Die Europäische Union und Usbekistan haben mit der Unterzeichnung eines neuen Partnerschafts- und Kooperationsabkommens (EPCA) in Brüssel einen bedeutenden Schritt zur Vertiefung ihrer Beziehungen vollzogen. Der usbekische Präsident Schawkat Mirsijojew war persönlich nach Brüssel gereist, um das Abkommen gemeinsam mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, António Costa, und der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu unterzeichnen.
Das neue Dokument ersetzt das bestehende Abkommen von 1996 und markiert den Beginn einer neuen Phase der Zusammenarbeit. Für die EU steht die Vereinbarung auch symbolisch für die zunehmende Bedeutung Zentralasiens im Fokus der europäischen Außenpolitik.
Von der Leyen sagte anlässlich der Unterzeichnung, dass mit dem neuen Abkommen das Versprechen erfüllt wird, „unsere langjährige Beziehung mit Usbekistan zu stärken.“
Neuer Rahmen für politische und wirtschaftliche Kooperation
Das Abkommen sieht eine Ausweitung des politischen Dialogs zwischen Brüssel und Taschkent vor. Darüber hinaus umfasst es eine breite Palette wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bereiche wie Handel, Investitionen, Forschung und nachhaltige Entwicklung. Auch der Schutz geistigen Eigentums wird als strategisches Feld betont.
Besondere Aufmerksamkeit gilt zudem neuen Zukunftsfeldern. Hierzu zählen die Kooperation in der Gewinnung und Verarbeitung kritischer Rohstoffe sowie gemeinsame Projekte zur digitalen Transformation und zu modernen Technologien.
Diese Erweiterung des Kooperationsrahmens verfolgt das Ziel, Usbekistan stärker in europäische Wertschöpfungsketten einzubinden und zugleich die Versorgungssicherheit der EU zu stärken.
Während seines Aufenthalts in Brüssel traf Präsident Mirsijojew auch Vertreter bedeutender europäischer Unternehmen und Banken. Der Besuch unterstreicht die wachsende wirtschaftliche Relevanz Usbekistans für Investoren aus der EU.
Jean-Philippe Gillet vom Satellitenkommunikationsunternehmen SES beschrieb Usbekistan als „ein Land, das wächst, mit einer jungen Bevölkerung und der Ambition, sich als IT-Hub nicht nur in Zentralasien, sondern auch global zu positionieren“. Unternehmen wie SES sehen in dem Land großes Potenzial für digitale Infrastrukturprojekte. Solche Entwicklungen sollen helfen, Technologiezugang, Digitalisierung und internationale Vernetzung Usbekistans voranzutreiben.
Handel wächst – Bedeutung nimmt zu
Der wirtschaftliche Austausch zwischen EU und Usbekistan zeigte bereits in den vergangenen Jahren eine deutlich anwachsende Dynamik. So belief sich der bilaterale Handel im vergangenen Jahr auf rund 4,8 Milliarden Euro, was fast doppelt so viel ist wie noch 2020.
Die EU ist mit einem Anteil von 10,4 Prozent am Außenhandel Usbekistans im Jahr 2024 der drittgrößte Handelspartner. Gleichzeitig liefert Usbekistan 7,2 Prozent seiner Exportgüter in die EU, womit diese nach China der zweitgrößte Exportmarkt des Landes ist.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass die bilateralen Beziehungen nicht nur symbolisch, sondern wirtschaftlich stark an Bedeutung gewonnen haben.
Die Unterzeichnung des Abkommens erfolgt in einer global angespannten Lage und vor dem Hintergrund wachsender geopolitischer Konkurrenz in Zentralasien. Für die EU ist die verstärkte Annäherung an Usbekistan daher auch ein Signal an andere Akteure – insbesondere China und Russland –, im regionalen Wettbewerb präsenter zu sein.
Für Usbekistan wiederum eröffnet die Kooperation die Aussicht auf eine stärkere wirtschaftliche Diversifizierung, auf einen verbesserten Zugang zu Technologien und natürlich auch auf neue Investitionsmöglichkeiten.
Die konkrete Umsetzung der vereinbarten Projekte wird darüber entscheiden, wie nachhaltig die Modernisierung und Öffnung des Landes gelingt – und inwieweit dabei auch Fragen von Rechtsstaatlichkeit, gesellschaftlicher Teilhabe und Transparenz berücksichtigt werden.

























