Anlässlich des Tages der Republik Kasachstan am 25. Oktober fand in Berlin ein offizieller Empfang in den Räumlichkeiten des renommierten Hotels „Adlon“ statt. Der Tag der Republik ist das wohl wichtigste Datum in der modernen Geschichte des Landes und symbolisiert den Moment, in dem Kasachstan seine staatliche Souveränität vollends erlangte und seine Unabhängigkeit stärkte. Dieser Tag spielt eine Schlüsselrolle für die nationale Identität des Landes.

Eingeladen dazu hatte der Botschafter der Republik Kasachstan, S.E. Nurlan Onzhanov. An den offiziellen Feierlichkeiten nahmen Vertreter der unterschiedlichsten Institutionen teil. Unter anderem Abgeordnete des deutschen Bundestages, Staatssekretäre verschiedener Fachministerien, Vertreter des Bundespräsidialamtes, des Bundeskanzleramtes sowie des Auswärtigen Amtes. Ebenso waren die Botschafter mehrerer Staaten anwesend, die in der Bundesrepublik Deutschland akkreditiert sind. Aber der Botschafter konnte auch Vertreter aus Wirtschaftsverbänden, Stiftungen und den Medien auf dem Empfang willkommen heißen.

Traditionell eröffnet wurden die Feierlichkeiten mit den Nationalhymnen beider Länder, gefolgt von einer Begrüßungsrede des Botschafters der Republik Kasachstan.

Kasachstan attraktiv auf der Weltebene

In seiner Ansprache betonte der Botschafter, dass Kasachstan in den aktuellen geopolitischen Turbulenzen ein aktiver Teilnehmer am globalen Prozess ist. Dazu tragen seine ausgewogene, multivektorale Außenpolitik sowie das Bekenntnis zu den Grundprinzipien des Völkerrechts bei.

Kasachstan ist einer der wenigen Inseln der Stabilität und ein weiterhin sehr verlässlicher Partner trotz der aktuell wachsenden Turbulenzen. Von deutschen und internationalen Experten wurde mittlerweile anerkannt, dass Kasachstan als ein politisch stabiler und wirtschaftlich stetig wachsender Staat auch außenpolitisch als regionale Führungsmacht für Frieden und internationale Zusammenarbeit eintritt.

Weiter verwies der Botschafter darauf, dass das Bruttoinlandsprodukt Kasachstans aufgrund der offenen Markwirtschaft und umfangreicher Investitionen und Modernisierungen in 2023 um 5,1 Prozent gewachsen ist. Diese Entwicklung macht sich auch in den Bewertungen von Ratingagenturen positiv bemerkbar. So hat die Ratingagentur Moody‘s das langfristige Emittenten-Rating Kasachstans in Landes- und Fremdwährung vor kurzem heraufgestuft.

Diese Heraufstufung spiegelt die laufenden politischen und wirtschaftlichen Reformen wider, die darauf abzielen, die Zivilgesellschaft und Demokratie weiter zu verstärken, die Attraktivität für Investitionen zu erhöhen und die Wirtschaft zu diversifizieren.

Unterstützung durch Deutschland

In seinen Ausführungen erwähnte der Botschafter die Naturkatastrophe, die im Frühjahr dieses Jahres für große Überschwemmungen in sieben Gebieten Kasachstans gesorgt hat. Dank der gemeinsamen Anstrengungen aller Teile der Gesellschaft konnte die Naturkatastrophe erfolgreich bewältig werden. Die betroffenen Regionen wurden schnell wieder aufgebaut. Innerhalb von nur vier Monaten wurden 6000 Familien neue Häuser und Wohnungen zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wurden 3000 neue Häuser gebaut. 9000 Familien erhielten Entschädigungen für den Wiederaufbau und für Reparaturen ihrer Wohnungen. Der Gesamtschaden wird auf 1 Milliarde Euro geschätzt. In diesem Zusammenhang bedankte sich der Botschafter bei den deutschen Freunden und Partnern, die Kasachstan in dieser Situation freiwillig geholfen haben.

Kürzlich wurde in Kasachstan eine wichtige und strategische Entscheidung zum Bau eines Atomkraftwerks getroffen, um somit die Grundlage für eine weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu schaffen. Am 6. Oktober 2024 hat sich die kasachische Bevölkerung in einem Referendum klar für den Bau eines Kernkraftwerks ausgesprochen. Es gibt Pläne, dass dieses strategische Projekt durch ein internationales Konsortium umgesetzt werden soll. Dabei sind die Erfahrungen auch deutscher Ingenieure sehr willkommen.

