Den April assoziieren viele kasachische Bürger mit „Subbotniks“, freiwilligen Arbeitseinsätzen. Die Organisatoren eines Marathonlaufs konnten aber diese Vorstellungen über den zweiten Frühlingsmonat angenehm verändern.

Ein kühler Samstagmorgen Mitte April: Kleine Grüppchen von Menschen gehen mit gemessenen Schritten zur größten Flagge der kasachischen Hauptstadt am Monument für die Opfer politischer Repressionen. In einem Zelt gegenüber dem Denkmal findet die Registrierung für die Teilnehmer eines Wohltätigkeitslaufes statt. Weder Wind noch graues Wetter können die Läufer hindern, an dieser Veranstaltung teilzunehmen. Das Thermometer zeigt nicht mehr als sechs Grad. Doch einige Teilnehmer haben scheinbar gar keine Angst vor Kälte: Mit ihren kurzen Hosen und T-Shirts demonstrieren sie den Zuschauern ihren Enthusiasmus.

Nur wenige Minuten verbleiben bis zum Startschuss. Gulnosa Manssur, eine der Veranstalterinnen, nutzt die Zeit, um von ihrer Initiative zu erzählen. Ehemalige Stipendiaten des amerikanischen Programms FLEX (Future Leader Exchange) wollten ihre Führungsfähigkeiten in der Praxis ausprobieren. So haben sie sich entschieden, am 15. April, dem „Tag der Jugend“, die jungen Leute durch Sport zu einer aktiven Lebensweise zu motivieren. Die Startgebühr für den sogenannten „Marathonlauf“ über fünf Kilometer wird in den Bau von Sportplätzen in den Kinderheimen der Dörfer Akkol und Zholymbet investiert. 713 Menschen gefiel diese Idee, sie meldeten sich über das Internet zu dem Lauf an – auch wenn dann schließlich nur rund die Hälfte von ihnen tatsächlich an den Start ging.

Es ist kein typischer Marathonlauf an diesem Morgen in Astana, nicht nur wegen der kurzen Distanz. In der Nähe des Starts ist eine Bühne aufgebaut. Sie wird von den Fotografen sofort als Punkt mit dem besten Ausblick auf alle Läufer erkannt. Gute Fotos, gute Laune, positive Atmosphäre. Um das Lächeln auf den Gesichtern der Teilnehmer kümmert sich der Moderator, der neben Sportveranstaltungen scheinbar regelmäßig Hochzeiten und Geburtstage moderiert. Noch ein Paar aktive Übungen vom Trainer des Fitnessstudios „World Class“, und die erste Gruppe Läufer geht an den Start. Der jüngste Teilnehmer ist erst drei Jahre alt – er läuft zusammen mit seinem Vater.

Was Menschen motiviert, am Wochenende früh aufzustehen und an einem Rennen teilzunehmen, erklärten Läufer der DAZ nach der Bewältigung der fünf Kilometer-Distanz:

Gulmira, 27, Mitarbeiterin des Ministeriums für Verkehr und Kommunikation: Ich wollte einfach etwas Gutes tun, um zu fühlen, dass ich nicht umsonst lebe. In Astana wohnen insgesamt mehr als 740.000 Menschen, aber nur etwa 400 sind heute erschienen. Ich glaube, wir müssen uns bemühen, diese Zahl zu steigern.

Anuar und Sultan, 16, Schüler am kasachisch-türkischen Lyzeum: Ehrlich gesagt, war uns eher wichtig, mehr Spaß in unser Leben hineinzubringen, deshalb haben wir uns heute kostümiert, um andere wie auch uns selbst zu belustigen. Das alles war sozusagen „Just for fun“. Aber wir haben natürlich einen finanziellen Beitrag für die Heimkinder geleistet.

Kopschan, 31, Internationale Juristen Gesellschaft: Der heutige Lauf ist ein gutes Vorbild für die Nachwuchsgeneration. Ich denke, mit solchen Veranstaltungen können wir den Kindern und Teenagern zeigen: Es gibt eine Alternative für die Freizeitgestaltung. Hoffentlich werden sie dann Trinken und Rauchen als etwas ansehen, was gar nicht interessant ist.

Schachnosa, 25, Club der Lauffreunde „Schelajak“: Ich laufe sehr gern, deshalb nehme ich nicht zum ersten Mal an einem Marathon teil. Aber ich finde es sehr schön, dass wir diesmal zugunsten von Kindern rennen. Das macht mir doppelten Spaß. Außerdem produziert der Organismus viele Endorphine – Glückhormone. Je mehr Sportanhänger, desto mehr glückliche Menschen in unserem Land!

Von Xenia Sutula

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