Von A wie Abbau bis Z wie Zylinderkopf: Über 50.000 Wörter und Begriffe aus der Welt der Technik hat Raimkul Kudaibergenow in die kasachische, russische, englische und deutsche Sprache übersetzt. Das viersprachige technische Wörterbuch ist sein Lebenswerk. Besonders stolz ist der Ingenieur mit deutschem Doktortitel auf die physikalisch-technischen Nachschlagtabellen am Ende des Buches.
/Bild: Christine Karmann . ‚Raimkul Kudaibergenow präsentiert sein Lebenswerk.’/
Die Grundzüge der deutschen Sprache brachte Raimkul Kudaibergenow seine russlanddeutsche Lehrerin in der Schule bei. Nach Abschluss des Instituts für Straßenbau und Kraftfahrzeugtechnik in Almaty und der Aspirantur in Moskau bewarb sich der Ingenieur für einen Forschungsaufenthalt an der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. „Tagsüber lernte ich alles über Theorie und Praxis von Baumaschinen, aber um in die deutsche Sprache einzutauchen, empfahl mir mein vietnamesischer Studienkollege das deutsche Radio- und Fernsehprogramm“, sagt Raimkul Kudaibergenow. So lernte er 1979 mit einem alten Fernsehgerät Deutsch. Und verspürte schon damals den Wunsch, etwas zurückzugeben.
50.000 Wörter aus der Welt der Technik
Zwanzig Jahre später erscheint das 600seitige technische Wörterbuch von Professor Raimkul Kudaibergenow bereits in der zweiten Auflage. „Erst wollte ich das Wörterbuch auf die Bereiche Kraftfahrzeugtechnik und Bergbau begrenzen, aber dann wurde ich immer gieriger“, sagt Raimkul Kudaibergenow. Mittlerweile präsentiert das Nachschlagewerk jeweils 50.000 Wörter und Begriffe aus der Welt der Technik in den Sprachen Kasachisch, Russisch, Englisch und Deutsch. „Für viele technische Ausdrücke gibt es keine direkte Entsprechung im Kasachischen. Vor allem Kasachen aus dem Ausland kennen aber nicht unbedingt die russische oder englische Fachsprache. Deswegen habe ich neue kasachische Wortbedeutungen geschaffen“, sagt Raimkul Kudaibergenow.
Die Arbeit an dem Wörterbuch begann der Ingenieur vor 20 Jahren im Zuge seiner Promotion über die Optimierung des Einsatzes von Erdbaumaschinen unter Berücksichtigung regionaler klimatischer Bedingungen in Dortmund. Ins Ruhrgebiet reiste der Ingenieur mit einigen Vorurteilen. „Ich hatte erwartet, dass ich mit den Füßen im Kohlenstaub versinke, war dann überrascht, dass es gar nicht so schmutzig war“, sagt Raimkul Kudaibergenow. Zehn Jahre blieb Raimkul Kudaibergenow in Dortmund. Nach der Promotion arbeitete er als Regionalmanager für TEREX-Orenstein & Koppel, ein Unternehmen, das riesige Bagger mit Schaufelinhalt bis 40 Kubikmeter für den Bergbau exportierte.
Lieblingsbegriffe: Planierraupe und Bagger
Wissenschaftliche Aufenthalte in den USA und England führten dazu, dass Kudaibergenow die anfängliche Zettelsammlung in Deutsch, Russisch und Kasachisch um englische Fachbegriffe ergänzte. Der Professor für Maschinenbau versteht sein Nachschlagewerk als Beitrag zur Völkerverständigung. „Bereits bei meinen ersten Aufenthalten in Deutschland zeigte ich viele Dias aus meiner kasachischen Heimat“, sagt Raimkul Kudaibergenow. Stolz präsentiert der Ingenieur seine Urkunden, in denen sein Beitrag zur Völkerfreundschaft bestätigt wird.
Bis heute reist Kudaibergenow regelmäßig nach Deutschland. Gerne würde er sein Wörterbuch auch in Deutschland herausgeben. Aus Kostengründen hat der Verlag vorgeschlagen, ein kostenpflichtiges Online-Wörterbuch zu veröffentlichen. Raimkul Kudaibergenow hätte lieber ein Buch in der Hand, ist aber dem Vorschlag nicht abgeneigt. Denn auch in der elektronischen Version des Wörterbuchs werden seine deutschen Lieblingsbegriffe Planierraupe und Bagger Eingang finden.