Die Almatiner wissen es: ein warmer Herbsttag ist eine der schönsten Gelegenheiten zum Wandern. Elf Bergsteiger brachen an einem Wochenende Anfang Oktober in Begleitung der Rottweiler-Hündin Lea auf, um die farbenprächtige Berglandschaft bei Almaty zu erwandern.

/Bild: Olaf Warzecha. ‚Die Wandergruppe in der Kim-Asar-Schlucht.’/

Die Kluft Kim-Asar ist eine der populärsten Wanderrouten und eignet sich sehr für einen kleinen Ausflug der Wander-Anfänger. „Kim-Asar“ stammt aus dem Kasachischen und bedeutet „Wer überschreitet die Schlucht?“. Manchmal nennt man die Schlucht auch „Kommissarowskoje Uschtschelje“ als Erinnerung an den legendären Kriegskommissar Dmitrij Furmanow – der sich in den 1920-er Jahren in dieser Umgebung aufhielt.

Ausgangspunkt Medeo

Um dorthin zu gelangen, erreicht man zunächst den Medeo mit Pkw oder Bus, steigt am Parklatz aus und biegt an der Straßengabelung nach links ab. Da der Wanderweg im Naturschutzgebiet liegt, verlangen die Wachposten eine Eintrittsgebühr in Höhe von 300 Tenge. Wir greifen tief in unsere Geldbeutel, und die Schranke geht nach oben. Der Weg ist frei.

Internationale Wandergruppe

Der Bergpfad führt durch das malerische Tal Kim-Asar in Richtung Osten und wird langsam steiler. Man kommt leicht ins Schwitzen. Der Hund läuft vor lauter Freude hin und zurück und bekommt schon nach einer Weile Wasser vom Herrchen Dietmar Kroh von der Firma Ferrero. Es ist eine internationale Gruppe – Deutsche, Kasachen und Russen. Eine kleine Pause.

Gemeinsames Fotografieren und wieder bergauf. Unser Bergführer Aggej – ein professioneller Alpinist, der schon mehrere Berge im Tianschan, aber auch im Himalaja bestiegen hat, gibt uns Tipps und Anweisungen. Unter seiner Führung besteigen wir den Hügel, von wo aus sich eine herrliche Aussicht auf den Pik Furmanow (3500 Meter) bietet.

Ein improvisiertes Picknick auf dem Hügel: Pfannkuchen vom Konsulat-Empfang im Hyatt, Fladenbrot, Salami, Käse, Äpfel, Kekse, Tomaten, gekochte Kartoffeln und Eier. „Ich habe mir gesagt, dass ich mir das Essen erst mal erarbeiten muss. Dann macht es mehr Spaß“, sagt freudig Olaf Warzecha, der in Almaty für das Unternehmen Kazkommerts Invest tätig ist.

Beim Essen hören wir unterhaltsame Berggeschichten von Aggej. Florian Graetz, seit etwa drei Monaten bei der Metro Group in Kasachstan beschäftigt, nutzt die Möglichkeit, um mehr über das Wandern zu erfahren. Es ist für alle sehr interessant und spannend. Auf die Frage von Florian, ob es eine Rettungshütte in der Umgebung für ernste Fälle oder die Winterzeit gäbe, erzählt Aggej: „Ja, es gab eine, aber sie ist im letzten Winter verbrannt. Die Jungs hatten wohl zuviel Wodka getrunken und Schaschlik gemacht und dann die Hütte ins Feuer gesetzt.“ Wir lachen. Dass man in den Bergen eher auf sich selbst gestellt ist, wird klar. Aber laut unserem Bergführer gibt es im Notfall einen Rettungsdienst mit Helikopter, den man per Handy unter der Telefonnummer 112 anrufen könnte.

Picknick mit Hyatt-Pfannkuchen

Die von der Robert Bosch Stiftung entsandten Stipendiaten Victoria und Gesine sitzen nebenan und erzählen, wie sie die leckeren Pfannkuchen vom Hyatt-Koch Mark geschenkt bekommen haben. Die schmecken uns allen sehr gut, zusammen mit grünem Tee aus der Thermosflasche. Die Mädels Korlan und ihre Schwester sind nur leicht gekleidet und beginnen zu frieren. Es ist herbstlich frisch. Man will nicht so lange sitzen und beendet das üppige Mahl. Aggej schlägt vor, den Rückweg nach dem Medeo von der anderen Seite der Kim-Asar einzuschlagen, am Ende komme man zu dem selben Ort, an dem man die Wanderung begonnen habe.

Unterwegs sieht Julia ein Pferd und fragt Aigul aus der Commerzbank-Repräsentanz, ob es ein wildes Pferd sei. Aigul antwortet, dass es wahrscheinlich ein Hauspferd von Waldhütern ist, man lässt die Pferde nach nomadischen Viehzuchtregeln einfach weiden.

Die Pferdeherden wurden von Kasachen früher eigentlich nicht gehütet, weil die Pferde ein Leittier hatten, das die ganze Herde zusammengehalten, geschützt und in Sicherheit brachten. Julia kommt aus Moskau und lernt so das frühere Nomadenleben der Kasachen kennen.

Zurück in der Stadt: Wandern im Herbst ist empfehlenswert!

Bald sind wir auf dem Medeo. Man trifft ein paar Bekannte – die Gastprofessoren von der Deutsch-Kasachischen Universität. Ein kurzes Gespräch, und dann steigen die zufriedenen Wanderer und der Hund in drei geparkte Jeeps ein. Zurück in die Stadt. Man kommt erholt, munter und glücklich von der Wanderung heim. Der Alltag kann beginnen. Oder, wie jemand sagte – der Start in die Arbeitswoche ist gelungen. Wandern im Herbst ist empfehlenswert!

Von Gulnas Bakischewa

16/10/09

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