Kasachstans Premierminister Smailow trifft in Moskau den russischen Regierungschef Mischustin. Bei den Verhandlungen geht es in erster Linie um die Umsetzung gemeinsamer Wirtschaftsprojekte.
Seit dem Beginn der Kampfhandlungen in der Ukraine und den westlichen Sanktionen gegen Russland stehen auch die Beziehungen zwischen Kasachstan und dem seinem Nachbarn im Fokus. Das größte Land Zentralasiens verhält sich in dem Konflikt politisch neutral, ist aber von den wirtschaftlichen Folgen direkt betroffen. So hängt unter anderem die Stabilität der kasachischen Währung von der des russischen Rubels ab, da Russland mit rund 40 Prozent einen außergewöhnlich hohen Anteil an Kasachstans Importen hat. Das Gesamthandelsvolumen beider Seiten wuchs im vergangenen Jahr um ein Drittel auf einen Rekordwert von 24,2 Milliarden US-Dollar.
Großprojekte im Wert von 4 Milliarden US-Dollar stehen noch aus
Um Wirtschaft, Handel und Investitionen ging es auch am Montag, als Kasachstans Premierminister Alichan Smailow in Moskau zu Verhandlungen mit seinem russischen Amtskollegen Michail Mischustin zusammenkam. Smailow hob dabei die Umsetzung des Programms für wirtschaftliche Zusammenarbeit in der aktuellen Fünfjahresperiode 2021-2025 hervor. Auch die Kooperation im Bereich Industrie sei von hoher Priorität, so der kasachische Regierungschef weiter.
In Kasachstan wurden bislang 13 wegweisende gemeinsame Projekte mit Russland umgesetzt. 22 weitere Großprojekte im Wert von fast 4 Milliarden US-Dollar werden aktuell in Schlüsselindustrien wie Maschinenbau, Metallurgie und chemischer Industrie umgesetzt oder ausgearbeitet. „Wir haben ein erhebliches Entwicklungspotenzial in diesen Bereichen“, betonte Smailow in seiner Rede. Und: „Wir sind daran interessiert, möglichst bald gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen, und umfassende Unterstützung zu leisten.“ Mit Blick auf die strategische Partnerschaft sprach er von einer „hohen Dynamik“.
Wirtschafts- und sicherheitspolitische Partner
Russlands Mischustin knüpfte an das Treffen zwischen Kasachstans Präsident Tokajew und Kremlchef Putin am 16. Mai an. „Wir schätzen unsere Freundschaft, unsere gutnachbarlichen Beziehungen und unser Bündnis mit Kasachstan aufrichtig“, so der russische Premier. „Als Priorität betrachten wir unter anderem die Ausweitung des Handels und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Kasachstan“, führte er weiter aus und schloss sich damit den Worten Smailows an.
Kasachstan und Russland sind gemeinsam Mitglieder in einer Reihe von Organisationen. Während die Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU) der Koordinierung der handels- und wirtschaftlichen Koordinierung dient, ermöglicht die Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) gegenseitigen militärischen Beistand im Falle des Angriffs auf einen der Vertragspartner. Im Zuge der Januar-Unruhen in Kasachstan kam in diesem Jahr erstmals ein OVKS-Kontingent unter russischer Führung in Kasachstan zum Einsatz. Darüber hinaus kooperieren beide Seiten auch innerhalb der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).