Alexej und ich haben uns letztens gegenseitig Päckchen zugeschickt und das hat sogar geklappt. Alexej wollte etwas bei Amazon bestellen, das aber nicht nach Wladiwostok geliefert werden konnte, drum gingen die Päckchen erst an mich, damit ich sie dann nach Russland zu Alexej schicke. Ganz einfach und fast ohne Umwege und Umstände. Im Groben. Aber es kommt ja immer auf die Details an. So auch hier.

Es galt zunächst zu klären, wie lange das dauert und wie teuer das ist. Ein halbes Jahr, 100 Euro, schätzte Alexej. Keine Ahnung, brachte ich ein. Ich ließ mich von der Post beraten und verhedderte mich in den vielen Varianten: nicht versichert und schnell, nicht versichert und langsam; langsam und ein bisschen versichert, etwas schneller und ziemlich gut versichert. In jedem Falle war es wesentlich billiger und schneller, als Alexej vermutet hat. Also los.

Bei der Lieferung an mich stolperten wir fast über das erste Detail. Alexej hat sich als Empfänger angegeben, aber meine Adresse als Lieferanschrift. Der Postmann meckerte. Wieso das denn an Herrn R. gehe, wenn er gar kein Namenschild an meinem Postkasten habe, ob er denn überhaupt hier wohne. Streng genommen dürfe er so nicht liefern. Der Postbote gab mir das Paket trotzdem und ich brachte für die zweite Lieferung ein Namenschild an, in großen Buchstaben und direkt vorne drauf auf den Kasten, damit man es nicht übersehen kann, falls nicht derselbe, inzwischen von mir gebriefte Postmann, käme, sondern ein anderer.

Das war sehr schlau und vorausschauend von mir, denn dieser andere Postmann kam – und war trotzdem nicht zufrieden. Ob denn hier dieser R. wohnen würde. Wortlos tippte ich auf das Namenschild. Ja, schon, da wäre eins, aber vorne drauf auf dem Kasten und nicht direkt neben dem Klingelschild. Diese Regel kannte ich noch nicht, aber nun gut. Um den Postmann nicht im Regen stehen zu lassen, klärte ich ihn über unseren Versendetrick auf. „Aha! Das heißt, sobald ich weg bin, reißen Sie den Namen von Ihrem Bekannten oder was der da ist, sofort wieder runter, ja?“ Genau! Messerscharf kombiniert.

Etappe 2: Ab nach Russland mit den Dingern. Aber wie adressieren? In Deutschland fängt man oben mit dem Namen an und arbeitet sich dann nach unten zum Land vor. Ob das auch in Russland so sei, fragte ich Alexej, und ob ich beide Schriftarten verwenden soll. Das war ihm aber vollkommen egal und er fand, das soll auch der Post egal sein beziehungsweise sie soll flexibel sein. Ich solle all seine Telefonnummern auf dem Paket vermerken. Wie, Telefonnummern aufs Päckchen?? Das sei ja ganz unüblich, jedenfalls bei uns in Deutschland, ob das so rechtens ist?! Ist es aber, zu meinem Staunen ist auf dem Adressaufkleber ein eigenes Kästchen für die Telefonnummer vorgesehen.

Wir haben alles richtig gemacht oder die Post ist in Russland ist tatsächlich flexibel – jedenfalls ist die Sendung inzwischen bei Alexej angekommen. Aber selbstverständlich finde ich das immer noch nicht. Denn als ich mir selbst zwischen Russland und Deutschland Päckchen hin- und herschickte, ist der Großteil spurlos verschwunden. Jüngst sind drei Briefe meiner Freundin Ira aus Moskau auf der Strecke geblieben. Und ein Päckchen, das sie mal aus Deutschland an ihre Freundin in Russland geschickt hat, kam zwar an, aber mit anderen Inhalten. Die Wege der Post bleiben – trotz des diesmaligen Erfolges – unergründlich.

Julia Siebert

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