Ende Januar organisierten der Internationale Fonds zur Rettung des Aralsees (IFAS) sowie der Deutsche Akademische Austausch-Dienst (DAAD) ein Treffen mit Studierenden in Taschkent.
/Bild: Edda Schlager. ‚Auf dem Trockenen: Schiffe haben auf drei Vierteln der ehemaligen Aralseeoberfläche als Fortbewegungsmittel ausgedient.’/
Die Studenten der Nationalen Universität Usbekistans und der Universität für Weltwirtschaft und Diplomatie informierten sich über den Zustand des Aralsees und die Arbeit des Fonds. DAZ-Korrespondentin Elena Tsay sprach am Rande des Treffens mit Vertretern des IFAS.
Herr Buranow, seit wann existiert der IFAS?
1993 wurden die Zwischenstaatliche Kommission für Wasserverteilung (ICWC) und der Internationale Fonds zur Rettung des Aralsees (IFAS) gleichzeitig von den fünf Präsidenten der zentralasiatischen Länder gegründet. Der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew war von 1993 bis 1997 der erste Vorsitzende des IFAS. Seitdem gibt es in jedem Land eine eigene Filiale. In Usbekistan befinden sich zwei: die Agentur GEF und die Filiale von IFAS in Nukus.
Ist die Rettung des Aralsees heutzutage noch möglich?
So traurig es klingen mag, ich würde sagen: unmöglich. Wir können nur das Verschwinden des Sees verhindern und seine heutige Größe bewahren. Der Aralsee begann bereits in den 1960er Jahren auszutrocknen. In der Sowjetzeit wurde er stark für die Bewässerung riesiger Anbauflächen genutzt. Jetzt sehen wir die „Früchte“ dieser Taten. Unsere Stiftung hat sich zwei Aufgaben zum Ziel gesetzt: Die Erhaltung des Naturobjekts und die Rehabilitation der ökologischen Umgebung des Aralsees.
Welche Folgen sind mit dem Verschwinden des Aralsees heute verbunden?
In Karakalpakstan leben etwa 1,5 Millionen Menschen. In erster Linie leidet die karalkalpakische Bevölkerung an der Austrocknung des Aralsees. Die Oberfläche des Beckens ist im Vergleich zu den Angaben von 1950 um das Vierfache, das Wasservolumen um das Zehnfache gesunken und die durchschnittliche Salinität auf mehr als 60 Gramm pro Liter gestiegen; das sind sechsmal mehr als 1950. Salzstürme beeinflussen mittlerweile das Klima ganz Zentralasiens.
Sie haben gesagt, dass ein weiteres Ziel die Rehabilitation der Aralseeregion ist. Was ist damit gemeint?
Die Umgebung des Sees ist eine Wüste. Unser Projekt versucht künstliche Lokalseen in der Gegend zu schaffen. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist der künstliche See Sudotschje. Dort haben sich Tiere und Pflanzen angesiedelt, Fischerei und Jagd sind möglich.
Daneben gibt es Fonds der sozialen Mitwirkung (FSM). Die gewähren Minikredite zur Entwicklung von Einzelwirtschaften. Bauern, die früher im Aralseegebiet lebten, mussten ihre Arbeit wegen der ökologischen Katastrophe aufgeben und abwandern. Die Bevölkerung in der Region ist in den letzten Jahrzehnten deshalb stark geschrumpft. IFAS fördert die Verbliebenen. Seit der Gründung des Projekts sind 645 neue Arbeitsplätze geschaffen sowie 1.550 Tonnen Fleisch, 44.100 Liter Milch und andere Nahrungs- und Genussmittel produziert worden. Für diejenigen, die an den Folgen der Austrocknung des Sees gelitten haben, wurde ein Diagnostikzentrum aufgebaut.
Welche Folgen hat die Versalzung?
Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit Waldanpflanzungen auf dem getrockneten Grund des Aralsees. Circa 75 Millionen Tonnen Salz, Sand, Staub und Giftstoffe erheben sich jährlich in die Atmosphäre. Pestizide aus der Aralregion können sogar im Blut von Pinguinen der Antarktis nachgewiesen werden. Aralstaub lässt sich auf Grönland und in der Mongolischen Wüste finden. Um den Boden zu festigen, wurden 557.000 Samen von Saksaul und Kadym auf einer Fläche von insgesamt 958 Hektar ausgesät.
Herr Nadyrchanow, wer finanziert diese Projekte?
Der Internationale Fonds zur Rettung des Aralsees und seine Projekte erfahren breiten Zuspruch in Usbekistan. Aus der Bevölkerung erhielten wir 2006 etwa 550 Projektvorschläge, von denen 488 vom Ministerrat Karakalpakstans genehmigt und 482 finanziert wurden.
Mit welchen Staaten oder Organisationen arbeiten Sie zusammen?
Neben der UNO-Entwicklungshilfeorganisation sind dies die EU, die Botschaften der Niederlande, der Schweiz und Dänemarks; die Weltbank, die Schweizerische Internationale Entwicklungsagentur SIDA und die Kanadische Internationale Entwicklungsagentur CIDA. Mit der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) wurden ebenfalls Projekte verwirklicht.
20/02/09