Die 30. Spielzeit eröffnete das Deutsche Theater Almaty Ende September mit dem Einakter des österreichischen Autors Herbert Berger „Kleider machen Leichen – ein geheimnisvoller Zwischenfall“. Die einstündige Aufführung in deutscher Sprache mit Simultanübersetzung per Kopfhörer ins Russische fand im fast ausverkauften Saal des Kulturhauses ARO großen Beifall beim Publikum.
/Bild: Deutsches Theater Almaty. ‚Kleider machen Leichen: ein böses Stück von Herbert Berger.’/
Wenn ein Mensch diese Welt verlässt, bleibt etwas von ihm auf der Erde zurück. Das kann ein Haus, ein bisschen Geld auf dem Sparbuch oder ein altes und schon lange nicht mehr repariertes Auto sein. Wenn jemand stirbt, gibt es immer einen, der alles nach seinem Tode bekommt. Aber was könnte die Witwe eines hohen Beamten, die niemanden auf dieser Welt gehabt hat, nach ihrem Tod weitergeben? Und wem könnte sie es überlassen? Wie stark ist die menschliche Gier nach Geld, und wohin kann sie den Menschen führen?
Schwarzer Humor und groteske Handlung
Das Deutsche Theater Almaty unter der Leitung von Irina Simonowa zeigte zur Eröffnung der 30. Spielzeit das Stück „Kleider machen Leichen – ein geheimnisvoller Zwischenfall“ von Herbert Berger. Der österreichische Journalist, Fernsehdramaturg und Schriftsteller Herbert Berger schrieb viele Einakter, geprägt von schwarzem Humor und grotesken Handlungssträngen, die er „Böse Stücke“ nannte. Im Mittelpunkt seiner Dramen und Hörspiele steht das plötzliche Einbrechen des Irrationalen und Grauenhaften in die scheinbar normale Alltäglichkeit. Die Protagonisten seiner Dramen zeigen ihren unmenschlichen Charakter in den extremen Situationen, in denen sie sich plötzlich wiederfinden. Herbert Berger reißt ihnen ihre biedermännische Maske herunter und zeigt die menschlichen Abgründe.
Regisseur Andrej Woronin aus Ust-Kamenogorsk setzte den Einakter „Kleider machen Leichen – ein geheimnisvoller Zwischenfall“ mit viel Fantasie um. Den Übergang zwischen Erde und irrealer Welt symbolisieren tanzende Seelen, die im Laufe des Stücks immer dunkler werden. Die schwarz-weißen Tanzetüden spiegeln den Seelenzustand des Liebespärchens Kurt und Monika wieder, die von einem Strudel aus Geldgier und Identitätsverlust immer weiter in den Abgrund gezogen werden. Am Ende des Stückes klärt ein Polizist einen Mord auf, aber die Entscheidung, wer gestorben ist, bleibt dem Publikum überlassen. Kleider machen eben Leichen.
Die mystische Fantasygeschichte reizte Regisseur Andrej Woronin dazu, am Ende keine Lösung zu geben: Der Zuschauer muss selber für sich entscheiden, wer für ihn die Leiche ist. Hauptdarsteller Kubanytschbek Adylow als Kurt wechselte die Rollen bravourös und bekam für sein ein-dringliches Spiel viel Lob vom Regisseur.
Von Christine Karmann
09/10/09