In den Räumlichkeiten des Goethe-Instituts Kasachstan in Almaty finden in dieser Woche die „Tage der Medienkompetenz“ statt. Bekannte regionale Medienexperten und aktive Mitglieder der Mediengemeinschaft tauschen ihre Erfahrungen und Meinungen mit einem medieninteressierten Publikum aus. Unter anderem befähigen die interaktiven Vorträge die Zuschauer dazu, durch kritisches Hinterfragen mögliche „Fake News“ zu entlarven.

Zu Beginn der Veranstaltung am ersten von zwei Tagen erfuhren die Zuhörer von Xenia Luchenko, Lehrerin und Journalistin, über das Projekt „Kak chitat Medija“ (dt. „Wie man Medien liest“), welches vom Goethe-Institut in Moskau umgesetzt wurde. Das Projekt besteht aus Schulungen für unterschiedliche Altersgruppen. „Wir konzentrieren uns dabei nicht nur auf die klassischen Formate“, betonte Luchenko in Ihrer Rede. Dabei bedient sich das Projekt unter anderem auch an Comics, Podcasts und Dokumentationen, um die Medienkompetenz der Zielgruppe durch die Trainings zu erhöhen. Das Projekt fand in der Russischen Föderation viel Anerkennung und stieß auf ein großes Interesse in der Bevölkerung. Aktuell kann an den Schulungen allerdings nur im Onlineformat teilgenommen werden.

Darauf folgte die Präsentation zum Thema der Identifizierung und Aufdeckung möglicher Fehlinformationen von Adil Dschalilow, dem Direktor des internationalen Zentrums für Journalismus und Gründer des Projekts „Factcheck.kz“. Das Besondere an dem 2017 ins Leben gerufenen Projekt ist, dass dieses das erste im zentralasiatischen Raum ist. „Faktencheck ist schon lange nicht mehr nur Teil des Journalismus, mittlerweile bedient sich beispielsweise sogar das kasachische Parlament unserer Website“, erklärte Dschalilow. Als zentralen Grund für Desinformation nannte er gerade in unserer heutigen Zeit die sozialen Medien und den damit verbundenen Algorithmus. Aber auch das Fernsehen, welches Adil Dschalilow als „Instrument der Autokratie“ bezeichnet, ist (immer noch) eine der Ursachen von weit verbreiteter Desinformation.

Medienerziehung in Kasachstan bisher kaum vorhanden

Ein weiterer Bestandteil des Factcheck.kz-Projekts sind Lehrbücher für Schülerinnen und Schüler der Klassen 9 bis 11. Diese werden laut Dschalilow bisher nur rege genutzt. Es fehle die benötigte Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer sowie allgemein die grundlegende Unterstützung des kasachischen Bildungsministeriums. „Leider ist Medienkompetenz in Kasachstan noch sehr wenig verbreitet. Ich hoffe, dass wir mit unserem Projekt einen Beitrag zu deren Entwicklung leisten können, und auch das Bildungsministerium in Zukunft in diesen wichtigen Lehrbereich investiert“, so Adil Dschalilow abschließend.

Anschließend wurde in einer Diskussionsrunde gemeinsam mit anderen Journalisten und Medienexperten über unterschiedliche Ansätze der Medienkompetenz, deren Herausforderungen und Perspektiven debattiert. Am zweiten Tag wurde das Programm fortgesetzt mit zwei namhaft besetzten Runden Tischen. Die Diskussionen drehten sich bei der ersten Veranstaltung um Medienpädagogik, ihre Hauptrichtungen und Perspektiven, sowie darum, wie man Lehrer unterrichtet und was die Besonderheiten des Unterrichtens von Mediendisziplinen sind. Bei der zweiten Runde ging es um Probleme mit Cybermobbing sowie Ethik und Verhaltenspsychologie in sozialen Netzwerken.

Annabel Rosin

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia