Im Rahmen des Förderprogramms des Bundesministeriums des Inneren in den Staaten Osteuropas und Zentralasiens organisiert das Goethe-Institut ein Stipendienprogramm für Einsätze als Sprachassistenzen an Kulturhäusern der Deutschen Minderheiten in deren Siedlungsgebieten für 10 Monate.

Zweck des Stipendiums ist es, den Stipendiatinnen und Stipendiaten die Möglichkeit zu geben, durch intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Sprache und der des Gastlandes, sowie dessen Kultur und Gesellschaft sowie mit der Situation der deutschen Minderheit dort ihre interkulturellen Fähigkeiten zu stärken und Erfahrungen in Lehre und Projektarbeit zu sammeln. Gleichzeitig sollen junge Menschen im Gastland durch die Begegnung mit deutschen Muttersprachlern gefördert werden. Den Stipendiatinnen und Stipendiaten kommt dabei eine Brückenfunktion zwischen Gast- und Heimatland zu.

Es werden zwei Stipendien für einen Aufenthalt in Kasachstan, die sich jeweils hälftig auf folgende Orte verteilen, vergeben:

1. Sprachassistenz
Kostanaj – Taraz

2. Sprachassistenz
Semej – Almaty

Es wird ein (1) Stipendium am Deutschen Kulturhaus in Bischkek, Kirgisistan und ein (1) Stipendium am Deutschen Kulturhaus in Taschkent, Usbekistan (bei temporären Einsatz am dortigen Goethe-Institut) vergeben.

Das erwartet Sie

  • Sie unterstützen Deutschlehrkräfte und wirken im außerschulischen Deutschunterricht bzw. Deutschlernformaten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit, insbesondere in der Konversation
  • Sie planen Sprach- und Kulturprojekte zusammen mit den Verbänden der Deutschen Minderheiten und wirken bei diesen mit
  • Sie unterrichten, angeleitet von erfahrenen Lehrkräften, in Gruppen und in Sonderformaten (z.B. Sprachcamps und Sprachlernstätten) Deutsch als Fremdsprache oder wirken aufgrund besonderer eigener Fähigkeiten (Musizieren, Sport) anderweitig in der Vermittlung der deutschen Sprache mit
  • Sie realisieren zusammen mit anderen Sprachassistenzen Projekte u.a. im Social Media Bereich

Es empfiehlt sich eine 20-stündige Teilnahme an Unterricht oder Projekten bzw. Lehrtätigkeit pro Woche, um die oben unter Zweck des Stipendiums genannten Ziele zu erreichen.

Hier stellen sich einige Sprachassistentinnen und –assistenten aus dem aktuellen Programm vor:https://www.linkedin.com/posts/goethe-institut_mit-sprache-br%C3%BCcken-bauen-unsere-sprachassistent-ugcPost-7387049033124560896-x7vW?utm_source=social_share_send&utm_medium=android_app&rcm=ACoAAAOBzg8BMDlbk5yVO2KXIjFrEZibz5cUkNY&utm_campaign=copy_link

Das zeichnet Sie aus

  • Sie sind engagiert, Neuem gegenüber aufgeschlossen und haben Freude an der Vermittlung der deutschen Sprache und Kultur
  • Sie sind kontaktfreudig und eigenständig
  • Sie haben erfolgreich (den ersten Teil) ein(es) Lehramtsstudium(s) absolviert oder mindestens einen Bachelorabschluss in Sprach-, Kultur-, Geistes- oder Sozialwissenschaften , o.ä.
  • Deutsch ist Ihre Muttersprache oder Sie sprechen Deutsch auf muttersprachlichem Niveau (C2-Nachweis)
  • Sie haben Projektideen zur Vermittlung der Deutschen Sprache und Kultur und setzen diese gerne und zeitnah mit uns um
  • Sie interessieren sich für die Arbeit mit autochthonen Minderheiten und für die Geschichte der Minderheiten in den Ländern der vormaligen Sowjetunion
  • Wünschenswert wären Sprachkenntnisse, die eine Verständigung im Einsatzland ermöglichen

Das bieten wir Ihnen

  • Ein monatliches Stipendium in Höhe von 1.300,00 Euro
  • Fortbildungen vor und während des Einsatzes
  • Unterstützung bei der Visumbeschaffung
  • Erfahrung in der Projekt- und Spracharbeit im Ausland

