Circa 600 Besucher nutzten beim Auftakt der Europäischen Woche vergangenen Sonntag die Gelegenheit, sich über die EU und deren Mitgliedsstaaten zu informieren. Auf der Bühne im Panfilow-Park boten die Organisatoren unter anderem Pop-Musik und traditionelle Tänze. Gleichzeitig startete die Europäische Filmwoche im Kino „Caesar“, bei der ausschließlich europäische Produktionen gezeigt werden.

Die diesjährige Europawoche ist in Almaty offiziell am Sonntag, den 20. Mai, im Panfilow-Park eröffnet worden. Zu Bier, Wein und Wurst präsentierten sich die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten an 13 Informationsständen. Von 14 bis 16 Uhr gab es ein Programm rund um die EU und vielfältiges Informationsmaterial zu Europa und den jeweiligen Staaten. Circa 600 Besucher nutzten die Gelegenheit, sich ausgiebig zu amüsieren und sich kundig zu machen. Organisiert wurde das Event von der Delegation der Europäischen Kommission in Almaty mit der Unterstützung der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Der wunderschöne Panfilow-Park mit der bunt strahlenden orthodoxen Kirche im Hintergrund bot für das kulturelle Rahmenprogramm den passenden Hintergrund. Folkloristische Tänze, eine Band und weitere kulturelle Darbietungen fanden unter den Zuschauern großen Zuspruch und vor der Bühne gab es dichtes Gedränge.

Trotz des schlechten Wetters zeigten sich Adrian van der Meer, der Leiter der Europäischen Kommission in Almaty, und der deutsche ständige stellvertretende Botschafter Joachim Freiherr von Marschall bei der Eröffnung des Europatages äußerst gut gelaunt. Besonders die Ansprache von Marschalls auf Russisch und auf Kasachisch kam gut bei den anwesenden Gästen an. Befragt nach seinen Russischkenntnissen, antwortete der stellvertretende Botschafter: „Bevor ich meine Stellung in Almaty antrat, absolvierte ich einen Intensivkurs russisch, ansonsten lerne ich noch ein wenig für den Hausgebrauch.“

Besonders die Betreuung der Stände forderte die Mitarbeiter der jeweiligen Nationen, da die Besucher des Panfilow-Parks sich äußerst interessiert und offen für die Informationsbroschüren zeigten. Julia Buschewkina, Mitarbeiterin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), begrüßte den Mix aus Zerstreuung und Information: „Das Unterhaltungsprogramm und der gleichzeitige internationale Austausch gefällt den Besuchern, etwas anderes wäre nicht so interessant für die Leute. Außerdem ist die Veranstaltung ein guter Einstieg, um Europa kennen zu lernen. Wer möchte, kann hier Kontakte knüpfen und sich später weiter informieren. Einzig zu bemängeln ist der zu kleine Platz, der uns dieses Jahr zur Verfügung steht.“

Joachim von Marschall umriss das Ziel der Veranstaltung so: „Der Europatag ist nicht auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet, sondern soll für die breite Bevölkerung einen Zugang zu Informationen über Europa bieten.“ Die Besucher konnten sich so neben ihrem sonntäglichen Spaziergang über die Europäische Union informieren. Alexander Malowo, ein Besucher, sagte: „Die Feier ist eine gute Abwechslung und das Programm sehr unterhaltsam.“

Amüsement und Folklore

Hauptattraktion des Tages waren die Folklore-Darbietungen und das Konzert der Band „Negri“. „Hier zu spielen ist uns eine große Ehre. Der internationale Kontext des Europatages ist besonders inspirierend für uns“, sagte Turson Scherenow, der Schlagzeuger der Band. So kam es, dass die Gruppe mit Enthusiasmus Popmusikklassiker der letzten zwanzig bis dreißig Jahre spielte und die Stimmung unter den zahlreich an der Bühne versammelten Besuchern anheizte. Im Laufe des Nachmittages wurde die Atmosphäre immer besser, so dass man zahlreiche Besucher zur Musik tanzen sehen konnte. Um das Wohl der Kleinen kümmerte sich eine Gruppe von Clowns, die von den Kids voll in Anspruch genommen wurde.

Besonders die farbenprächtigen Kostüme der Vertreter Polens und Rumäniens fanden viel Anklang beim Publikum. Dies zeigten die großen Trauben von Menschen, die sich vor ihren Ständen bildeten und neben dem Gespräch auch den kulinarischen Köstlichkeiten zugetan waren. So konnte man sich bei den Polen an Wodka und Kuchen sowie bei den Deutschen an Wurst und Bier laben. Die Stände unterschieden sich oft deutlich voneinander. Besonders am deutschen und am britischen Stand lag das Augenmerk nicht nur auf Tourismuskatalogen des jeweiligen Landes, sondern es wurde über Austauschprogramme und Stipendien für Studenten und Deutsch- bzw. Englischlerner informiert. Mitarbeiter des DAAD und des Goethe-Instituts gaben dabei ihr bestes, um Informationen an die ernsthaft Interessierten weiterzugeben. Die Studentin Nellijhn Bulatowa, die den Europatag das zweite Jahr besuchte, und trotz des schlechten Wetters kam, sprach sich für mehr Information aus und sagte: „Bier und Wurst interessieren mich nicht so sehr, sondern die Informationen über Europa und der internationale Austausch, der hier stattfindet.“

Filmwoche

Sehr gut besucht war auch die Eröffnung der Europäischen Filmwoche, die mit dem deutschen Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ begann. In dem Streifen wird die Geschichte dreier jugendlicher Rebellen erzählt. Der Film enthält trotz der komödiantenhaften Elemente eine ernsthafte Aussage zur Problematik von Globalisierung und der damit einhergehenden persönlichen Verantwortung. „Wir wollen Cineasten und Filmemacher mit der Filmwoche ansprechen“, erzählt von Marschall von der Deutschen Botschaft. Der sich konsumkritisch zeigende Film, der sich mit der Legitimität und Nichtlegitimität von unverhältnismäßigem Reichtum auseinandersetzt, sei aber nicht speziell für die Filmwoche in Almaty ausgesucht worden.

Gerade eine differenzierte Sichtweise auf die Fragen von Konsum und einem glücklichen Leben in einer Region, in der das Verhältnis zwischen Arm und Reich so unterschiedlich ist, sei äußerst wichtig, so von Marschall.

Das Publikum reagierte in den ersten zwei Dritteln des Films eher verhalten auf die komischen Situationen, in die die Protagonisten schlitterten. Am Ende honorierten die Almatyer den Film sogar mit einem leichten Applaus.

Von Ulf Engert

25/05/07

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