Vom Fenster meines Arbeitszimmers kann ich sie sehen, die neuen Sprungschanzen von Almaty. Ein Anblick, der mich jeden Tag erfreut, aber auch mit Sehnsucht nach Skisprungwettbewerben erfüllt, die diesem architektonischen Meisterwerk gerecht werden.

/Bild: Hermann Kruse. ‚Hautnaher Kontakt zu den Athleten: Hier David Winkler, Deutschland, mit kleinen Fans.’/

Der Schanzenkomplex gehört nämlich zum modernsten der Welt und hat ca. 100 Millionen Euro gekostet. Konstruiert wurde die Anlage vom deutschen Architekten Willi Schertel.
Ursprünglich gab es an dieser Stelle eine K 15-, eine K 35-, eine K 45- und eine K 70-Schanze. Diese wurden abgerissen, weil sie internationalen Ansprüchen nicht mehr gerecht wurden. An ihrer Stelle wurde eine Normalschanze (K 90), eine Großschanze (K125) und das neue Skistadion errichtet. Bis zu 9500 Zuschauer finden hier Platz.

Auf der Großschanze sind Weiten von über 140 m möglich. Der Schanzenrekord für Sommerspringen liegt bei 140,5 m, für Winterspringen bei nur 138,0 m.

Nach dem Continental-Cup-Springen im Sommer 2010 und 2011 und den Sprungwettbewerben im Rahmen der „Asiatischen Winter-Spiele 2011“ fand am 13. und 14. Dezember 2011 endlich auch ein Skispringen im Rahmen des Winter-Continental-Cups auf der Großschanze in „Gorny Gigant“ statt.

Insgesamt waren 58 Athleten aus Norwegen, Deutschland, Schweden, Polen, Russland, Tschechien, Slowenien, Österreich, Finnland, Bulgarien, Ukraine und Kasachstan am Start.
Beim Continental-Cup handelt es sich um den „kleinen Bruder“ des Skisprung-Weltcups. Im Rahmen des „Conti-Cups“ starten regelmäßig Athleten, die den Sprung in die erste Mannschaft ihres Landes schaffen wollen, um am Weltcup teilnehmen zu können. Meist sind es Nachwuchsspringer, die sich im Continental-Cup beweisen müssen. Aber auch Athleten, die bereits im Weltcup gesprungen sind, sich aber für die Mannschaft der Top-Springer z.B. wegen Trainingsrückstandes aufgrund von Verletzungen noch nicht empfehlen konnten, sind am Start.

Die deutsche Mannschaft war gleich mit mehreren Springern in Almaty, die den Fans von Weltcupspringen bekannt sind. So reisten unter anderem Georg Späth, Andreas Wank, Markus Eisenbichler, Daniel Wenig und David Winkler an.
Nachdem das erste Springen am Abend des 13.12. noch von nebligem Wetter geprägt worden war, fand der zweite Wettbewerb am nächsten Tag bei herrlichem Sonnenschein statt.
Leider fanden sich nur sehr wenige Fans im Stadion ein, um die „Skiadler“ zu sehen, sodass eine richtige Wettbewerbsstimmung nicht aufkam.

Aber aufgrund der geringen Zuschauerzahl war es möglich, sich auch in dem Bereich aufzuhalten, der eigentlich den Athleten vorbehalten ist. Auf diese Weise konnten Fans mit den Springern über ihre Sprünge diskutieren oder sie um Fotos oder Autogramme bitten. Alle Wünsche der Fans wurden gern erfüllt. Wegen des engen Kontakts mit den Sportlern trat das sportliche Ergebnis der Wettbewerbe schnell in den Hintergrund. Wo hat man sonst die Möglichkeit, seinen sportlichen Wissensdurst aus erster Quelle zu stillen? Dass dann auch noch Michael Hayböck aus Österreich auf eine Weite von 138,0 m flog, die einen neuen Schanzenrekord für Winterspringen in Almaty bedeutet, war die Krönung der schönen Tage an den Schanzen. Michael Hayböck war es auch, der die Springen an beiden Tagen gewann. Besonders erfreulich für die deutschen Fans: Markus Eisenbichler wurde am zweiten Tag des Wettbewerbs überraschend Dritter mit Weiten von 128 m und 132 m.

Viel zu schnell war der Wettbewerb vorüber. Jetzt sitze ich wieder in meinem Arbeitszimmer, und ab und an schweift mein Blick hinüber zu den Schanzen. Sehnsüchtig warte ich auf den Februar 2012, wenn die Weltelite der nordischen Kombinierer nach Almaty kommt. Und mit etwas Glück und Daumendrücken könnte es in der Skisprungsaison 2012/13 tatsächlich klappen – mit dem ersten Skispringen im Weltcup auf der Großschanze in Almaty!

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Ergebnisse:

13.12.2011

1. Michael Hayböck AUT (133,5m/138m; 270,7 Pkt.)
2. Aleksander Zniszczol PL (131m/132m; 253,4 Pkt.)
3. Atle Pedersen Rønsen NOR (133,5m/137m; 246,4 Pkt.)

14.12.2011
1. Michael Hayböck AUT (131,5m/132m; 254,8 Pkt)
2. Ziga Mandl SLO (133m/128m; 247,8 Pkt.)
3. Markus Eisenbichler GER (128m/ 132m; 245,5 Pkt.)

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