Dafür stehen wir

Rund um den Globus verbinden wir Menschen nachhaltig in einem lebendigen Kultur- und Bildungsnetzwerk. Mit unseren Programmen fördern wir den interkulturellen Dialog, die kulturelle Teilhabe und stärken den Ausbau zivilgesellschaftlicher Strukturen. Dabei prägen Offenheit und Vielfalt unsere Angebote und Arbeitsweisen. Wir unterstützen und fördern Diversität als ein Schlüssel zu Verständigung und Vertrauen.

Chancengleichheit und Inklusion sind uns wichtig. Wir streben auf allen Positionen ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis an und laden insbesondere auch Interessierte mit Schwerbehinderung ein sich zu bewerben. Bei Fragen wenden Sie sich gerne an unsere Schwerbehindertenvertretung, Barbara von Engelbrechten.

Haben wir Sie überzeugt?

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.

Haben Sie noch Fragen?

Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbung (Motivationsschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse)

Bitte senden Sie bis zum 06.01.2026 Ihre Bewerbung oder Nachfragen an Rudolf de Baey, rudolf.debaey@goethe.de.

 

Für weitere Details finden Sie alle Informationen im folgenden Infoblatt:

Sie interessieren sich für ein Stipendium als Sprachassistent/In bei einer der deutschen Minderheiten in Zentralasien (Kasachstan-, Kirgistan- und Usbekistandeutsche)?

1. Wer sind die Rußlanddeutschen? Und wie kamen sie nach Zentralasien?

Die Russlanddeutschen sind Nachkommen deutscher Siedler vor allem aus Hessen, Württemberg und Bayern, die ab dem 18. Jahrhundert – vor allem auf Einladung Katharinas II. – in verschiedenen Regionen des Russische Reich einwanderten. Sie gründeten eigene Kolonien, bewahrten ihre Sprache und Kultur und spielten eine wichtige Rolle in Landwirtschaft und Handwerk.

Als Sammelbezeichnung der Rußlanddeutschen, später Sowjetdeutsche und heute Kasachstan-, Kirgistan- und Usbekistandeutsche gibt es diesen Begriff erst seit dem 20. Jahrhundert. Zuvor standen die konfessionellen und regionalen Unterschiede zwischen den evangelischen, katholischen und mennonitischen Kolonisten an der Wolga, im Schwarzmeergebiet, in Wolhynien, im Kaukasus und in anderen Regionen des Russischen Reiches im Vordergrund.

Durch den deutschen Überfall auf die damalige Sowjetunion 1941 wurden die Russlanddeutschen endgültig von der Wolga, der Krim, aus dem Kaukasus und dem Süden Russlands nach Sibirien und ein Teil von ihnen weiter in die heutigen zentralasiatischen Staaten deportiert und entrechtet. Diese Deportationen sowie die folgenden Jahrzehnte der Sonderansiedlung führten dazu, dass eine große deutschstämmige Bevölkerungsgruppe dauerhaft in Zentralasien blieb.

2. Wer sind die deutschen Minderheiten in Zentralasien heute?

Die Gruppe der ethnischen Deutschen sind anerkannte nationale Minderheiten in Kasachstan, Kirgistan und Usbekistan. Trotz der großen Ausreisewelle nach Deutschland in den 1990er-Jahren lebt weiterhin eine aktive deutschstämmige Gemeinschaft in allen drei Ländern. In Kasachstan leben ca. 224.000, in Kirgistan ca. 8.000 und in Usbekistan 6.000-6.500 ethnische Deutsche. Sie pflegen ihre kulturelle Identität und ihr kulturelles Erbe, lernen Deutsch, kümmern sich um die Angehörigen der Erlebnisgeneration und sind bemüht interessante Projekte in der Kinder- und Jugendarbeit anzubieten.

Eine zentrale Rolle spielen alle drei Dachverbände, von denen aus, das Programm organisiert und finanziert wird. Unterhalb der Dachverbände gibt es in Kasachstan 16 Regionale Gesellschaften, in Kirgistan acht Begegnungsstätten und in Usbekistan vier Deutsche Kulturzentren.

