Das Österreichische ist so manchem Deutschen ein großes Mysterium. Der Grund dafür ist nicht nur die Aussprache, sondern auch allzu oft das andersartige Vokabular. Dieses lässt sich wiederum nicht selten darauf zurückführen, dass Österreicher gerne Wörter aus anderen Sprachen stehlen. In unserer Reihe Österreichische Wörter mit Migrationshintergrund bemüht sich Rafaela Lobaza, gebürtige Österreicherin, einen Einblick in das Sammelsurium der nach Österreich eingewanderten Wörter zu bieten. Unser Immigrant der Woche heißt Pfrnak.
Der Pfrnak sitzt bei so manchem Wiener mitten im Gesicht. Es handelt sich dabei um eine große Nase, oder einen Zinken – wie man sonst auch so schön sagt. Dass der Pfrnak als Phänomen in Österreich genauso häufig vorkommt wie überall auf der Welt, und seinen Ursprung nicht unbedingt in irgendeinem anderen Land hat, ist klar. Das Wort ist allerdings nicht ursprünglich deutsch, wie man unschwer an dem Konsonantenhaufen am Beginn des Wortes erkennen kann.
Abgeschaut haben wir uns diesen Begriff wieder einmal von den Tschechen, bei denen eine Nase nicht nur als nos, sondern umgangssprachlich auch als frňák bezeichnet werden kann. Interessanterweise scheinen die Österreicher so eine derartige Vorliebe für die tschechischen Selbstlautanhäufungen entwickelt zu haben, dass sie in diesem konkreten Fall mit dem Original noch nicht zufrieden waren und beim Eindeutschen ganz unauffällig noch schnell ein zusätzliches „P“ dazugeschmuggelt haben. Wirklich Verbreitung gefunden hat der Pfrnak eigentlich immer nur in unserer Hauptstadt.
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Man muss zugeben, dass dieses Wort auch sehr gut ins Vokabular eines stereotypen Wieners passt, der sarkastisch und schlagfertig, aber dabei immer witzig ist. Der Pfrnak weist nämlich gerade aufgrund seiner außergewöhnlichen Lautstruktur viel komödiantisches Potential auf. Umso trauriger ist es, dass das Wort bei der jüngeren Generation von Wienern kaum mehr bekannt ist.