Seit dem 29. Oktober geht es im INFOLAB@ASTANA des Goethe-Instituts Kasachstan in Nur-Sultan bunt zu. An diesem Tag wurde eine neue Ausstellung eröffnet, die Comicseiten der Zeitung „Le Monde diplomatique“ zeigt. Die traditionsreiche Zeitung legt ihren thematischen Fokus auf internationale Politik. Seit 1995 gibt es auch eine deutschsprachige Version, die in der Tageszeitung „taz“ sowie in der schweizerischen Wochenzeitung „WoZ“ erscheint. Auf der letzten Seite des Blattes erscheinen seit 2005 Comics auf Deutsch. Sie thematisieren unterschiedliche Themen, von Politik über Umwelt bis hin zur Lebensphilosophie, so dass für jeden Leser etwas dabei ist.

Nach langer Quarantäne-Tristesse kehrt etwas Farbe zurück in den Alltag der Bürger von Nur-Sultan. Dafür sorgt seit Ende Oktober die Ausstellung „Weiße Hasen, arabische Cola und die letzte Wandertaube: Gomic-Geschichten aus Deutschland“. Die Ausstellung findet bis Ende November im INFOLAB@ASTANA des Goethe-Instituts Kasachstan statt. Doch die Comics, die es dort zu sehen gibt, sind keine gewöhnlichen Comics. Sie sind berühmt für ihre unerwarteten, ironischen, manchmal aber auch melancholischen Ansichten in Bezug auf Politik, Alltag und Kultur. Die Illustratoren kombinieren zudem alte Comictraditionen mit modernen Themen und Stilelementen.

Ethische Diskussionen in Cartoonform

Unter den Illustratoren, die man in der Zeitung finden kann, sind bekannte Zeichner wie ATAK, Anke Feuchtenberger, Henning Wagenbrett, Nadja Budde, Volker Pfüller, Alexander Utkin, Konstantin Potapov u. a. Laut der Zeitungsredakteurin Karoline Bofinger gibt es Comics mit Texten und ohne. Vielleicht will man damit auch der Phantasie etwas Raum geben. Doch was zeigen die Comics in der Ausstellung genau?

Ein Comic des Künstlers CX Huth etwa thematisiert das Klonen. Der Autor bringt damit Multifunktionalität als Idee ein. Man sieht einen Menschen und seine Kopien. Der Mensch kann sich selbst klonen. Und da kommt einem beim Lesen in Gedanken ein philosophisches Gespräch in den Sinn. Welche Vorteile könnte das bringen? Um eine Diskussion zu führen, braucht man einen Gesprächspartner. Da kommt es wie gerufen, „sich selbst“ als perfekten Partner dafür zu haben. Dieser Partner ist die erste Kopie des Menschen. Es kommt zur Erstellung von weiteren Klonen, bis hin zur Superpluralität. Wozu braucht man das? Wie gefährlich ist es, mit der Wissenschaft zu spielen? Wo ist das Original? Eine Kopie ist im Büro. Die zweite ist auf Reisen. Man will weiter und weiter phantasieren.

Auch brandaktuelle Themen kommen vor

Doch es gibt noch mehr interessante Comics, die eine moderne Sicht auf zeitlose Probleme präsentieren. Ein weiteres Beispiel dafür ist der Comic über die sieben Sünden von Dante Alighieri. Der Zeichner Robert Deutsch entwirft eine moderne Vision der Idee des Dichters. Darin kommen die Ebenen vor, welche die jeweilige Sünde repräsentieren. Die Protagonisten bzw. Sünder sind aber andere. Vor der Hölle steht ein Auto, das die Sünder irgendwohin nach unten fährt. Dort, wo die Ebene der Habgier ist, baden die Menschen in Münzen. Die Ebene für Jähzorn wird von Skinheads belegt. Und auf der Ebene, die für Gewalt steht, kommen Hitler und andere Despoten vor.

Auch Ökologie und Klima sind Themen in der Ausstellung. Magdalena Kaszuba gibt einen düsteren Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn die Menschheit sich um die Natur keine Gedanken macht. Ihr Comicprotagonist träumt davon, in einen Ozean einzutauchen. Als er es endlich schafft, sieht er jedoch keine Meereswesen. Seine Taucherbrille wird von Flaschen und anderem Müll verdeckt. Er ist enttäuscht, und wir sollen über die Situation nachdenken.

Wunderbare Mehrdeutigkeit

Jeder Besucher der Ausstellung kann etwas Tieferes oder Offensichtliches in diesen Comics sehen. Diese Mehrdeutigkeit ist einfach wunderbar. Man verliert sich in Gedanken während des Lesens, selbst wenn es keinen Text im Comic gibt. Echte Kunst macht sich vor allem dann bemerkbar, wenn sie die Phantasie beflügelt und Gedankengänge hervorruft.

Diana Odinzowa

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