Zum diesjährigen Volkstrauertag gedachten am Sonntag die Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung in Almaty den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft. Dabei wurde auch an die deutschen Kriegsgefangenen erinnert, die noch nach dem Zweiten Weltkrieg in der Region ihr Leben-verloren.

Im stillen Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wird alljährlich der Volkstrauertag begangen. Seit 1952 ist es Brauch, dass die Menschen in Deutschland am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent an den Gräbern der Toten Blumen niederlegen. Eine Erinnerungszeremonie im Deutschen Bundestag gehört ebenfalls dazu. Doch auch im Ausland – überall dort, wo es deutsche Vertretungen gibt – finden Veranstaltungen statt. So auch am vergangenen Sonntag auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Almaty, wo der deutsche Generalkonsul Mario-Ingo Soos zum gemeinsamen Gedenken einlud.

Auf dem Friedhof liegen 15 deutsche Soldaten begraben. Sie alle ließen nach dem Zweiten Weltkrieg während der Kriegsgefangenschaft ihr Leben in der Region. Generalkonsul Soos würdigte in seiner Rede die Toten und erinnerte daran, dass einer von ihnen kaum 18 Jahre alt gewesen ist. „Wir gedenken heute dieser jungen Deutschen, genau wie der Millionen Kriegstoten und Opfer von Gewaltherrschaft in der ganzen Welt“, so Soos. Anschließend überbrachte er die Worte, die Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am gleichen Tag im Rahmen seines Totengedenkens im Deutschen Bundestag an die Nation richtete. Anlässlich des 80. Jahrestags des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion sowie der Besetzung Jugoslawiens und Griechenlands standen in diesem Jahr vor allem die Kriegs- und Gewalthandlungen in diesen Regionen im Fokus.

Die Rede des Bundespräsidenten im Wortlaut:

„Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.

Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.

Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.

Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.“

Erinnerung an die Gefallenen des Afghanistan-Einsatzes

Im Anschluss übergab Generalkonsul Soos das Wort an Militärattaché Nils Windheuser. Der Oberstleutnant begrüßte die Anwesenden im Namen der Bundeswehr und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. In seiner Gedenkrede richtete er den Fokus auf aktuelle Konflikt- und Gefahrenherde von der Ukraine über Belarus, den drohenden Konflikt zwischen China und den USA, die Bedrohung Taiwans, die Kriege in Syrien, Jemen und weiteren Ländern. Vor diesem Hintergrund mahnte er, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen: „Wir brauchen Momente des Innehaltens, genau wie wir Orte des Mahnens brauchen, damit das, was geschehen ist, nicht verdrängt wird. Unser Gedächtnis braucht Stützen der Erinnerung.“ Der Volkstrauertag, so Oberstleutnant Windheuser weiter, biete immer wieder die Möglichkeit, sich mit dem Leid auseinanderzusetzen, das durch Kriege und Gewaltherrschaft verursacht wurde.

Auch Windheuser erinnerte an die 15 deutschen Soldaten auf dem Friedhof in Almaty, sowie die 6.000 Staatsbürger, die durch Krieg und Internierung ihr Leben auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan verloren. Zudem erwähnte er die insgesamt 115 Bundeswehrsoldaten, die bei Auslandseinsätzen ums Leben kamen, darunter 59 in Afghanistan. Namentlich erwähnte er dabei die beiden ersten sowie den letzten Gefallenen des Einsatzes. Die Oberfeldwebel Thomas Kochert und Mike Rubel starben 2002, als sie versuchten, eine russische Boden-Luft-Rakete zu entschärfen. Auch drei dänische Kameraden verloren dabei das Leben. Der Hauptfeldwebel Daniel Wirth fiel 2013 während eines Feuergefechts mit Aufständischen.

Kranzniederlegung an der Gedenktafel des Friedhofs

Im Anschluss an die Reden hielten die Teilnehmer eine gemeinsame Schweigeminute. Danach ließ das Bläserquartett „New Brass Almaty“ den Trauermarsch aus Händels „Saul“ erklingen. Generalkonsul Soos und Militärattaché Windheuser legten zudem einen Kranz an der Gedenktafel für die gefallenen deutschen Soldaten ab, wo auch eine Totenwache abgehalten wurde. Im Namen des Aufsichtsrates der Stiftung Wiedergeburt legte zudem DAZ-Direktor Robert Gerlitz eine Grabgabe bei.

DAZ

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