Constanze Jantsch ist Sprachassistentin des Goethe-Instituts in Kostanai. Dort arbeitet sie an einem Sprachlernzentrum (Partner des Goethe-Instituts) und unterrichtet Deutsch. Davor hat sie bereits am Sprachlernzentrum im sibirischen Barnaul Erfahrung gesammelt. Auf dem 13. Deutschlehrertag in Almaty veranstaltete sie das Seminar „Kreatives Schreiben“ mit Deutschlehrern aus ganz Kasachstan.

Auf dem 1. Sibirischen Deutschlehrertag in Nowosibirsk kam Constanze Jantsch eine Idee: Man müsste Kreativitätstechniken in den Deutschunterricht einbauen! Kreativität ist wichtig, muss aber auch in den Stundenplan der Schulen passen! Kreatives Schreiben hat Constanze Jantsch auch ihr Seminar auf dem 13. Deutschlehrertag genannt, welches sie am 8. und 9. November 2011 vor Deutschlehrerinnen aus ganz Kasachstan präsentierte.

Die eigenen Erlebnisse vom Seminar in Nowosibirsk haben sie so beflügelt, dass sie ihre Erfahrungen gleich weitergeben wollte. Kreativ sein kann jeder, lautete ihr Motto, man müsse es nur in den Schülern „wecken“. So startete das Seminar mit einem Vorstellspiel, während dem sich jeder mithilfe der Anfangsbuchstaben seines Vornamens und einzelner Stichworte den Seminarteilnehmern etwas über seine Person erzählte. Diese Form wird auch „Akrostichon“ genannt (Griechisch für „Spitze Verse/Zeile“). Hier ergeben die Anfangsbuchstaben oder Anfangswörter, hintereinander gelesen, einen Sinn, wenn sie untereinander stehen.

Spielerisches Herangehen und kein Zwang – das ist für die Entwicklung von Kreativität wichtig, so Jantsch. Im nächsten Schritt sammelten alle Deutschlehrerinnen in einem „Brainstorming“ verschiedene Begriffe zum Thema „Kreativität“: Brainstorming ist eine von Alex F. Osborn erfundene Methode zur Ideenfindung. Hier kommt es darauf an, neue ungewöhnliche Ideen in einer Gruppe von Menschen zu finden und ohne Bewertung alle Gedanken zu einem Thema zu sammeln.

In einem nächsten Schritt gab Jantsch der Gruppe ein Thema vor, z.B. „Umweltschutz“. Mit dem Kreativitätsspiel „Abecedarius“ sammelten die Teilnehmer entlang der Buchstaben des Alphabets alle Wörter, die ihnen zum Umweltschutz einfielen. Anschließend präsentierten alle Gruppen ihre Ergebnisse und erkannten oft gleiche Gedankengänge.

Der Höhepunkt des Kreativitätsseminars bei Constanze Jantsch war das „Automatische Schreiben“ oder „automatic writing“ (eng.) genannt.

Sinn und Zweck dieses Verfahrens ist es, innerhalb von fünf Minuten ohne Pause und ohne abzusetzen einen Text zu schreiben. Aber nicht irgendeinen Text: Mit drei vorgegebenen Wörtern sollten sich die Teilnehmer eine Geschichte ausdenken und ihre Gedanken fortlaufend zu Papier bringen. Dabei muss der Text keiner inneren Logik unterliegen.

Das Ziel dieser sogenannten assoziativen Kreativitätsverfahren ist, dass es absolut keine Fehler gibt. Wendet man diese Techniken im Sprachunterricht an, werden die Schüler automatisch entspannter und lockerer, was das Erlernen von Fremdsprachen sehr fördert. Dieser positive Gemütszustand kann Sprachlerner in einen Zustand des „Flow“ bringen, eine Art begeistertes Lernen. Flow bedeutet soviel wie „Fließen“ oder „Strömen“. Das macht es einfacher, Sprachen spielerisch zu erlernen und Lernerfolge hervorzurufen.

Für Constanze Jantsch sind Kreativitätstechniken sowohl für Schüler als auch für Lehrer sehr wichtig: „Kreativitätstechniken sind für den Unterricht durchaus eine Bereicherung, denn sie fördern das Sprachlernen auf ganz unterschiedliche Weise. Jeder ist ein anderer Lerntyp, der eine lernt spielend und mit Spaß, der andere ist sensibler. Gerade den Zurückhaltenderen und Sensibleren unter den Schülern können kreative Verfahren helfen, sich besser auszudrücken und sich vor der Gruppe mehr zuzutrauen. Diese Methoden bauen Hemmungen ab und fördern ein freies ungehindertes Denken. Es ist wichtig, einmal aus dem schematischen, starren Denken auszubrechen und „querzudenken“. Dann ist auch der „Flow“ möglich!“

Neben den assoziativen Methoden gibt es aber auch die sogenannten Schreibspiele. Alle Teilnehmer schreiben einen Satz und vervollständigen dann den Satz und den Text ihres Nachbarn, bis eine ganze Geschichte aus der Feder mehrerer „Autoren“ entsteht. Es war faszinierend zu sehen, wie sehr kreatives Schreiben einen „Schreibfluss“ auslöst.

Constanze Jantschs absolute Lieblingsmethode im kreativen Denken ist das „Elfchen“: elf Wörter werden in einer bestimmten Reihenfolge auf fünf Zeilen verteilt und ergeben eine Art Gedicht. Elfchen sind deshalb pädagogisch wertvoll, weil sie Schüler zu Kreativität anregen sollen und auf spielerische Weise auch die Einhaltung von Regeln vermitteln. Meist werden Elfchen als Einstieg zu einem Thema verwendet. Auch im Fremdsprachenunterricht sind sie beliebt. Diese Kreativitätsmethode eignet sich auch dann hervorragend, wenn man in einer Sache nicht weiterkommt und keine neuen Gedanken mehr hat.

So dachten sich die Lehrerinnen im Seminar von Constanze Jantschs voller Eifer ein „Elfchen“ nach dem anderen aus. Für den Deutschunterricht in ganz Kasachstan kann dies nur eine Bereicherung sein: Bleiben Sie kreativ!

Von Malina Weindl

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