Auf der IX. Internationalen Wissenschaftlichen Konferenz „RIO+20: Nachhaltige Entwicklung durch Innovationen“ in Almaty, initiiert von der Deutsch-Kasachischen Universität mit Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie dem Kasachischen Institut für strategische Studien beim Präsidenten der Republik Kasachstan, kamen Experten aus Regierung, Forschung und Lehre sowie aus Nichtregierungsorganisationen aus fünf Ländern zusammen. Einen Tag lang diskutierten sie über Perspektiven einer nachhaltigen Entwicklung und zogen Bilanz, was seit dem Erdgipfel der Vereinten Nationen vor 20 Jahren, der ersten größeren globalen Konferenz für Umwelt- und Entwicklungsbestrebungen, erreicht worden ist.

Auf der „Rio+20“- Konferenz werden vom 20. bis zum 22. Juni dieses Jahres Vertreter von Regierungen und Nichtregierungsorganisationen sowie tausende weitere Teilnehmer zusammenkommen, um Strategien zu entwickeln, die die Armut reduzieren sollen, soziale Gerechtigkeit dagegen fördern und vor allem den Umweltschutz und eine Nachhaltigkeit unseres Konsums sicherstellen sollen, um unseren immer mehr bevölkerten Planeten zu schützen. Diese Konferenz der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung wird in Rio de Janeiro stattfinden und markiert das 20-jährige Jubiläum der 1992 stattgefundenen Konferenz der UN über Umwelt und Entwicklung. Bereits jetzt zogen in Almaty Experten aus verschiedensten Bereichen Bilanz, ob die Entwicklungen der vergangenen Jahre in Politik, Wirtschaft sowie im sozialen Bereich im Sinne der Nachhaltigkeit waren. Die IX. Internationale Wissenschaftliche Konferenz „RIO+20: Nachhaltige Entwicklung durch Innovationen“ in Almaty, initiiert von der Deutsch-Kasachischen Universität mit Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie dem Kasachischen Institut für strategische Studien beim Präsidenten der Republik Kasachstan, stellte eine erste Bestandsaufnahme über das bereits Erreichte dar. Außerdem sollte sie Impulse für eine nachhaltige ökologische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung liefern. Zunächst brachte die Konferenz vor allem eines ans Licht: Verzicht und Mäßigung in unserem Konsum sind nötig, damit wir auch in Zukunft in einer Welt leben werden, die so ist, wie wir sie uns wünschen. In seinen Begrüßungsworten unterstrich Professor Dr. Johann W. Gerlach, Präsident und Rektor der DKU, dass die Zukunft so oder so kommen wird. Doch ob es die Zukunft im sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereich ist, die wir uns wünschen und die auf dem Gipfel vor 20 Jahren in Rio de Janeiro formuliert worden ist, ist nicht selbstverständlich. Neue Innovationen und Verzicht müssten Hand in Hand gehen, damit unser Handeln auch im Interesse der nachfolgenden Generationen ist. Auch Günter Plambeck, Stellvertreter des Generalkonsuls der Bundesrepublik Deutschland in Almaty, wünschte sich, dass auf dieser Konferenz sowie auf der im Juni folgenden Konferenz in Rio de Janeiro, praktische, in Taten umsetzbare Beschlüsse formuliert werden, damit Nachhaltigkeit nicht länger nur ein oft beschworenes Zauberwort bleibt.

Professor Dr. Bodo Lochmann, Stellvertretender Rektor der DKU, stellte in seinem Beitrag eine Bilanz auf: Was hat sich in den 20 Jahren seit der ersten Rio-Konferenz geändert? Nach Prof. Lochmanns Bewertung, die auf Analysen von UNO-Gremien beruht, gibt es nur einen sehr begrenzten Fortschritt in der Entwicklung von nachhaltigen Systemen.
Insbesondere der Zustand der Umwelt hat sich durch das Wirken der Wirtschaft und Industrie im Vergleich zu vor 20 Jahren eher verschlechtert. Der Druck auf die Ökosysteme der Erde wächst weiter. Schwarze, d.h. umweltschädliche, Wirtschaftszweige tragen unvermindert und eher zunehmend zur Belastung der Umwelt bei. Klima- und Umweltkonferenzen wie 2009 in Kopenhagen und 2011 im südafrikanischen Durban führten zu keinen wesentlichen Ergebnissen, geschweige denn zu einem Umdenken der Hauptakteure.

Die Rio-Konferenz 2012 wird von zwei grundlegenden Fragen bestimmt sein: Wie kann man eine umweltfreundliche „grüne Wirtschaft“ zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung und zur Armutsbekämpfung schaffen? Und: Wie kann ein international koordiniertes Handeln zur Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung erreicht werden, das wirksamer ist, als das bisherige, nicht ausreichend effektive?

Das Credo der Rio-Konferenz 2012 lautet „Rio+20: The future we want“ – Prof. Bodo Lochmann stellt diesbezüglich mit Recht die Frage: Welche Zukunft wollen wir eigentlich? Was bedeutet Nachhaltigkeit?

Hier könne die Antwort nur lauten: Nachhaltigkeit bedeute die Suche nach langfristigen Lösungen. Das muss letztlich bedeuten – “eine Zukunft, die zuallererst auf Effektivität aller Lebensprozesse gerichtet ist, ein Wirtschaftswachstum im Rahmen der Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme und eine Abkehr vom energieaufwendigen Lebensstil, “ so Lochmann.

Trotz des sehr langsam voranschreitenden Prozesses gebe es laut Prof. Lochmann die Chance auf Veränderung hin zu nachhaltigem Wirtschaften. Dafür gibt es in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft Anzeichen, z.B. Zunahme von Transparenz, Kooperation, sozialem Engagement, Demokratisierung von Informationsprozessen, Verbreitung des „Non-Profit-Denkens“ und sozialer Netzwerke.

Da der Energieverbrauch mit etwa 80% an der Umweltbelastung beteiligt ist, muss die Neustrukturierung der Energieversorgung auch einen zentralen Platz einnehmen. Die sich in der Frühphase befindliche dritte industrielle Revolution wird eine dezentrale Energieerzeugung über regenerierbare Energiequellen mit einer intelligenten Energieverteilung über das Internet verbinden, so dass sich völlig neue Potenziale zur Steigerung der Energieeffizienz ergeben. Zudem wird die dezentrale Energieerzeugung bisherige Machtstrukturen und Abhängigkeiten von Großlieferanten grundlegend verändern, so Prof. Lochmann.

In seinen Schlussworten näherte sich Lochmann der Aussage von Jochen Flasbarth, Präsident des deutschen Umweltbundesamtes (UBA), an und betonte: Wir sind noch weit von einer „nachhaltigen Entwicklung“ entfernt. Was jetzt zählt, seien Taten, denn eine Konferenz in Rio durchzuführen sei noch nicht mit konkreten Handlungen gleichzusetzen. Eine besondere Rolle beim Handeln wies Lochmann dabei den jungen Leuten zu, die sich in größerer Zahl unter den Teilnehmern der Konferenz befanden.

Von Malina Weindl und Melanie Frank

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