Am 25. Oktober 2025 fand in Bischkek der XIII. Kongress des Volksrates der Deutschen der Kirgisischen Republik statt. Delegierte aus allen Regionen des Landes reisten an – aus Großstädten, Bergtälern und Dörfern, in denen deutsche Familien seit Generationen fest verwurzelt sind. Viele kannten sich seit Jahren, einige seit Jahrzehnten; die Begrüßungen waren herzlich, oft von Erinnerungen und leisen Momenten der Verbundenheit begleitet.
Die Sitzung wurde mit Ansprachen eröffnet, in denen die Bedeutung des Volksrates für den Erhalt der deutschen Kultur und Sprache in Kirgisistan betont wurde. Constantin Zelenty, ein Vertreter der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bischkek, würdigte die lebendige Rolle der Gemeinschaft und hob hervor: „Sie leben hier zwischen zwei Welten – kirgisisch und deutsch –, und Sie schaffen es, diese beiden Identitäten nicht gegeneinander zu stellen, sondern miteinander zu verbinden. Das ist etwas, das man nicht einfach erbt – man hält es aktiv lebendig.“
Auch ein Vertreter des Außenministeriums der Kirgisischen Republik unterstrich die Bedeutung der deutschen Minderheit für die kulturelle Vielfalt des Landes. Er sprach von der „wichtigen Rolle der deutschen Gemeinschaft als Brücke zwischen Kirgisistan und Europa“ und bezeichnete den Volksrat als ein Beispiel für „kontinuierliches Engagement für kulturelles Erbe und friedliches Zusammenleben“.
Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre
Der Vorsitzende des Volksrates, Walerij Dil, legte seinen Rechenschaftsbericht vor. Darin erinnerte er an zahlreiche Initiativen der vergangenen Jahre nach dem letzten Kongress im Jahr 2022: die Stärkung der Jugendorganisation, renovierte Begegnungsstätten, Kulturfeste und Bildungsprojekte. Zugleich sprach er offen über Herausforderungen – darunter die schwindende Alltagspraxis der deutschen Sprache, Migrationstendenzen und die komplexe Frage, wie Traditionen an die junge Generation weitergegeben werden können, ohne sie in eine museale Form zu drängen.
Die Wiederwahl von Walerij Dil zum Vorsitzenden und von Artur Schessler sowie Sergej Franz zu seinen Stellvertretenden war keine reine Formalität. Sie wurde von vielen als Bestätigung für Ruhe und Verlässlichkeit verstanden – beides Werte, die in einer Zeit globaler Unsicherheiten, in der die Migration viele Familien in verschiedene Richtungen auseinanderzieht, kaum zu überschätzen sind. Gleichzeitig wurde im Saal klar, dass die zukünftige Gestaltung der Gemeinschaft stärker an die junge Generation übergehen wird: nicht abrupt, sondern im gemeinsamen Tun.
Der Kongress fand im Restaurant Steinbräu in der Herzen-Straße statt, einem Gasthaus im Stil einer deutschen Brauerei. Die warmen Holztöne, die gemeinschaftlichen Tische und der Duft von frisch gebackenem Brot und Malz schufen einen Rahmen, der gut zur Atmosphäre des Treffens passte.
Kostüme und Krebli
Im Anschluss an den offiziellen Teil fand die „Deutsche Sloboda“ statt – ein lebendiges Kultur- und Begegnungsfest. Junge Frauen und Männer präsentierten traditionelle Kostüme, darunter sorgfältig rekonstruierte wolgadeutsche Trachten. Ältere Teilnehmer erzählten, wie diese Kleidung früher zu Feiertagen, Erntedank oder Hochzeiten getragen wurde.
An Tischen und Werkbänken entstanden Wolgadeutsche Stoffpuppen, gefertigt mit Nadeln, Faden und ruhiger Geduld – oft erklärend begleitet von Menschen, die diese Technik noch von ihren Großmüttern gelernt hatten. In der Küche wurden „Krebli“ gebacken, die in der deutschen Gemeinschaft Kirgisistans untrennbar mit Festtagen verbunden sind: ein Gebäck, das knusprig sein muss, aber nicht zu trocken – eine Sache der Erfahrung.
Zwischen Alt und Jung, Deutsch und Kirgisisch, Erinnerung und Gegenwart ergab sich an diesem Tag ein Bild, das viele als das Wichtigste bezeichneten: Gemeinschaft besteht nicht nur als Erinnerung, sondern vor allem als gelebte Gegenwart.
Die Gesellschaftliche Vereinigung „Volksrat der Deutschen der Kirgisischen Republik“ wurde 1992 gegründet. Sie koordiniert die Arbeit der deutschen Vereine und Begegnungsstätten im Land, organisiert kulturelle und soziale Projekte und arbeitet eng mit Partnern in Kirgisistan und Deutschland zusammen. Der Volksrat wird aus Mitteln des Bundesministeriums des Innern gefördert.























