Ein unvollendetes Haus in den Almatiner Bergen ist heute Anziehungspunkt für Geisterjäger und Gruselfans. Schaurige Geschichten ranken sich um den verlassenen Bau.

Am vergangenen Wochenende wurde Halloween, das beliebte amerikanische Geisterfest, gefeiert. Traditionell kostümiert man sich, verwandelt sich in Zombies, Poltergeister, Kettensägenmörder und andere Gruselwesen. Es ist der Spaß am Grusel und die Freude am Erschrecken, was diesen Tag ausmacht. Noch bis vor einigen Jahren war dieses Fest außerhalb Nordamerikas allerdings weitgehend unbekannt und wurde kaum gefeiert. Erst seit einiger Zeit gibt es weltweit Halloween-Partys und junge Menschen schließen sich mit großer Freude dem Gruselspaß an. Auch in Kasachstan ist Halloween unter den Jugendlichen entsprechend beliebt, wenn auch in diesem Jahr die Halloween-Partys situationsbedingt ausfallen mussten oder weitaus kleiner ausfielen.

Allerdings gibt es selbst in Zeiten von Corona und Quarantäne Möglichkeiten, sich ein wenig in Gruselstimmung zu versetzen. Denn auch Almaty hat einige mysteriöse Orte zu bieten. Orte, über die man sich Gruselgeschichten und schockierende Legenden erzählt. An denen es zu unerklärlichen Erscheinungen gekommen sein soll. Die verdammt sind und an denen Geister und Untote ihr Unwesen treiben. Einer dieser Orte ist das verlassene Spukhaus von Medeu.

Von Friedhöfen und rastlosen Seelen

Das alte Haus ist nicht ganz einfach zu finden. Wer am Eisstadion Medeu oder an der Talstation der Seilbahn steht, hat meistens das moderne Skiparadies Schymbulak im Blick, nicht allerdings den kleinen verlassenen Weg, der nach links abzweigt. Kaum eine Menschenseele verirrt sich hierher. Hinter einer Schranke erfolgt ein steiler Aufstieg, bis hinter rotbraunen Bäumen eine verlassene Ruine auftaucht. Ein ausladender Bau, heruntergekommen, ohne Fenster und Türen. Unzählige Geschichten über das Schicksal des Hauses und was bis heute darin vor sich geht, erzählt man sich in Almaty.

So heißt es, vor vielen Jahren wurde der Besitzer des Hauses mitsamt seiner gesamten Familie darin ermordet. Seitdem spuken deren Seelen rastlos Nacht für Nacht durch die leeren, kalten Räume. Eine andere Legende besagt, dass sich einst ein Friedhof an dem Ort befand, an dem das verlassene Gebäude heute steht. Ein Restaurant mit herrlichem Bergblick war hier geplant, die Bauarbeiter waren voller Tatendrang bei der Sache. Doch dann geschahen unerklärliche Dinge. Einer der Männer, die Nacht für Nacht auf der Baustelle verbrachten, brach sich ein Bein. Ein anderer wurde verstümmelt. Nach und nach traf es jeden einzelnen der Arbeiter, bis kein einziger mehr übrig war. War dies der Grund dafür, dass der Bau nie vollendet wurde und bis heute nur Rohbau blieb?

Vermutlich ging dem Bauherrn das Geld aus

Das verlassene Haus ist heute jedenfalls Anziehungspunkt für Geisterjäger und Gruselfans. Es gilt als ultimative Prüfung, eine Nacht ganz alleine dort zu verbringen. Einige, die dieses Abenteuer mitgemacht haben, berichten von Geräuschen, Schritten, menschlichen Stimmen und Silhouetten und unerklärlichen Schattenwürfen. Andere berichten von negativer Energie, die dieser Ort ausstrahlt. Wieder andere konnten dagegen bei ihrem Aufenthalt dort nichts Außergewöhnliches feststellen.

Und so gehören wohl auch alle Gruselgeschichten, die sich um das verlassene Haus von Medeu ranken, in die Welt der Phantasie. So viele Legenden es um das Gebäude gibt, so wenige Fakten sind tatsächlich gesichert. Vermutlich ging dem ursprünglichen Bauherrn, der dieses Projekt irgendwann in den frühen 2000er Jahren begann, schlichtweg das Geld aus. Auch könnte der Bau illegal hochgezogen und gestoppt worden sein. Schließlich handelt es sich bei den Bergen rund um Medeu und Schymbulak um ausgewiesene Naturschutzgebiete. Solange aber selbst diese Fragen ungewiss bleiben, wird das Spukhaus von Medeu auch weiterhin Gegenstand zahlreicher gruseliger Legenden und Geistergeschichten bleiben.

Halloween ist übrigens mitnichten ein uramerikanisches Fest. Vielmehr hängt es eng mit den Bräuchen des katholischen Allerheiligenfestes zusammen, welches auch in Deutschland traditionell am 1. November begangen wird und an welchem der Heiligen der katholischen Kirche sowie der verstorbenen Angehörigen gedacht wird. Im katholischen Irland war und ist es bis heute Brauch, dass die Kinder am Abend vor dem Fest bei den Nachbarn im Stadtviertel nach Gaben für den Festtisch bitten. Irische Einwanderer brachten diesen Brauch in die USA, wo er, stark kommerzialisiert, bis heute zu einem der wichtigsten Feiertage gehört.

Philipp Dippl

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