Wenn ich an Herold Belger denke, dann muss ich sofort an seinen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der kasachischen und der Weltliteratur, der interethnischen Beziehungen und der kulturellen Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland denken.
Herold Belger, der als Sohn einer 1941 deportierten Familie von Wolgadeutschen in Kasachstan geboren wurde, ist ein einzigartiger Schriftsteller, der die kasachische, deutsche und russische Literatur vereint. Er verstand sich nicht nur als Deutscher, sondern auch als Teil der kasachischen Kultur, was sich in seinen Werken widerspiegelte. Belger sprach fließend Kasachisch und hatte ein tiefes Verständnis für kasachische Traditionen, Mentalität, Literatur und das Alltagsleben.
Er betonte oft die Bedeutung der Freundschaft zwischen den Völkern, betrachtete Kasachstan als seine Heimat und setzte sich für die Stärkung des interethnischen Verständnisses ein und hat Brücken zwischen den Kulturen aufgeschlagen.
Belger sprach fließend Kasachisch und übersetzte die Werke vieler kasachischer Klassiker, darunter jene von Abai Kunanbajew. Dies trug dazu bei, die kasachische Literatur auch außerhalb Kasachstans einem russischsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Er war ein Verfechter der Erhaltung und Entwicklung der kasachischen Sprache und Kultur. Seine Schriften berührten wichtige Themen wie die Deportation der Deutschen, die Migration und die Bewahrung des kulturellen Erbes.
Als ein anschauliches Beispiel lässt sich der Roman „Das Haus des Heimatlosen“ erwähnen. Während meiner ersten Dienstreise als Botschafter Kasachstans in Deutschland, im Rahmen des Projekts „Kasachische Bibliothek“ im Jahr 2009, wurde dieser Roman ins Deutsche übersetzt und veröffentlicht. Das Buch steht immer noch in einer der ersten Reihen in meinem Bücherregal, und der Dankesbrief, den mir Herold Belger im Juli 2009 geschickt hat, befindet sich noch in meinem Archiv. Darin drückte er seine besondere Freude darüber aus, dass sein Buch auf Deutsch erschienen ist, und er bedauerte es sehr, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich bei der Präsentation des Buches hatte dabei sein können.
In seinem Roman „Das Haus des Heimatlosen“ erzählt Herold Belger die Geschichte der Wolgadeutschen, von ihrer Deportation nach Kasachstan und den Entbehrungen, denen sie ausgesetzt waren. Der Held des Buches findet seine neue Heimat nicht an einem physischen Ort, sondern in einer geistigen Verbindung mit Menschen und Kultur. In diesem Werk wollte Belger zeigen, dass die Völker trotz aller Unterschiede in Frieden und Harmonie miteinander leben sollten. Das Buch ist eine Art Anerkennung dieser Möglichkeiten.
In diesem Jahr hat unsere Botschaft ein einzigartiges Projekt namens „Stammtisch unterm Schanyrak“ ins Leben gerufen, bei dem jede Sitzung einem bestimmten Thema gewidmet ist. Deutsche Experten, Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen werden zu Veranstaltungen eingeladen, um ihr Wissen, Erfahrungen und Meinungen zu teilen. Im Rahmen des Projekts wurden bereits solche Themen diskutiert wie die „Domestizierung von Pferden“, die vor mehr als 5.500 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Kasachstan stattfand, oder „Tulpen – die Schönheit des Frühlings“, die erstmals in Kasachstan entdeckt wurden und noch heute in weiten Teilen unseres Landes wachsen.
Eine meiner Ideen für das nächste Jahr ist zum Beispiel das Thema der Deportation von Deutschen nach Kasachstan, einschließlich der Lebensgeschichte von Herold Belger und seines bedeutenden Beitrags zur Entwicklung des Multikulturalismus. Ich bin sicher, dass diese Veranstaltung eine gute Plattform sein wird, um über sein Vermächtnis und seine Rolle bei der Entwicklung der kasachischen Literatur und der kasachisch-deutschen interkulturellen Beziehungen zu diskutieren.