Positive Entwicklungen in den deutsch-kasachischen Beziehungen

An der Schnittstelle zwischen der islamischen, christlichen und konfuzianischen Zivilisation gelegen, praktiziert Kasachstan eine Politik, die auf den Prinzipien der Einheit in der Vielfalt und des gegenseitigen Respekts basiert. Als Beispiel dazu erwähnte der Botschafter, dass Kasachstan Gastgeber der Weltnomadenspiele war, an denen mehr als 3000 Sportler aus 85 Ländern, darunter auch Deutschland, teilgenommen haben. Diese Prozesse zeigen die hohe Dynamik und aktive Entwicklung Kasachstans sowie das Streben des kasachischen Volkes nach ständiger Erneuerung und Verbesserung.

Die deutsch kasachischen Beziehungen haben sich in 2024 weiterhin positiv entwickelt. So belief sich das bilaterale Handelsvolumen nach deutschen Angaben in 2023 auf circa 9 Milliarden Euro. Der Umfang deutscher Direkt- Investitionen in die kasachische Wirtschaft wächst kontinuierlich weiter.

Das wichtigste Ereignis in diesem Jahr war der offizielle Staatsbesuch des Bundeskanzlers Olaf Scholz und das zweite Gipfeltreffen im Format „Zentralasien + Deutschland“, die beide am 16. und 17. September 2024 in Astana stattfanden. Bei den Gesprächen des Bundeskanzlers mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew wurde eine Reihe wichtiger Vereinbarungen getroffen, die zum weiteren Ausbau der bilateralen Beziehungen beitragen. So würdigte Botschafter Onzhanov die Entwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland, was auch durch intensive gegenseitige Besuche auf höchster Ebene zum Ausdruck komme.

Neben der wirtschaftlichen Entwicklung erwähnte der Botschafter zudem, dass die dynamische Entwicklung im kulturellen und humanitären Bereich, als auch in den zwischenmenschlichen Kontakten immer intensiver werde. Als Beispiel dafür nannte der Diplomat die Gründung eines gemeinsamen Zentrums für Wissenschaft und Technologie sowie die Gründung einer kasachisch-deutschen Schule. Die Dokumente dazu sind bereits unterzeichnet worden.

Als besonders erwähnenswert bezeichnete Nurlan Onzhanov das neue Format des deutsch-kasachischen Dialogs – den „Stammtisch unterm Shanyrak“, der von der Botschaft der Republik Kasachstans ins Leben gerufen wurde. Der Shanyrak ist bekanntlich der höchste und wichtigste Teil einer Jurte, der auch dann stets für Frischluft sorgt, wenn man in der Jurte zusammenkommt, um wichtige Entscheidungen im engsten Kreis zu diskutieren. In diesem sehr erfolgreichen Format finden Meinungsaustausch, Diskussionen und Präsentationen zu kulturellen und historischen Themen statt. Der Botschafter hofft, dass sich der „Stammtisch unterm Shanyrak“ in naher Zukunft zu einer effektiven Dialogplattform vor allem im humanitären Bereich entwickelt.

Dialog auf Augenhöhe

Als Gastredner trug Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, eine Glückwunschrede im Namen der Bundesregierung vor. Darin betonte er, dass Deutschland und Kasachstan ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt und einen Dialog auf Augenhöhe aufgebaut haben. Kasachstan sei aus deutscher und europäischer Sicht ein wichtiger zentraler Akteur, nicht nur im Energiesektor, sondern auch generell für die gesamte Region. Für Deutschland ist Kasachstan der wichtigste Handelspartner in Zentralasien.

Weiterhin betonte der Staatssekretär die Bedeutung der Zusammenarbeit im Rohstoffbereich und beim weiteren Ausbau von Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff. Ebenso verwies Michael Kellner auf das große Logistikpotenzial Kasachstans und auf die besondere Bedeutung des Mittleren Transport-Korridors hin.

Abschließend gratulierte der parlamentarische Staatssekretär dem kasachischen Volk zum Nationalfeiertag und wünschte weiterhin Wohlstand und Wohlergehen.

Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete der Auftritt der berühmten kasachischen Sopranistin, Mariya Mudryak. Sie trug drei Werke unterschiedlicher Komponisten vor. Das internationale Publikum würdigte den Auftritt der Künstlerin mit begeistertem Applaus.

Die Veranstaltung verdeutlichte die bereits starken und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Kasachstan und Deutschland sowie den Wunsch beider Seiten, diese Beziehungen weiter auszubauen.

Text / Fotos Christian Grosse

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