3. Was macht ein/e Sprachassistent*in in einer deutschen Minderheit (dMi)-Organisation?

Ein/e Sprachassistent*in unterstützt die dMi-Organisation vor Ort dabei, die deutsche Sprache und Kultur im lokalen Umfeld zu fördern. Zu dem Aufgabenprofil gehören in der Regel:

Mitarbeit im Deutschunterricht im Format Tandem-Unterricht (Team-Teaching) zusammen mit den Lehrkräften vor Ort auf verschiedenen Kursstufen;
Durchführung von kulturellen Aktivitäten wie z.B.: Themenabenden, Workshops, Sprachclubs online und offline, Lesungen deutschsprachiger Literatur, Landeskundeabende, Liederabende, Theaterworkshops, Filmabende oder Festen, etc.;
Unterstützung bei Jugend-, Kultur- und Bildungsprojekten der dMi-Organisation;
Vermittlung des aktuellen Deutschlandbildes bzw. Förderung der Begegnung zwischen Deutschland und Kasachstan, z. B. durch Austauschformate oder Präsentationen;
Inhaltliche Mitarbeit bei den Veranstaltungen und/oder in der Öffentlichkeitsarbeit

Mitwirkung in Projekten für Vorschulkinder, insbesondere bei der Förderung der mündlichen Kommunikation und spielerischer Sprachübungen.

Unterstützung im theaterpädagogischen Deutschunterricht, z. B. bei Aussprache, Intonation und szenischer Arbeit.

Sprachassistent*innen wirken damit als sprachliche und kulturelle Brückenbauer*innen und stärken die Arbeit der dMi vor Ort.

4. Unterstützung durch das Goethe-Institut und die dMi-Organisationen

Das Goethe-Institut unterstützt die Sprachassistent*innen durch ein Stipendium, die Übernahme der Fahrt-, Flug- und Versicherungskosten, bei der Visaerteilung sowie durch eine begleitende fachliche Betreuung. Zudem werden i.d.R. drei Fortbildungen angeboten: ein Einführungsseminar in München vor Beginn des Einsatzes, ein Einführungsseminar im Goethe-Institut Almaty zu dessen Start sowie ein Zwischentreffen in der Mitte des Einsatzzeitraums.

Die dMi-Organisation unterstützt bei der Wohnungssuche, begleitet im Krankheitsfall z.B. ins Krankenhaus oder zu Fachärzten und begleitet bei sonstigen notwendigen Gesprächen/Vertragsabschlüssen vor Ort (z.B. Gespräche mit dem Vermieter, Abschuss von Verträgen usw.).

5. Was sollten Sie sonst noch wissen?

Es gibt erhebliche kulturelle Unterschiede zwischen dem Leben und Arbeiten in Deutschland und in dem in Zentralasien. Diese betreffen aber nicht nur die kulturellen Unterschiede im Vergleich zu den jeweiligen Mehrheitsgesellschaften, sondern auch im Vergleich zu den ethnischen Deutschen, die in Zentralasien beheimatet sind.

Während in Deutschland eine geringe Machtdistanz, Individualismus, Kurzzeitorientierung und ein direkter Kommunikationsstil üblich sind, wird Ihnen im Rahmen ihres Studienaufenthaltes (in Zentralasien) hohe Machtdistanz, Kollektivismus, Langzeitorientierung und ein indirekter Kommunikationsstil begegnen. In der Kultur der Länder in Zentralasien ist das Senioritätsprinzip tief verankert und die Gesellschaft ist deutlich stärker (als in Mitteleuropa) durch patriarchale Strukturen geprägt.

Darüber hinaus können Sie auch mit Folgen des transgenerationalen Traumas, welches durch die Deportation, Vertreibung und Zwangsarbeit der Generation, die zwischen 1941-1956 persönlich betroffen war und an Angehörige nachfolgender Generation weitergegeben wurde, konfrontiert werden.

Sofern Sie dadurch in persönliche Konflikte geraten, gibt es Ansprechpartner im GI und bei den deutschen Minderheiten, die Ihnen zur Seite stehen und Sie unterstützen.

Im Rahmen der Vorbereitung für Ihren Einsatz werden Sie hierzu Näheres erfahren.

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