Eine Tragödie während der Weihnachtsfeiertage: Am 25. Dezember ereignete sich drei Kilometer vom Flughafen Aktau entfernt ein tragischer Flugzeugabsturz mit einer Embraer-Maschine des Typs 190 der Azerbaijan Airlines (AZAL). Das Flugzeug, das auf der Strecke Baku – Grosny unterwegs war, stürzte beim Versuch einer Notlandung am Ufer des Kaspischen Meers ab. An Bord befanden sich 62 Passagiere und 5 Besatzungsmitglieder.

Ermittlungen und Versionen

Die Untersuchung des Absturzes wird von Kasachstan in Übereinstimmung mit dem ICAO-Übereinkommen geleitet. Spezialisten aus Aserbaidschan, Russland, internationale Experten und Vertreter des Flugzeugherstellers sind an den Arbeiten beteiligt. Die Flugschreiber – auch Blackboxen genannt – wurden sichergestellt und werden derzeit unter Beteiligung internationaler Experten entschlüsselt.

Kasachstan hat diese an das brasilianische Zentrum für die Untersuchung und Verhütung von Flugunfällen (CENIPA) geschickt und bereits zurückerhalten. Das Zentrum (CENIPA) verfügt über die notwendigen technischen Möglichkeiten, ist mit der entsprechenden Ausrüstung ausgestattet, einschließlich eines zertifizierten Labors für das Auswerten der Blackboxen, heißt es in einer Mitteilung des kasachischen Verkehrsministeriums.

Der Kurz- und Mittelstreckenjet ging beim Aufprall in Flammen auf. Nach den Bildern war das Heck weniger stark beschädigt. Medienberichten zufolge wurden die überlebenden Passagiere aus diesem Wrackteil gerettet. Bug und Mittelteil wurden hingegen beim Aufprall vernichtet. Auf Fotos, die in den Sozialen Medien veröffentlicht wurden, waren Einschusslöcher auf dem Flugzeugkorpus zu erkennen. Schnell verbreitete sich die Vermutung, dass das Passagierflugzeug von russischen Abwehrraketen getroffen worden sei.

Zuvor hatte Russland davor gewarnt, über einen möglichen Abschluss zu spekulieren. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der russischen Staatsnachrichtenagentur Tass: „Zurzeit läuft eine Untersuchung, jeder Vorfall in der Luftfahrt muss von spezialisierten Luftfahrtbehörden untersucht werden.“ Daher sei es seiner Meinung nach falsch, vor einer Veröffentlichung der tatsächlichen Ergebnisse der Untersuchung eine Hypothese zu formulieren.

Darüber hinaus betonte Maulen Aschimbajew, der Sprecher des kasachischen Senats: „Alle Informationen werden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, denn keines dieser Länder – Aserbaidschan, Russland oder Kasachstan – ist an einem Verstecken von Informationen interessiert.“

Eine Entschuldigung seitens Russlands

Am 28. Dezember entschuldigte sich Wladimir Putin dafür, dass sich der tragische Vorfall im russischen Luftraum ereignete. Er sprach den Familien der Opfer sein tiefes und aufrichtiges Beileid aus und wünschte den Verletzten eine baldige Genesung. Nach Angaben Putins sei die tschetschenische Stadt Grosny an jenem Tag von ukrainischen Drohnen angegriffen worden. Daher seien Start und Landung von Flugzeugen in der Stadt nicht gestattet gewesen, alle Piloten hätten zum Zeitpunkt des Alarms den Luftraum verlassen müssen.

Nur einen Tag später erklärte der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew, dass ein aserbaidschanisches Zivilflugzeug im russischen Hoheitsgebiet in der Nähe der Stadt Grosny von außen beschädigt wurde, wobei die Piloten die Kontrolle über das Flugzeugen verloren hätten. Ihm zufolge wurde das Flugzeug durch elektronische Kriegsführung in einen unkontrollierbaren Zustand gebracht.

