Tschingis Aitmatow, Literatur-Nobelpreisträger und Botschafter Kirgisistans in Brüssel, hält den Umsturz in seinem Land für eine Lehrstunde für die Nachbarstaaten
Nach seiner Meinung liegen die Gründe für die „Tulpenrevolution“ in der weitverbreiteten Korruption und Armut der Bevölkerung.
„Katastrophenhafte Momente wie diese gab es oft in der Geschichte. Was dazu geführt hat, ist die Armut. Reichtum und Armut stehen sich immer gegenüber, haben wenig Verständnis füreinander und kommunizieren nicht miteinander. So gibt es Widersprüche und Kämpfe.
Korruption beginnt oft mit Kleinigkeiten. Bei einem Polizisten, der ein Auto anhält, bis zu höchsten Rängen“, bemerkte der Botschafter. Von dem Chaos und den vielfachen Plünderungen in Bischkek sei er schockiert gewesen. „Es war wie ein Donner am blauen Himmel. Bekannte aus Bischkek riefen mich an und sagten, dass gerade einer der größten Supermärkte im Zentrum vollkommen ausgeraubt wurde.“ „Ich wusste nicht, was ich tun soll.“
Auf die Frage, ob die neue Regierung die Ordnung herzustellen imstande sei, bemerkte Aitmatow: „Ich denke, dass sie durch eine große Schule der Prüfungen gegangen ist. Sie haben sich dazu entschlossen und sie müssen es erledigen.“
Weiter erklärte Aitmatow: „In der Geschichte gibt es verschiedene Momente, verschiedene Umkehrungen, aber wir Kirgisen müssen angesichts unserer politischer Differenzen für die Bewahrung unserer Staatlichkeit, für die Bewahrung eines selbstständigen Landes. Wenn wir das nicht schaffen, dann werden wir unsere fundamentale Basis verlieren. In der Geschichte hat uns Gott die Staatlichkeit geschenkt und befohlen“. Auf die Frage, ob er eine Verbindung zu der neuen Regierung unterhalte, sagte Aitmatow: „Noch nicht. Ich denke, das wird demnächst passieren.“ Was den Aufenthalt seines Sohnes Askar Aitmatow betrifft, der ehemaliger Chef des kirgisischen Auslandsministeriums ist, so sagte der Schriftsteller, dass er sich „dort, bei sich befindet“. „In Bischkek?“ – „Ja!“ (ferghana.ru; RIA Nowosti)