Angesichts der sich verschlechternden epidemiologischen Situation in Kasachstan zieht die Regierung die Daumenschrauben an. Bei dem neuen Maßnahmenbündel geht es jedoch nicht nur um neue und härtere Einschränkungen. Auch eine Erhöhung der bislang schwachen Impfquote soll in Angriff genommen werden.
Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Kasachstan werden wieder verschärft. Das ist das Ergebnis einer Sitzung der für die Coronamaßnahmen zuständigen Regierungskommission, die am Montag tagte. Demnach beschloss die Kommission unter Leitung des stellvertretenden Regierungschefs Jeraly Toghschanow eine Reihe von strengeren Regelungen für Regionen und Städte, die in der sogenannten „roten Zone“ mit besonders hohen Infektionszahlen liegen. Aktuell sind das neben acht weiteren Regionen die Großstädte Almaty, Nur-Sultan und Schymkent.
Ashyq macht den Unterschied
Konkret soll die Personenbeförderung mit Bussen und Kleinbussen innerhalb und zwischen Städten sowie innerhalb der betroffenen Regionen ausgesetzt werden. Einzige Ausnahme: Beförderer, die am Programm „Ashyq“ teilnehmen, das einer Art Corona-App gleichkommt. Geschlossene Strände und Aquaparks sollen ohne Ausnahme schließen.
An den Wochenenden soll der öffentliche Personennahverkehr ausgesetzt werden. Außerdem müssen dann Gastronomiebetriebe, Sport- und Wellnesseinrichtungen, Unterhaltungs- und Kultureinrichtungen sowie Foodcourts schließen. Ausnahmen gelten auch hier wieder für die Teilnehmer am „Ashyk“-Programm.
Wiederum andere Maßnahmen sind an Wochentagen vorgesehen. Dann dürfen Sport- und Wellnesseinrichtungen und Gastronomiebetriebe bis 18 Uhr geöffnet sein, Teilnehmer am „Ashyk“-Programm immerhin noch bis 20 Uhr. Große Handelsketten müssen in jedem Fall um 18 Uhr schließen.
Die Kommission begründete das Vorgehen mit einer Verschlechterung der epidemiologischen Situation im Land. Zugleich beschloss sie ein weiteres Maßnahmenpaket zur Senkung der aktuell erhöhten Infektionszahlen, das über einschränkende Maßnahmen hinausgeht. So ordnete Vize-Premier Toghschanow an, eine neue Gesamtstrategie zu erarbeiten, um die bisherigen Maßnahmen gegen die Pandemie einer grundsätzlichen Überprüfung zu unterziehen. Um den traditionellen Präsenzunterricht an Schulen wieder aufzunehmen und dabei die Gesundheit der Lehrer und Schüler zu garantieren, solle von den verantwortlichen Stellen ein Konzept erarbeitet werden.
Impfquote soll endlich steigen
Ein Hauptaugenmerk legte Toghschanow jedoch auf das Thema Impfen. Das verwundert nicht, wenn man sich die in Kasachstan auffallend schwache Impfquote anschaut. Diese lag Stand 12. Juli bei gerade einmal 23 Prozent Erstimpfungen. Vollständig geimpft waren gerade einmal 12,85 Prozent der Bevölkerung. Zum Vergleich: In Deutschland waren zum gleichen Zeitpunkt bereits 58,7 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal, 43 Prozent gar vollständig geimpft – wenngleich hier die Impfkampagne auch einen Monat früher begann.
Um hier zeitnah bessere Erfolge zu erreichen, ordnete Toghschanow unter anderem an, gesellschaftliche Bereiche zu definieren, in denen eine Impfpflicht eingeführt werden solle. Außerdem müsse ein Vertrag mit den mRNA-Impfstoffherstellern Biontech/Pfizer über die Lieferung von Impfdosen her. Damit nahm der Vize-Premier eine Anweisung von Präsident Tokajew auf, der bereits am Freitag von der Regierung gefordert hatte, „schnellstmöglich“ den Impfstoff des deutschen Entwicklers und seines amerikanischen Partners zu besorgen, um der Bevölkerung ein diversifizierteres Angebot machen zu können. In dem Zusammenhang beklagte Tokajew, dass bereits im Mai 2 Millionen Dosen des Impfstoffs hätten Kasachstan erreichen sollen. Die Lieferung sei aber unterbrochen worden.