bin ehrlich gesagt über Russlands Rolle bei den Verhandlungen über den Luftwaffenstützpunkt Manas in Kirgisien enttäuscht“, sagte Blair. „Es entsteht der Eindruck, dass Russland keine nützliche Rolle dabei spielt. Und das trotz seiner generellen Meinung, dass die Rolle der USA in Afghanistan und die Bekämpfung der Terroristen in diesem Land Russlands Interessen entsprechen, weil es in seinen südlichen Regionen mit gewaltsamem sunnitischen Extremismus konfrontiert ist.“ In der Zwischenzeit hat Kasachstan Washington eine Transiterlaubnis zur Versorgung seiner Truppen erteilt, wie ein Sprecher der Regierung in Astana am Montag nach Angaben der russischen Agentur Itar-Tass mitteilte. Davor hatte sich neben Russland auch Tadschikistan, das auf mehr als 1.000 Kilometern an den Norden Afghanistans grenzt, zur Kooperation mit Washington im „Kampf gegen Terrorismus und Drogenanbau“ bereit erklärt.
Auch die Rückkehr nach Usbekistan wird mittlerweile als Option gehandelt, beispielsweise von Asamat Temirkulow, Politikwissenschaftler an der Amerikanischen Universität in Bischkek. Sowohl Washington als auch Taschkent seien mittlerweile bereit, die durch die Ereignisse von 2005 in Andischan entstandenen Spannungen hinter sich zu lassen. „Usbekistan hat bereits Erfahrung darin, amerikanische Truppen auf seinem Territorium zu beherbergen“.
Gleichermaßen sei es durchaus geübt darin, eine von Moskau unabhängige Außenpolitik zu betreiben. „Wenn die USA den Usbeken ein gutes Angebot machen, werden sie es sicher annehmen“, meint Temirkulow. (Eurasianet/dpa/Ferghana.ru/DAZ)
20/02/09