Endlich gute Nachrichten aus dem Zoo Almaty. Trotz einer Reihe Skandale dieses Jahr konnte der Zoo zwischen Januar und September 2016 mit 430.000 Besuchern einen neuen Rekord aufstellen. Damit sind die Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent angestiegen. Laut informburo.kz führte dies zu einem Überschuss von 230 Millionen Tenge. Pressesprecher Tochtar Alijew weiß, dass er jetzt liefern muss. „Den Profit werden wir zur Reparatur und Pflege der Käfige nutzen. Wie Sie wahrscheinlich wissen, haben wir die Gehälter aller 270 Beschäftigten um 50 Prozent erhöht“, sagte er im Gespräch mit informburo.kz.

Das scheint auch dringend nötig, denn in Vergangenheit war der Zoo vor allem wegen seines schlechten Zustands in den Schlagzeilen. Googelte man den Zoo von Almaty noch vor wenigen Monaten, konnte man Folgendes lesen: „Die Mitarbeiter des Zoos nahmen den Tieren das Futter weg“, „Neue schreckliche Einzelheiten dem Leben der Tiere im Zoo bekannt!“, „Man versucht Tiere mit Rattengift zu töten“, „Die Ursache des Todes der Tigerin“, etc.

Der kasachstanische Fernsehkanal KTK berichtete Mitte Mai 2016, die Naturschutz-Staatsanwaltschaft habe den Grund der Verwahrlosung der Zootiere aufgeklärt: Die Leitung des zoologischen Parks habe sich nicht um die Tiere, sondern nur darum gesorgt, wie man Besucher anlockt, um mehr Gewinn zu erzielen. 80 Prozent aller Freigehege seien für untauglich erklärt worden. Es sei ebenso festgestellt worden, dass die Versorgung der Tiere mangelhaft ist. Die Fachkräfte seien nicht ausreichend ausgebildet, um sich mit der Zucht und Pflege der seltenen Arten zu beschäftigen. Kranke Tiere würden dem Bericht zufolge teils von unqualifizierten Tierärzten behandelt, die nicht über die notwendigen Präparate und Ausrüstung verfügten. Im März starben alle sechs Schneeleoparden. Der Gesamteindruck der Untersuchung ergab, dass die verantwortlichen Beamten den Zoo nicht als ein besonders geschütztes, natürliches Territorium für Tiere betrachteten, sondern nur als kommerzielle Freizeiteinrichtung für Menschen. KTK gab weiterhin bekannt, dass die Tätigkeit des Zoos nun unter der besonderen Kontrolle der Staatsanwaltschaft der Stadt Almatys steht. Damit soll in Zukunft eine Übereinstimmung mit den weltweit geltenden Standards gewährleistet werden.
Das Tierschutzthema wurde in den Medien, besonders sozialen Medien, zu einem Politikum. Besonders das Thema Zooschließung wurde kontrovers diskutiert. Trotzdem schienen sich alle in einem einig: Die aktuelle Situation im Zoo Almaty ist untragbar.

Laut der Zoodirektion soll sich inzwischen einiges getan haben. Es gibt jetzt einen „Streichelzoo“, in dem die Besucher direkt mit den Tieren in Kontakt kommen können. Der Lebensraum des Nilpferds Jumbo wurde erweitert, und auch die Neulinge im Zoo Almaty – die Erdmännchen – haben ein neues Gehäge erhalten, das allen internationalen Standards und Anforderungen entspricht. Eine vollständige Renovierung des Zoos ist für die Zukunft zwar vorgesehen, doch bisher fehlt ein genauer Plan, da der Architekt des Projekts seine Geldmittel bisher nicht erhalten hat. Hoffentlich kann auch dieses Problem bald behoben werden.

Pro und Contra

Die Frage nach einer generellen, moralischen Bewertung von Zoos bleibt natürlich offen. Denkt man über die positiven Argumente für einen Zoo nach, kommt einem zunächst vor allem sein Bildungsaspekt für Kinder in den Sinn. Anschauliche Beispiele in Form von verschiedenen Tieren schärfen das Bewusstsein für eine vielfältige, schützenswerte Umwelt und sind zudem einfach ein schöner Zeitvertreib für die ganze Familie. Der Bildungs– und Sozialisierungsaspekt ist eine gute Sache. Ob man damit das Einsperren von Lebewesen rechtfertigen darf, bleibt fraglich. Sogar die besten Zoos sind nicht immer artgerecht für die Tiere, betonen Tierschützer, Biologen und andere Experten.

Am besten, man stellt sich selbst einmal vor, man werde in eine kleine schmutzige Zelle gesteckt und täglich von Unmengen von Menschen angestarrt. Sie bewerfen einen mit Essen und halten einem Kameras ins Gesicht. Wenn Sie ein Tier im Zoo von Almaty sind, kann es Ihnen passieren, dass Sie im Falle von Krankheit, anstelle medizinischer Versorgung von einem Schamanen mit „Zauberwasser“ behandelt werden (dies geschah dem Fernsehsender KTK zufolge der Tigerin Kuralai). Man kann nur hoffen, dass dem neuen rotgelisteten Amur-Tiger „Batyr“, der dem Zoo von einem anonymen „Wohltäter“ aus seinem Privatbesitz in Astana geschenkt wurde, ein besseres Schicksal widerfährt.

Alissa Tschikmakowa war von März bis August 2016 Praktikantin der DAZ und hat sich im Bereich des Journalismus ausprobiert.

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia