Um Intoleranz und künstlich erzeugte Angst geht es unter anderem bei der deutsch-französisch-polnischen Filmwoche in Almaty. Sechs Filme werden von ausländischen Kulturinstitutionen gezeigt – in Originalsprache mit russischen Untertiteln.

Das Goethe-Institut Almaty, die Alliance Francaise und die Polnische Botschaft veranstalten vom 26. Februar bis 3. März die deutsch-französisch-polnische Filmwoche. Im Großen Saal der KIMEP-Universität, die sich an der Ecke Abai-Prospekt und Dostyk-Straße befindet, werden bei freiem Eintritt Filme des deutschen Regisseurs Rainer Werner Fassbinder, des französischen Regisseurs Claude Chabrol und des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski zu sehen sein. Es wird sechs Filme in ihrer jeweiligen Originalsprache mit russischen Untertiteln geben. Alix Landgrebe sagt: „Gemeinsam ist allen Filmen das Existenzielle. Und gewissermassen steht das Filmfestival in der Tradition des Weimarer Dreiecks, der Gespräche und Kooperationen zwischen Berlin, Warschau und Paris“, sagt die Interimsleiterin des Goethe-Instituts Almaty.

Neben der thematischen Ausrichtung der Streifen steht die Programmsauswahl der Veranstaltung ganz im Zeichen des 25. Todestages von Fassbinder, der am 10. Juni 1982 an einer Überdosis Kokain und Schlaftabletten im Alter von 37 Jahren verstarb. Den deutschen Regisseur, der in seiner kurzen Schaffensperiode gleich eine ganze Reihe von Preisen abräumte, verband eine große Freundschaft mit seinem französischen Kollegen Chabrol, einem der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague. Genauso wie der polnische Regisseur Kieslowski, der 1994 mit seinem Film „Three Colors: Red“ in der Kategorie Bester Regisseur für den Oscar nominiert war, haben sowohl der Deutsche, als auch der Franzose Generationen von Regisseuren nach ihnen beeinflusst. Alle drei Filmschaffenden gelten als jeweilige Lichtgestalten des Kinos ihrer Heimatländer und sind weit über die Grenzen ihres Landes hinaus bekannt.

Der deutsche Beitrag

Die Filme Fassbinders, die in der KIMEP zu sehen sein werden, setzen sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Intoleranz auseinander.

Der deutsche Film „Angst essen Seele auf“ behandelt auf eher allgemeine Weise das zu allen Zeiten aktuelle Thema kultureller Konflikte und des Rassismus. Im Film lernt die 60-jährige Witwe Emmi Kurowski in einem vorwiegend von Gastarbeitern besuchten Wirtshaus den bedeutend jüngeren Marokkaner Ali kennen. Aus der Bekanntschaft entwickelt sich eine tiefe Zuneigung, Emmi und Ali heiraten. Ihre Umwelt reagiert darauf mit Unverständnis und unverhülltem Widerstand: Emmis verheiratete Kinder sind schockiert, ihre Nachbarn tuscheln, und der Lebensmittelhändler weigert sich, Ali zu bedienen. Nach einer Urlaubsreise der beiden scheint die Welt wunderbar verändert, doch die überraschende Freundlichkeit ist nur Kalkül; man nutzt die beiden aus. Vom gesellschaftlichen Druck scheinbar befreit, gerät die Ehe in eine Krise. Als Ali, der sich bevormundet fühlt, mit der Wirtin der Gaststätte ein Verhältnis anfängt, verletzt das Emma tief. Als sie ihn zu sich zurückholen will, bricht Ali zusammen. Der Arzt diagnostiziert ein Magengeschwür, eine, so der Mediziner, bei Gastarbeitern aufgrund häufiger Stresssituationen übliche Krankheit. Emmi wird sich aber um Ali kümmern.

Der zweite Film Fassbinders, „Lili Marleen“ basiert auf dem Leben der Lale Andersen und spielt 1938. Willie (Hanna Schygulla), eine junge, noch erfolglose deutsche Sängerin, liebt Robert (Giancarlo Giannini), einen begabten Schweizer Musiker, der häufig nach Deutschland reist, um gefährdeten Juden im Auftrag einer von seinem Vater geleiteten Organisation zu helfen. Der Krieg bringt die Liebenden auseinander. Willie macht nach der zufälligen Entdeckung ihrer Schallplattenaufnahme von „Lili Marleen“ beim deutschen Soldatensender Belgrad Karriere. Robert arbeitet weiter in der Hilfsorganisation; bei einem erneuten Auftrag wird er in Deutschland verhaftet und schließlich ausgetauscht. Auch Willie, deren Liebe zu Robert der Gestapo bekannt ist, gerät direkt ins Räderwerk der Politik.

Der dritte Film Fassbinders greift das Thema Intoleranz aus einer völlig anderen Perspektive auf. „Die Dritte Generation“ (mit Hanna Schygulla, Hark Bohm und Udo Kier) entstand 1978 und 1979. Rainer Werner Fassbinder beschreibt diesen Film als „eine Komödie in sechs Teilen über Party-Spiele voll von Spannung, Aufregung und Logik, Grausamkeiten und Verrücktheit“. Es handelt sich um einen Thriller über deutsche Terroristen. Diese Terroristengruppe ist die Erfindung eines Computer-Tycoons, der Überwachungsgeräte verkaufen will, indem er die Menschen mit angeblicher terroristischer Bedrohung ängstigt. Aber er rechnet nicht damit, selbst die Rolle der Geisel einnehmen zu müssen.

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26. Februar
„Angst essen Seele auf“, Film in deutscher Sprache mit russischen Untertiteln
19 Uhr, Kimep (Great Hall)

27. Februar
„Une Affaire de Femmes“, Film in französischer Sprache mit russischen Untertiteln
19 Uhr, Kimep (Great Hall)

28. Februar
„Lili Marleen“, Film in deutscher Sprache mit russischen Untertiteln
19 Uhr, Kimep (Great Hall)

1. März
„Au Coeur du Mensonge“, Film in französischer Sprache mit russischen Untertiteln
19 Uhr, Kimep (Great Hall)

2. März
„Die dritte Generation“, Film in deutscher Sprache mit russischen Untertiteln
19 Uhr, Kimep (Great Hall)

3. März
„Amator“, Film in polnischer Sprache mit russischen Untertiteln

19 Uhr, Kimep (Great Hall), Abai-Str. 2, Ecke Dostyk, Tel.: 270 4213

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Von Christoph Salzl

23/02/07

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