Darüber hinaus äußerte sich der aserbaidschanische Präsident zu den Forderungen an Russland. Die russische Seite solle sich bei Aserbaidschan entschuldigen. Zweitens müsse sie ihre Schuld an dem Vorfall zugeben. Drittens müssen die Schuldigen bestraft und zur strafrechtlichen Verantwortung gezogen werden, und dem aserbaidschanischen Staat, den verletzten Passagieren und Besatzungsmitgliedern müsse eine Entschädigung gezahlt werden. „Dies sind unsere Bedingungen. Die erste von ihnen wurde (…) erfüllt. Ich hoffe, dass auch die übrigen unserer Bedingungen akzeptiert werden“, so der aserbaidschanische Präsident wörtlich.

Während eines Telefongesprächs bedankte sich der aserbaidschanische Präsident bei dem kasachischen Staatspräsidenten Kassym-Schomart Tokajew und dem gesamten kasachstanischen Volk. Alijew sprach dem kasachischen Präsidenten zunächst seinen persönlichen Dank für die Rettungsmaßnahmen aus und würdigte die Arbeit der kasachstanischen Retter, die umgehend die notwendigen Maßnahmen ergriffen und sich aktiv an der Rettung der verletzten Passagiere beteiligten.

Ilham Alijew hob auch die Unterstützung der Bürger Kasachstans hervor, die sich mit Aserbaidschan solidarisch zeigten. Er nannte dies eine weitere Bestätigung der engen Beziehungen zwischen befreundeten und brüderlichen Nationen, die von der aserbaidschanischen Gesellschaft sehr geschätzt werden.

Flüge in russische Städte vorerst ausgesetzt

Azerbaijan Airlines hat prompt den Flugdienst in verschiedene russische Städte eingestellt. Es hieß, dass mögliche Gefahren für die Flugsicherheit berücksichtigt werden müssten. Im Gegensatz dazu sollen die Flughäfen in Nowosibirsk, Kasan, Astrachan, Jekaterinburg und Moskau weiterhin bedient werden. Qazaq Air, eine kasachische Fluggesellschaft, gab bekannt, dass sie einen Monat lang keine Flüge von Astana nach Jekaterinburg in Russland anbieten werde. Nach eigenen Angaben hat auch die Fluggesellschaft FlyDubai ihre Flüge aus Dubai zu zwei Zielen im Süden Russlands abgesagt.

Nach Angaben des kasachischen Ministeriums für Notfallsituationen befanden sich 42 Staatsbürger aus Aserbaidschan,16 Staatsbürger aus Russland, 6 kasachstanische Staatsangehörige und drei Bürger aus der Republik Kirgisistan. 29 Menschen haben den Absturz überlebt. Zwei der Überlebenden leben in Deutschland. Unter den Kasachstanern gibt es keine Überlebenden.

Staatliche Auszeichnungen der Helferinnen und Helfer

Die Hilfsbereitschaft der kasachstanischen Bevölkerung war von Anfang an sehr groß: Bereits kurz nach dem Unglück standen viele Menschen in den Krankenhäusern der Stadt Aktau Schlange, um Blut für die Opfer zu spenden.

Der Akim der Region Mangistau Nurdaulet Kilybay überreichte staatliche Auszeichnungen an jene Bürger, die bei der Beseitigung der Folgen des Flugzeugabsturzes außerordentlichen Mut und hohe Professionalität bewiesen haben.

„Sie haben Mut und Menschlichkeit bewiesen, indem Sie Leben gerettet und in einer kritischen Stunde schnell gehandelt haben. Ihr Einsatz und Ihre Leistungen sind ein lebendiges Beispiel für die Einheit unserer Region, für ein hohes Maß an zivilem Verantwortungsbewusstsein. Sie haben einmal mehr bewiesen, dass es im Mangistau viele standhafte und starke Menschen gibt. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Hilfe“, so der Akim wörtlich beim Überreichen der Auszeichnungen.

Auch in Aserbaidschan wurden vor ein paar Tagen besagte Retterinnen und Retter vom Minister für Notstandssituationen Aserbaidschans, Generaloberst Kamaleddin Heydarow, mit dem Abzeichen „Für Zusammenarbeit“ ausgezeichnet.

aro.

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