Kasachische Firmen zapfen mehr und mehr den internationalen Kapitalmarkt an. Sie offerieren auf dem Eurobondmarkt großvolumige Fremdwährungsanleihen in Dollar oder Euro und treffen damit den Käufergeschmack. Auch Börsengänge in London à la Russlands Rosneft sollen folgen.

Die Republik Kasachstan hat in ihrer fünfzehnjährigen Geschichte nur vier Fremdwährungsanleihen auf dem Eurobondmarkt platziert – Russland bereits an die zwanzig. Vor zehn Jahren betrat die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan mit einem dreijährigen Bond erstmals als Emittent den Eurokapitalmarkt, 1997 folgte die zweite fünfjährige Eurobondemission über 350 Millionen US-Dollar. Derzeit steht nur eine bis 2007 laufende 350 Millionen US-Dollar schwere Anleihe Kasachstans aus. Denn die Regierung Kasachstans muss im Moment kaum Kapital aufnehmen, dem Staatshaushalt geht es dank Öleinnahmen gut. Aktiver ist die staatliche Kasachische Förderbank (DBK). Sie hat derzeit vier US-Dollar Emissionen am Eurobondmarkt ausstehen und platzierte 2005 zur Refinanzierung ihrer Aktivitäten sogar eine 20 Jahre laufende Anleihe.

Die Republik Kasachstan und ihr Finanzministerium zeigten sich auf dem Eurobondmarkt bisher von ihrer besten Seite als solide Schuldner und bereiteten damit kasachischen Firmen den Weg an den internationalen Kapitalmarkt. Die KazKommerzBank hat im Mai 1998 ihren ersten dreijährigen 100-Millionen-US-Dollar schweren Eurobond platziert, vor zwei Jahren brachte sie außerdem ihre erste zehnjährige US-Dollar-Anleihe über 500 Millionen US-Dollar (USD) in Stellung. Heute sind kasachische Firmen richtig aktiv auf dem Eurobondmarkt und nutzen ihn als Finanzierungsquelle. Aber nicht nur Banken- und Finanzunternehmen wie die KazKommerzBank, die Turan Alem Bank, AstanaFinance oder Energieriesen wie PetroKazakhstan zapfen den Eurobondmarkt regelmäßig an. Ebenso die kasachische Eisenbahngesellschaft, die Kasachstan Temir Scholy. Sie gibt Volldampf auf dem Eurobondmarkt und hat derzeit zwei bis 2011 bzw. 2016 laufende Emissionen über 350 und 450 Millionen USD ausstehen. Für kasachische Eurobond-Anleihen gibt es sogar eine Zinskurve, sprich Zinssätze über die Laufzeit von ein bis zehn Jahren. Es gibt augenscheinlich genügend Angebot und Nachfrage nach Eurobonds kasachischer Emittenten. Der Markt akzeptiert nun auch Eurobonds kasachischer Schuldner mit längeren Laufzeiten.

Emittenten aus anderen Ländern Zentralasiens haben bis dato noch keine Fremdwährungsanleihen auf dem Eurobondmarkt platziert – oder platzieren können. Damit orientiert sich Kasachstan bezogen auf den Eurobondmarkt am großen Bruder Russland. Die russische Regierung, russische Firmen und Russlands Regionen sind regelmäßige Emittenten von Fremdwährungsanleihen auf dem Eurobondmarkt.

Pro Jahr geben russische, kasachische und ukrainische Firmen am Eurobondmarkt Anleihen im Volumen von 15 bis 20 Milliarden US-Dollar aus. Und so wie sich Kasachstan am Eurobondmarkt am großen Bruder Russland orientiert, so streben einige große kasachische Firmen bald eine Einführung an der Londoner Börse an. So wie Rosneft oder die kasachische KazakhGold Group aus Stepnogorsk will KazMunaiGaz bald das Börsenparkett im Finanzzentrum London mit einem Primärlisting betreten. Als weitere Kandidaten gelten nach Informationen der ’The Times’ aus London Air Astana, die KazKommerzBank oder das Infrastrukturunternehmen KEGOC.

==================================

Der Eurobond-Markt: In diesem Segment des internationalen Kapitalmarktes werden Euro-Anleihen gehandelt, die sich wesentlich von traditionellen Anleihen (domestic bonds) unterscheiden und nicht nationaler Regulierung unterliegen. Euro-Bonds sind nicht an das Emissionsland und seine Währung gebunden. Internationale Bankkonsortien platzieren hier für Emittenten großvolumige Anleihen (also für Staaten oder multinationale Unternehmen) außerhalb des Währungsgebietes in dessen Währung die Anleihe begeben wird. Eine kasachische Firma kann hier also eine Anleihe in Dollar, Zloty oder südafrikanischen Rand emittieren. Es gibt keinen zentralen Heimatmarkt für internationale Euro-Bonds. Die wichtigsten Märkte/Währungen für Euro-Bonds sind US-Dollar und Euro (neben Yen, Schweizer Franken, auch die großen Ostwährungen wie Rubel oder Zloty). Der Name Euro-Markt bezieht sich nur auf den historischen Ursprung, da zunächst (auf Drängen von Sowjetregierung und OPEC-Staaten) US-Dollar-Guthaben außerhalb der USA platziert und gehandelt wurden und dies in Europas Finanzzentrum London.

==================================

Von Gunter Deuber

18/08/06

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia