Arthur Abraham kommt aus Armenien und ist seit Dezember Boxweltmeister im Mittelgewicht. „Für diesen Tag habe ich zehn Jahre lang hart gearbeitet“, sagte der 25-Jährige, der neben Markus Beyer nun der zweite Weltmeister ist, der in Berlin trainiert.
Wenn Arthur Abraham über sich erzählt, dann tut er das stets im Plural: Wir. Das sind er, der 25jährige Weltmeister, und sein jüngerer Bruder Alexander, deutscher Ju-nioren-Meister im Halb-Schwergewicht. Gemeinsam haben sie mit Boxen angefangen, wurden Deutsche Meister, leisteten in ihrer armenischen Heimat Armeedienst. Seit 2003 sind beide Profiboxer. Sie stehen unter Vertrag bei Wilfried Sauerland, dem erfolgreichen deutschen Box-Manager. In Berlin wohnen sie zusammen und fahren dieselbe Automarke. „Wir unternehmen immer alles gemeinsam. Wir sind ein Team“, sagt Abraham in einem Berliner Cafe und nimmt einen Schluck Bananensaft.
Arthur Abraham hat als Amateur 90 Kämpfe bestritten und 81 davon gewonnen, nur dreimal verlor er. Sein größter Erfolg als Amateur war der Titel: „Internationaler Deutscher Meister“. Sein erfolgreiches Profidebüt feierte er im August 2003 im Boxzelt auf dem Nürburgring gegen Frank Kary aus Neuwied. Letztes Jahr wurde er Weltmeister im Mittelgewicht. Er gewann den IBF-Titel.
Beinahe wäre Arthur gar kein Boxer geworden, denn sein Onkel, der zu Sowjetzeiten Weltmeister im Radsport war, sah in Arthur einen talentierten Radfahrer. Er war es, der ihn als Kind zum Radtraining brachte und mit dem Sport vertraut machte. Der Onkel spürte, dass Arthur ein vielversprechender Sportler werden könnte.
In den 90er Jahren reiste Arthur mit seiner Familie nach Deutschland. In Bamberg besuchte er die Hauptschule. Als Radsportler wurde er bald bayerischer Meister.
Boxkampf im Fernsehen änderte sein Leben
Doch eine Szene, die er eines Tages im Fernsehen verfolgte, änderte dann sein Leben. Er sah, wie man nach einem Boxkampf den Sieger auf die Schultern hob und ihn durch den Ring trug. „Es war diese Ehrerweisung, es waren diese glorreichen Augenblicke, und ich wollte es genauso erleben.“ Seit dieser Stunde ließ ihn der Wunsch zu boxen, nicht mehr los. Er fragte jeden in der Stadt nach einem Boxclub und stieß auf den Trainer Uwe Schulze. Bald schloss er sich der Boxabteilung des 1. FC Nürnberg an. Jahrelang trainierte er, beseelt von dem Wunsch, Weltmeister zu werden. „Ich hatte sogar alle meine Geheimnummern in ‚Champion 25’ umbenannt“, erinnert er sich. Dann hat es nur vier Runden gedauert, und sein Gegner, der Nigerianer Kingsley Ikeke, war k.o. und Arthur Abraham Weltmeister im Dezember 2005 in Leipzig.
Erst vor kurzem hat Arthur wieder gekämpft: In Zwickau gegen Kofi Jantuah aus Ghana und seinen Titel freiwillig verteidigt. Der 31jährige Jantuah lebt in Las Vegas (USA). Jantuah hat in seiner Profikarriere 33 Kämpfe bestritten, von denen er 30 gewonnen hat, 19 davon vorzeitig. „Wir haben einen sehr attraktiven Gegner für Arthur gefunden“, freut sich Manager Wilfried Sauerland. „Jantuah ist ein guter Puncher, sucht immer die Konfrontation, geht nach vorn – das mögen die Fans!“
Nach dem Kampf plant Arthur mit seinem Bruder Alexander eine Reise in die Dominikanische Republik. Ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus. Zuvor gelte es aber, sich auf den Kampf vorzubereiten und ihn zu gewinnen. Sein größtes Ziel sei es, Superchampion zu werden. „Ich will irgendwann alle vier Titel besitzen“, sagt er ehrgeizig, obwohl er sich auch als Weltmeister wohlfühle. Sein grünweißer Sportanzug glänzt im Licht, während sich Arthur im Sessel zurücklehnt.
Von Irina Sarkissian
19/05/06