Mediation ist für Kasachstan kein neues Konzept. Mehr als neun Jahre sind vergangen, seit die Gesetze zur Mediation hierzulande in Kraft getreten sind. Für viele ist jedoch selbst der Begriff noch wenig verständlich. Die Institution der Mediation gewinnt für die moderne Gesellschaft zunehmend an Bedeutung und befindet sich in einer Phase aktiver Entwicklung, die durch Gesetzesinitiativen bestätigt wird. Die Deutsch-Kasachische Universität und die Gemeinschaft kasachischer sowie internationaler Mediationszentren hatten sich vergangene Woche vorgenommen, ihre Erfahrungen mit der Mediation zu diskutieren und zusammenzufassen, und veranstalteten ein zweitägiges Forum hierzu.

Vom 27. bis 28. November fand auf Zoom das erste zentralasiatische Vermittlungsforum statt. Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse bei politischen und gesellschaftlichen Akteuren aus den GUS-Staaten Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Ukraine und Russland. Experten, öffentliche Organisationen, Mediatoren und praktizierende Anwälte konnten sich über aktuelle Fragen austauschen, die Mediation zur Beilegung von Streitigkeiten in verschiedenen Bereichen betrafen.

Mediation ist eine der Techniken zur alternativen Streitbeilegung, an der eine dritte neutrale, unparteiische, desinteressierte Partei beteiligt ist – ein Mediator. Es hilft den Konfliktparteien, eine bestimmte Vereinbarung über den Streit zu treffen, die für alle geeignet ist. Mediation ist nicht nur ein Instrument zur Beilegung von Streitigkeiten, sondern auch zum Wiederaufbau von Beziehungen.

Anlass der Veranstaltung war eine Ansprache des kasachsichen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew zum Thema „Kasachstan in einer neuen Realität: Zeit zum Handeln.“
Doch nicht nur in Kasachstan ist Mediation ein Thema. Auch in den USA, in West- und Osteuropa sowie in Ostasien wird die Praxis aktiv angewendet. Mediation wird in Artikel 33 der Charta der Vereinten Nationen als Mittel zur Beilegung von Streitigkeiten anerkannt.

Mediation auch im Unternehmensgeschäft

Bei der Veranstaltung ging es darum, eine ständige internationale Dialogplattform zur Förderung der Mediationsinstitution in Zentralasien, der Ukraine und Russland zu schaffen. Außerdem sollte ein gemeinsames Verständnis für den Ort und die Rolle der Mediation als alternativer Mechanismus zur Lösung von Konflikten geschaffen werden.

Im Rahmen des Forums fand ein Runder Tisch statt, an dem die Mediatoren die Probleme und Perspektiven für die Entwicklung der Mediation in ihren Ländern mitteilten.

Ein kasachischer Senator berichtete über den Stand der Mediation im größten zentralasiatischen Land. Ein internationaler Mediator aus der Ukraine regte eine Diskussion darüber an, wie Vertraulichkeit bei der Praxis in Zeiten einer Pandemie und im Verantwortungsbereich der Mediatoren umgesetzt werden kann. Reden von Mediatoren aus Kirgisistan und Usbekistan gewährten einen Einblick in die Fortschritte zentralasiatischer Kollegen bei der Förderung der Vermittlungsinstitution in der Region. Eine Sprecherin aus Russland widmete sich dem Mediationsansatz und den Möglichkeiten der Mediation im Unternehmensgeschäft.

Keine Alters- und Ländergrenzen

Außerdem wurden im Rahmen des Forums Workshops abgehalten, bei denen für jeden Interessierten etwas dabei war. Auf insgesamt 16 Workshops mit anerkannten Experten ging es um die verschiedensten Themen, von Mediationsinstrumenten bis hin zu den Möglichkeiten des Einsatzes von Mediation in der Medizin.

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Forums war letztlich die Schaffung einer internationalen Dialogplattform. Damit soll Mediation als Institution gefördert werden. Außerdem wurden Möglichkeiten gemeinsamer Aktivitäten von Mediatoren aus Kasachstan und anderen Ländern erläutert. Es besteht kein Zweifel, dass Mediation in unserem Land weit verbreitet sein wird. Das vergangene Forum ist eine anschauliche Bestätigung dafür, denn in Kasachstan wächst die Zahl der Befürworter einer alternativen Beilegung von Streitigkeiten und Konfliktsituationen stetig. In diesem Jahr haben die Organisatoren erneut dafür gesorgt, dass die Mediation keine Grenzen hat – weder territorial noch alters- oder formatbezogen.

Kristina Librikht

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