Auf seiner Geburtstagsfeier blickt das Goethe-Institut Kasachstan nicht nur zurück auf das vergangene Vierteljahrhundert. Es geht auch um aktuelle und künftige Projekte.

Satte Lichteffekte, experimentelle Musik, Arthouse-Sequenzen: Für seine Feier zum 25. Geburtstag hatte sich das Goethe-Institut Kasachstan am Samstag in Almaty etwas Besonderes einfallen lassen. Mit dem Festival für zeitgenössische Musik „Made in Germany – Eegeru Connect“ vermittelte es im Jubiläumsjahr zwei Botschaften: den verbindenden Charakter von Kultur, der sich im Zusammenspiel der Ensembles „Eegeru“ aus Almaty und „Garage“ aus Köln niederschlägt. Und den „Mut, Neues auszuprobieren, statt in Traditionen zu verharren“, wie es ein Vertreter des Instituts während der Veranstaltung formuliert. Nicht jeder Besucher hat etwas für diesen Mut übrig, doch am Ende des Konzerts überwiegt stürmischer Applaus aus dem Publikum und die Geburtstagsfeier nimmt richtig Fahrt auf.

Das Goethe-Institut hat heute 157 Einrichtungen in 98 Ländern weltweit. Dass die Region Zentralasien dabei keine Nebenrolle spielt, lässt am Samstag schon die Gästeliste des Jubiläumsfestivals erkennen. So ist neben der Moskauer Institutsleiterin Heike Uhlig auch der kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts Rainer Pollack aus der Ferne angereist, um mitzufeiern.

Im Gespräch mit der DAZ zeigt sich Pollack erfreut über die aktuellen bildungspolitischen Entwicklungen in Kasachstan, etwa die Aufwertung von Deutsch als Unterrichtssprache und die akademische Ausbildung junger Deutschlehrer. „Es gibt hier große Chancen und wir wollen unsere Aktivitäten und unseren Aktionsradius noch weiter verstärken.“ Wegen der schieren Größe des Landes sei dies zwar eine Herausforderung. Trotzdem gebe es schon jetzt eine Reihe von Erfolgen – von den PASCH-Schulen bis hin zum InfoLab in Nur-Sultan, das vor drei Jahren als Lern- und Begegnungsort gegründet wurde und bis heute gut besucht wird. „Die steigende Zahl an Teilnehmern von Deutschkursen und Deutschprüfungen zeigt, dass das Interesse an der Spracharbeit des Goethe-Instituts beständig wächst“, so Pollack zufrieden.

Heute hat das Goethe-Institut in Kasachstan 40 Mitarbeiter, davon 22 Festangestellte. Im Jahr 2018 gab es 1714 Kursteilnehmer, 2019 waren es allein bis zum Oktober 1620. Es gibt vier Sprachlernzentren, je eines in Nur-Sultan, Karaganda, Kostanai und Pawlodar.

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Dabei fing vor 25 Jahren auch das Goethe-Institut in Almaty klein an. „Am Anfang waren wir im Deutschen Haus untergebracht, fünf Mitarbeiter in einem Zweizimmerbüro“, erinnert sich der Fahrer Wladislaw Rogan. Rogan ist nicht nur der dienstälteste Mitarbeiter des Instituts – er war sogar schon drei Monate vor dessen Gründung da. Damals hielt er den Kontakt zur deutschen Botschaft und zum Außenministerium. Als es 1994 in Almaty gerade einmal sechs Restaurants gab, organisierte er Abendessen und Übernachtungen. Er übernahm Einkäufe für Mitarbeiter des Instituts und Teilnehmer von Seminaren, nahm Bücher- und Möbelsendungen an und kümmerte sich um Visaangelegenheiten.

Aus seinen 25 Dienstjahren kann Rogan einige unterhaltsame Erlebnisse schildern. Etwa als er 2003 eine Gruppe Musiker zu einem Konzert in Kirgisistan begleitete. Beim Grenzübertritt wollte einer der Grenzbeamten wissen, ob die Künstler alle miteinander verwandt seien. Rogan erstaunte die Frage, schließlich stammten die Herren aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands. „Aber sie haben doch alle den gleichen Nachnamen“, wandte der Beamte ein, nahm einen Ausweis und zeigte auf das Feld Augenfarbe: „Grün“.

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Mehr noch als um die Geschichte des Instituts geht es an diesem Abend um aktuelle und künftige Projekte. Etwa die geplante Gründung eines deutsch-französischen Kulturinstituts in Bischkek, die 2017 gestartete Nachhaltigkeits-App „Urbane Ecken“ oder die „Kulturakademie Zentralasien“, die Kulturmanager aus Zentralasien und Deutschland zusammenbringt. Ein neues Magazin über Kasachstaner, die in Berlin leben, kam erst einen Tag vor dem Fest frisch aus der Druckerei, wie Institutsleiterin Eva Schmitt in ihrer Feierrede stolz betont.

Doch Schmitt denkt schon viele Jahre weiter, wie sich am Ende ihrer Jubiläumsrede zeigt. „Ich wünsche mir, dass in 25 Jahren ein Festival hier existiert, das ‚Eegeru Connect‘ heißt – und zwar Eegeru Connect aus einer Welt ohne Grenzen.“

Von Christoph Strauch

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