Im Rahmen eines mehrtägigen Arbeitsbesuchs in Deutschland am Ende der vergangenen Woche führte der Verkehrsminister der Republik Kasachstan, Marat Karabajew, eine Reihe von Gesprächen mit führenden deutschen Unternehmen aus dem Verkehrssektor. Ziel der Reise war die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sowie die Entwicklung gemeinsamer Infrastrukturprojekte im Bereich Luftfahrt, Eisenbahn und Logistik.

In München traf Minister Karabajew den Geschäftsführer des Münchner Flughafens, Jost Lammers. Der Flughafen zählt zu den bedeutendsten Luftverkehrsdrehkreuzen Europas. Bei dem Gespräch wurde die Bedeutung der neuen Direktflugverbindung zwischen Schymkent und München hervorgehoben (wir berichteten). Beide Seiten sprachen sich für eine Erhöhung der Flugfrequenzen aus und diskutierten Möglichkeiten zur Nutzung moderner Technologien und Managementstandards in der Flughafeninfrastruktur. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Digitalisierung von Luftverkehrsdienstleistungen, der Erhöhung der Flugsicherheit sowie der Verbesserung der Servicequalität für die Passagiere.

Eine Reihe von wichtigen Gesprächen

Ebenfalls in München fand ein Treffen mit Andreas Lübs, dem Geschäftsführer der DB Cargo Eurasia GmbH, statt. Die Gespräche konzentrierten sich auf den Schienengüterverkehr zwischen der Europäischen Union und den zentralasiatischen Staaten. Diskutiert wurde unter anderem die Möglichkeit gemeinsamer Projekte zwischen kasachischen und europäischen Betreibern mit dem Ziel, die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit der transkontinentalen Bahnverbindungen zu steigern.

Ein weiteres wichtiges Gespräch führte Minister Karabajew mit Stefan Bobsien, Vizepräsident für Lokomotiven und Fahrgastfahrzeuge bei Siemens Mobility. Dabei ging es um die Modernisierung des kasachischen Eisenbahnsektors. Im Mittelpunkt standen die geplante Lieferung energieeffizienter Lokomotiven und Elektrozüge, die mögliche Lokalisierung von Fertigung und Montage in Kasachstan, der Aufbau eines flächendeckenden Wartungs- und Servicenetzes sowie der Einsatz digitaler und automatisierter Systeme zur Effizienz- und Sicherheitssteigerung im Bahnbetrieb. Siemens bekundete außerdem Interesse an einer Beteiligung an Projekten im Nah- und Regionalverkehr Kasachstans. Beide Seiten äußerten ihre Bereitschaft zu einer langfristigen Partnerschaft mit klarem Investitionsfokus.

Kasachstan als wichtiges Transitland

Vor seinem Aufenthalt in Deutschland hatte Minister Karabajew bereits am Global Gateway Forum in Brüssel teilgenommen, wo er Pläne für die Öffnung von 22 kasachischen Flughäfen sowie der Häfen Aktau und Kuryk für europäische Investoren präsentierte. Diese Maßnahmen sind Teil einer größeren Strategie, Kasachstan als zentrales Transitland zwischen Europa und Asien zu positionieren. Er verwies darauf, dass der kasachische Luftraum durch die Einführung der sogenannten „fünften Luftverkehrsfreiheit“ erheblich liberalisiert worden sei. In der Folge seien sowohl das Frachtaufkommen als auch die logistische Aktivität deutlich angestiegen.

In Brüssel traf sich Karabajew außerdem mit dem stellvertretenden Premierminister Belgiens, Georges Gilkinet. Dabei wurden Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der Entwicklung logistischer Knotenpunkte am Kaspischen Meer sowie bei grenzüberschreitenden Infrastrukturprojekte diskutiert. Ein weiteres Ergebnis des Brüssel-Besuchs war die Unterzeichnung eines Memorandums of Understanding mit der Europäischen Investitionsbank (EIB), das den Grundstein für gemeinsame Investitionen in die kasachische Verkehrsinfrastruktur legt.

Im Rahmen seiner Gespräche stellte der Minister zudem ein Investitionsprogramm in Höhe von rund 40 Milliarden Euro vor, das in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden soll. Geplant sind der Bau und die Modernisierung von insgesamt über 4.700 Kilometern Straße und 1.300 Kilometern Eisenbahntrasse sowie der Ausbau von Flughäfen und Seehäfen. Die Finanzierung soll teilweise über internationale Finanzinstitutionen wie die EIB erfolgen.

Der Minister hob auch die zunehmende Bedeutung des transkaspischen Verkehrs- und Transportkorridors hervor. Der Containerverkehr auf dieser Route habe sich in den letzten Jahren vervielfacht und die Transitzeit sei von über 50 Tagen auf derzeit rund 19 bis 23 Tage verkürzt worden. Bis 2029 soll die Gesamtkapazität des Transitverkehrs auf bis zu 35 Millionen Tonnen gesteigert werden. Der Ausbau dieses Mittleren Korridors – einer Alternative zur nördlichen Route über Russland – ist ein zentraler Bestandteil der kasachischen Verkehrspolitik und wird von den europäischen Partnern Kasachstans nachdrücklich unterstützt.

Mit seiner Reise nach Deutschland und Belgien setzte Minister Karabajew wichtige Impulse für eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit und die internationale Anbindung Kasachstans. Die Gespräche mit Siemens, DB Cargo und anderen Partnern verdeutlichten das gemeinsame Interesse an technologischer Erneuerung, nachhaltiger Mobilität und stabilen Handelsverbindungen zwischen Europa und Zentralasien. Kasachstan etabliert sich damit zunehmend als strategischer Verkehrsknotenpunkt auf der Neuen Seidenstraße.

DAZ

Anmerkung der Redaktion: Mit Erlass des Präsidenten Kassym-Schomart Tokajew wurde Marat Karabajew nach seiner Europareise am 8. Juni von seinem Amt als Verkehrsminister der Republik Kasachstan entbunden.

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